Follower auf Twitter

Ich habe mich so langsam mit der Burger-King-Werbekampagne abgefunden. Selbst als man das Angry-Gram im Anschluss an diese Fleisch-für-Freunde-Aktion nachgereicht hat, bin ich ruhig geblieben. War ja alles nur Spaß, meinte man bei Burger King. Spaß ist lustig, ob das die 233 906 Ex-Freunde auch so sehen ist nicht von Bedeutung. Facebook hatte prompt reagiert und Burger King aus dem Netzwerk geschmissen, Hand in Hand mit der Applikation – wie einen Onkel, der sich auf einer Geburtstagsparty daneben benommen hat. Die Begründung von Facebook liest sich lächerlich: Datenschutz. Ja, ist klar. Wenn Burger King sich jetzt so richtig missverstanden fühlt und traurig ist, kann es ja bei Twitter einsteigen. Einfach die Applikation umbügeln.

Grund:

Der Gründer von Digg, Kevin Rose, twittert gerne (er ist bei dem Laden ja schließlich auch Investor). Was die meisten Follower angeht, ist er auf dem zweiten Platz, gleich hinter, richtig, Barack Obama. Beinahe 89 000 Follower hat Kevin Rose und gibt uns nun 10 total kostbare Tipps, wie man auch so ein beliebter Twitteranier werden kann.

Die zehn Punkte beginnen logisch, banal und noch vertretbar, enden aber in einem ganz armseligen Gequatsche. Da sprach der Investor aus Kevin Rose. Man solle Scheinwettbewerbe für teures Technikgedöhns ausrufen, den beliebtesten Twitter-Nutzern folgen um zu schauen, was die so treiben und wenn alles am Ende gut gegangen ist, dann kann man seine Resultate als Twitter-Counter auf zum Beispiel einem Blog einbinden. Und was zum Geier erfüllt Qwitter für einen Zweck? Ist das so was wie „Freunden“ nachlaufen im virtuellen Raum?

Worum geht es beim Twittern noch mal? Die zehn Schritte sind schon logisch, wenn man viele Followers haben möchte. Aber wozu? Kann man mit 140 Zeichen etwas Aussagekräftiges und Inhaltsvolles einer Masse präsentieren? Wenn man ein Weblog betreibt, dann könnte man dort sicherlich einen Link setzen, aber die meisten Twitter-Nutzer bloggen ja noch nicht mal. Wozu also dieser Unsinn möglichst viele Followers um sich zu scharen. Im echten Leben gibt es dafür ein Wort, das ich so nicht schreiben möchte. Ein Tipp: Es hat was mit dem männlichen Geschlechtsorgan und irgendwas mit Vergleich zu tun. Vernetzung finde ich okay und gut. Neue Kommunikationsarchitektur, meinetwegen.

Aber wenn es ausschließlich um die Anzahl der Follower geht, dann möchte ich hiermit warnend sagen, dass Burger King zurzeit mit einer Applikation auf der Straße sitzt. Rette sich wer kann.

P.S.: Allen, die im Follower-Wahn schon immer wissen wollten, was die Idee von Twitter ist, empfehle ich sich auszuloggen und mal genau auf der Startseite nachzuschauen:

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2 Reaktionen zu “Follower auf Twitter”

  1. Du fragst: „Kann man mit 140 Zeichen etwas Aussagekräftiges und Inhaltsvolles einer Masse präsentieren?“
    Als jemand, der sich ganz offensichtlich mit Sprache und Schreiben auseinandersetzt, müsstest Du die Antwort wohl wissen.
    Wenn nicht. Die Antwort auf deine Frage ist irgendwo versteckt in den Büchern voller Zitate und Aphorismen, in abermillionen von Zeitungsschlagzeilen, auf Werbeplakaten, Warnhinweisen, Durchsagen, Radiomeldungen etc.

  2. Das ist vollkommen richtig. Allerdings ist die Schlagzeile ein Aufhänger. Die Schlagzeile ist längst nicht ausreichend um einen Inhalt vollends zu vermitteln. Vor allem nicht bei der Zeitung.

    Zitate. Gerne. Bist du Picasso, kennst du seine Kunst, seine Passion, weil du die Worte gelesen hast „Die Kunst ist mächtiger als ich…“? Ich weiß was du meinst und wie 140 eingesetzt werden können. Der Titel dieses Beitrags. Aber ist eine Kommunikation mit 140 Zeichen möglich? Ich weiß nicht. Ja, na klar. Aber sie driftet mehr und mehr in Kurzatmigkeit ab.

    Aussagekraft in 140 Zeichen: ja. Inhalt: Ich bezweifle das sehr. Es gibt dir eine Vorahnung von Inhalt. Präsentiert wird dieser mit Sicherheit nicht. Wobei natürlich auch berechtigt die Frage im Raum steht, von welchem Inhalt man spricht.