Xing in der Kritik

Auf der Seite savethesacked.com (zu Deutsch: „Rette die/den Gefeuerten“) konnte man sich bis vor kurzem noch die Zeit mit einem Spiel vertreiben. Aus den Fenstern von Wolkenkratzern schrien Chefs „You’re fired“ („Du/Sie bist/sind gefeuert“), woraufhin sich deprimierte arbeitslose Angestellte aus den Fenstern und damit in die Tiefe stürzten. Aber als Spieler konnte man die verlorenen Seelen retten, indem man diese per Klick und gesteuertem Xing-Fallschirm auffängt.

finanzkrise-spiel
Bild: www.finanz-journal.at/finanzkrise-spiel/

Xing wurde nun dazu gedrängt, dieses Spiel zu entfernen. Nach vier Wochen. Solange hat es nämlich gedauert bis man bei Twitter und netzintern zu meckern anfing. Die ganze Palette: Das sei „am Rande des guten Geschmacks“ bis hin zu „völlig geschmacklos“. Manch einer will sogar Assoziationen zum 11. September 2001 sehen. Ich habe nach einer Minute Nachdenken festgestellt, dass man damit sogar richtig liegt, weil man da ja auch aus dem Fenster gesprungen ist, weil man seinem Job verloren hat, oder?

Ich empfand die Burger-King-Kampagne als überaus geschmacklos, weil es dabei um Luxus- und Wohlstandselend ging, um niederträchtige Doppelmoral usw. Aber in diesem Fall sehe ich keine Geschmacklosigkeit. Ich möchte nicht wissen, wie viele sich schon im Zuge der Finanzkrise das Leben genommen oder vor einen Zug geworfen haben (auch assoziativ, allerdings nicht zu 9/11). Diese Entwicklung zu karikieren und in Werbung zu bündeln ist mitnichten guter Ton, aber da stelle ich doch wohl auch die berechtigte Frage, wo die Blogger, Xinger und Twitterer Ballerspiele sehen. Ich meine GTA weckt bei mir Assoziationen zu abscheulichen ethnischen Säuberungen. Wo waren da die Protestschreie?

Es scheint als würde das Meckern nur mal wieder eine Eigendynamik entwickelt haben. Es ist völlig in Ordnung in kleinen Netz-Games mit Schuhen nach Präsidenten und anderen „Persönlichkeiten“ zu werfen, aber es ist nicht in Ordnung so ein Spiel zu spielen. Das mit der Moral ist ja nicht so ganz einfach, ich weiß.

Was sagt dieses Spiel denn aus? Muss man das wirklich erklären? Xing-Sprecher Thorsten Verspermann:

» Wir nehmen natürlich wahr, was um uns herum und in der Wirtschaft passiert. «

Und damit würde ich das einfach mal so stehen lassen. Ich persönlich kann den Rummel um dieses Spiel nicht begreifen. Aber vielleicht sollte ich beim nächsten Kabarett-Besuch auch einen Karton mit Eiern mitnehmen, falls der Kabarettist unkorrekte Sachen sagt.

(6 Bewertung(en), Schnitt: 4,33 von 5)
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7 Reaktionen zu “Xing in der Kritik”

  1. Endlich traut sich mal jemand die Dinge darzustellen, wie sie sind! Liebe Leute, es ist doch nur ein Spiel und es handelt sich doch nur um eine Metapher! Da begeht keiner Selbstmord und es stirbt auch keiner (oder hat das jemand gesehen?). Man sieht die Leute sogar zum Schluss mit witzigen Schildchen in der Hand, wie z.B. „Will Blog for Food“. Die Leute werden gefeuert und quasi mit einem Tritt in den Allerwertesten aus dem Gebäude befördert. Meine erste Reaktion war ein Schmunzeln….
    Wie kommt man darauf 9/11 darein zu interpretieren bzw. dass Leute sterben? Warum wird nur immer alles gleich negativ ausgelegt? Manchmal könnte man denken, dass Leute nur auf der Suche nach Skandalen sind! Also ich fands eher witzig…

  2. Ich verstehe das nicht ganz, wieso die Leute gleich zu kritisieren anfangen müssen. Meiner Meinung nach ist das als Spaß zu sehen :)
    Xing bietet ja für alle ohne Job eine optimale vermittlung zu neuen oder sogar besseren Arbeitgebern und das wird durch diese spiel eben etwas bildlicher dargestellt.