Kann der E-Commerce von Twitter profitieren?

Die Online-Marketing- und E-Commerce-Analysten von Hitwise haben den Twitter-Traffic untersucht und sind zu einigen erwähnungswürdigen Ergebnissen gekommen (die Untersuchung beschränkt sich auf den Raum Großbritannien). Welche Bereiche profitieren besonders von Twitter als Traffic-Quelle? Nun, besonders viel Traffic fällt auf Unterhaltungsseiten (Entertainment), soziale Netzwerke und Nachrichtenseiten (News & Media) ab, mehr noch als über Google. In Großbritannien liegt Twitter mittlerweile auf Platz 30 der größten Trafficlieferanten, so berichtet heute auch das t3n-Magazin:

» Veranschaulicht ausgedrückt kam einer von 350 Besuchern einer ‚typischen‘ Webseite von Twitter. Zu diesen ‚typischen‘ Webseiten gehören vor allem andere Social Networks, Blogs, sowie Nachrichten- und Unterhaltungsseiten. «

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Onlineshops hingegen profitieren trotz immenser Wachstumszahlen des Microblogging-Dienstes kaum von Twitter. Während 55,9 Prozent des bei Twitter ausgehenden Traffics auf die drei führenden Kategorien (Entertainment, Social Networks, News & Media) abfällt, kommt der E-Commerce nur auf 9,5 Prozent. So sieht es zumindest in Großbritannien aus. Es ist anzunehmen, dass diese Analyse (und diese Zahlen) zumindest eine grobe Ähnlichkeit mit der deutschen Twitter-Traffic-Verteilung haben müsste.

Das t3n-Magazin ist der Ansicht, dass der E-Commerce den Twitter-Trend verschlafen bzw. unterschätzt hat. Ich weiß nicht, ob ich dieser Einschätzung zustimmen kann. Besonders Dell als Beispiel anzubringen, dass man auch den Vertrieb via Twitter ankurbeln kann, halte ich für fragwürdig. Wie bereits berichtet, hat Dell zwar drei Millionen via Twitter „umgesetzt“, jedoch summiert sich dieser Umsatz aus zwei Jahren (das letzte halbe Jahr besonders) und insgesamt 34 verschiedenen Dell-Twitter-Accounts.

Um via Twitter Umsätze zu generieren, benötigt eine Marke Fans oder Interessenten. Diese auf Twitter zu generieren, ist eine schwierige Aufgabe. Dass Dell schon ein kleines bisschen Umsatz generiert hat, zeigt auch wie schwer dieses Unterfangen ist. Dell ist eine bekannte Marke, wie sollen sich kleinere oder mittlere Onlineshops hingegen positionieren?

Wie versammelt ein Unternehmen Kunden um sich herum? Sind Twitterer überhaupt eine geeignete Zielgruppe? Es ist doch anzunehmen, dass die meisten auch online einkaufen. Ich sehe das nicht so, dass der E-Commerce diese Entwicklung verschläft oder unterschätzt. Twitter ist als Plattform einfach noch nicht flexibel genug. Es ist noch viel zu früh, auf große Umsätze via Twitter zu hoffen.

Des Weiteren haben sich Onlineshops auch bereits in Social Networks eingeklingt, beispielsweise Brands4Friends bei studiVZ. E-Commerce ist besser in Social Networks aufgestellt, als die britische Analyse vermuten lässt.
In einem Punkt, stimme ich t3n zu:

» In der nahen Zukunft werden wir sicher vermehrt Versuche aus dem E-Commerce sehen, die darauf abzielen, via Twitter Umsätze oder in einem ersten Schritt Besucherzahlen zu generieren. «

Wie? Das bleibt beim derzeitigen technischen Stand noch unmöglich bzw. kaum messbar. Ja, man kann möglicherweise Kunden mit exklusiven Angeboten locken, die beispielsweise nicht auf dem Onlineshop einsehbar sind. Aber auch hier kann sich das Gleichgewicht schnell negativ verlagern. Und seinen Vertrieb auf Twitter umzustellen, halte ich derzeit für sehr unvernünftig.

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4 Reaktionen zu “Kann der E-Commerce von Twitter profitieren?”

  1. Ich stelle mir das für den eCommerce auch sehr schwierig vor. Insbesondere für Live-Shopping-Plattformen.

  2. Die Grafik überrascht mich derart, ich nehme Twitter, im englischsprachigen Raum als reiner Marktplatz war. Mit einer solchen Verteilung hätte ich persönlich nicht gerechnet.

  3. @Kristoph
    Ja, diesen Punkt habe ich absichtlich noch nicht vertieft ;). Dazu folgt aber bald was…

    @Alphablogger
    Wie hättest du diese Verteilung gesehen? Und weshalb hast du den englischsprachigen Raum als reinen Marktplatz gesehen?