I wear your Shirt: Von einer tollen Idee zum Social Marketing in der Praxis

iwearyourshirtEs ist doch so einfach. Manchmal führen die naheliegenden und schlichten Ideen zu Ruhm. Wie die Idee von Jason Sadler, die ich letztens bei Leander Wattig aufgelesen habe. Es hätte jedermanns Idee sein können. War es aber nicht. Dafür hat Herr Sadler jetzt einen vollen Terminkalender und eine volle Brieftasche.

Seine Idee: I wear your shirt.

Sein Plan: Jeden Tag trägt er für ein Unternehmen ein neues Shirt mit Werbung bedruckt. Das gesamte Jahr lang, sprich 365-mal. Am ersten Tag bezahlt das Unternehmen für die wandelnde Werbetafel aus Fleisch und Blut einen einzigen Dollar. Am zweiten Tag zwei Dollar. Und so weiter und sofort. Am 365. Tag kostet diese Form der Werbung für ein Unternehmen eben 365 Dollar. Das sind im Jahr knapp 70000 Dollar.

Und damit das Unternehmen auch wirklich was davon hat, filmt und fotografiert Jason Sadler sich mit den Shirts selber und verbreitet diese in allen gängigen großen Kanälen des Social Webs. Das ist quasi ein praxisorientierter Social-Media-Consultant, der eine witzige Idee zu einem interessanten und anscheinend auch sehr lukrativen und attraktiven Geschäftsmodell umgesetzt hat. 2009 ist Jason Sadler jedenfalls komplett ausgebucht, ebenfalls bis Mai 2010. Schade, dass der Herr sich nicht klonen lässt (um mal schreiend mit einem übergroßen roten Zaunpfahl zu winken).

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Diese Form der Werbung ist wirklich äußerst angenehm, die Idee verblüfft gerade wegen der simplen Struktur. Ich kann mir so eine Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und aktiven Usern im Netz durchaus vorstellen, zumal diese Idee an sich ja keine Neugeburt ist. Natürlich fällt dieses Geschäftsmodell unter Spielereien. Diese scheint aber zumindest zu funktionieren, sehr gut sogar. Die Unternehmen haben einen Akteur im Social Web, der die Werbepenetration auf angenehmen Level hält, und der Akteur wird scheinbar nur am Anfang seiner Geschäftsbeziehung mit dem Unternehmen über den Tisch gezogen. Ein Unternehmen kann sich so verspielter und wesentlich moderner und attraktiver darstellen, ohne heucheln zu müssen. Das ist in der Tat sehr attraktiv für mehrere Seiten.

Sadler Idee kann man genauso gut als den ausgereckten Mittelfinger sehen, welcher der stotternden Werbebranche gewidmet ist. Das macht ihn ein Stück weit sympathischer als es mit der Idee ohnehin schon ist.

Die Schattenseite ist jedoch, dass so eine clevere Idee nie lange warten muss, bis die ersten Trittbrettfahrer aufgesprungen sind. Und die sind wie Fliegen, wenn einmal ein Meinungsmacher sagt: „Joa, das ist trendy und fancy.“
Und dass dann das Zeitalter wandelnder Werbetafeln anbrechen könnte, jagt mir einen Schauer über den Rücken. Sicher, Werbung lässt sich im Bezug auf Textilien sehr ansprechend visualisieren, aber das tut der potentiellen Reizüberflutung keinen Abbruch.
An besten ich genieße die Idee noch solange, bis ich in einem Jahr Augenbluten auf der Straße bekomme. Und wer weiß, vielleicht ist die Idee ja auch lediglich für die Web-Bevölkerung und nicht für die Straße. Das ist für Unternehmen eine attraktive Zielgruppe, aber auch eine kritische.

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