Mit Geschmacklosigkeit zum Geschmack

Spiegel Online schrieb am vergangenen Samstag „Wer in sozialen Netzwerken wie Facebook mit Werbung auffallen will, muss sich etwas einfallen lassen“ und meinte damit die laufende Kampagne der US-Fastfood-Kette Burger King. Diese hat nämlich den amerikanischen Facebook-Nutzern ein geschmackloses/volles Angebot der besonderen Art unterbreitet: Beende Freundschaften für einen Hamburger.

Ganz recht. Jeder, der in Amerika bereit sei zehn seiner Kontakte bzw. seiner Freundschaften zu kündigen, bekommt einen Hamburger gratis, sofern man sich für diese Aktion eine Facebook-Applikation auf dem Profil einbindet. Burger King sponsert dafür 25.000 Burgers, die normalerweise für knapp 3 Dollars 70 über die Theke gehen. Das sind 250 000 Ex-Freunde.

Die New York Times titelt spaßig „The Value of a Facebook Friend? About 37 Cents“ (noch besser die URL: „…are-facebook-friends-worth-their-weight-in-beef/?hp“). Das sind 37 Cents Freundschaftswert.

Per Facebook-Feed wird die Demütigung dann komplettiert, da das neu installierte Programm gut sichtbar macht, wer gegen totes Fleisch vom Grill getauscht wurde. Eine gelungene Kampagne der Werbeagentur Porter + Bogusky, die auch mit spaßiger Ney York Times in keiner Weise lustig sein sollte. Umso trauriger, dass bis zum Ende dieses Artikels schon knapp 186 000 Freundschaften geopfert wurden.

Burger-King-Marketingguru Brian Gies wollte Facebook auf ironische Weise als Marketingplattform nutzen, so Spiegel Online. So soll die Tendenz sich mit immer mehr virtuellen Freunden gegenseitig übertrumpfen zu wollen, angeprangert werden. Nur halt mit der Methodik des Gegenteiltages. Burger King hat zum Abspecken angeregt. Das ist wahrhaft blanke Ironie. Die Nutzer, die ihre „Freunde“ gegen Burger eingetauscht haben, werden vor lauter Schlingen nicht unbedingt den Sinn dieser Aktion begriffen haben. Oder es ist ihnen schlichtweg egal. Ich wünsche allen Guten Appetit und ein großes Danke an Burger King und deren gewieften Marketingmann, der sich das Web-2.0 zu Eigen gemacht hat um soziale Fehlentwicklungen im virtuellen Raum zu verkäsen.

Hat Burger King nicht auch einen Anteil daran, dass Amerika eine Fastfood-Gesellschaft ist, die sich mit großen Sätzen von der eigenen Gesundheit entfernt? Seine Methode der Fehlentwicklung zu pushen und gleichzeitig andere Fehlentwicklungen vorschieben ist gerissen. Und geschmacklos.

Erst kommt das Fressen und dann die Moral.

(9 Bewertung(en), Schnitt: 4,78 von 5)
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7 Reaktionen zu “Mit Geschmacklosigkeit zum Geschmack”

  1. Hi Basi,
    deine Artikel sind in letzter Zeit Spitzenklasse! So schön kontrovers… :)

  2. Also ich finde es wirklich unerhört, was Burger King sich hier geleistet hat. Die ganze Aktion wäre ja einigermaßen vertretbar gewesen, wenn Facebook sich eindeutig für diese Kampagne ausgeprochen hätte bzw. Profitanteile bekommen hätte. Statt dessen wurde Burger King nun von Facebook verbannt. Die Werbekampagnen des Burger Magnaten werfen bei mir des öfteren Zweifel auf. Wenn man zum Beispiel schaut, was für eine geschmacklose Werbung Burger King in Singapur veröffentlicht hat wird einem schlecht. Ein langer Burger welcher neben einer Gummipuppe mit offenem Mund abgebildet ist. Die Unterschrift dazu lautet „It will blow you away“ oder sowas ( gelesen auf Finanznachrichten.de ) Auf jeden Fall furchtbar.

  3. @sven
    Diese Kampagne war in der Tat wirklich geschmacklos. Aber der Auftritt in Singapur fand ich ehrlich gesagt ganz witzig. Also das mit dem „It will blow you away“. Keine Ahnung, wie die Sitten in Singapur sind, oder wo die Schamgrenze in der Kultur dort liegt, aber ich finde diese Form der Werbung eigentlich ganz witzig.

    Was fandest du gerade an dieser anstößig, mal davon abgesehen, dass Burger King dir generell unsymphartisch zu sein scheint? :)