Opt-Out-Funktionen. Droht das Ende des Targeting?

Nächstes Jahr im Mai wird der Bundestag eine Datenschutznovelle verabschieden. Eine der Neuerungen befasst sich mit der Entlastung von Webseitenanbietern. Momentan haben diese noch die alleinige Verantwortung für den Schutz von Daten, auch wenn der Vermarkter diese missachtet. Neu ist auch die Regelung in Bezug auf das Sammeln von Daten mit Cookies. Der Grund für den Einsatz muss in naher Zukunft gegenüber den Besuchern der Seiten erklärt werden. Auch Thomas de Maizière hat erst kürzlich 14 Thesen zum Thema Datensicherheit veröffentlicht, die sich darauf beziehen, dass Internetnutzer mehr Transparenz gegenüber der Verwendung ihrer Daten bekommen sollen.

Jain Würfel
Foto: S. Hofschlaeger

In einem Interview mit der Internet World Business (Juniausgabe 2010) führt Heike Lindner, Leiterin der Geschäfte für Mediaplex Deutschland und Osteuropa, an, dass es für Internetnutzer nicht möglich sei, alle Daten einzusehen. Die Erfassung geschieht anonymisiert, was bedeutet, dass die gesammelten Informationen nicht mehr auf einzelne Personen zurückführbar sind.

Lindner ruft in dem Artikel zu einer frühzeitigen Reaktion auf. Mediaplex möchte bald mit einer Opt-Out-Funktion (einem kleinen „i“ auf jedem Werbemittel) reagieren. Durch ein paar Klicks können Nutzer so Einsicht in die Verwendung ihrer Daten bekommen und auf Wunsch das Targeting ablehnen. Das Thema Vertrauen ist hier jedoch eine heikle Angelegenheit. Auch wenn Informationen sich nicht mehr auf einzelne Individuenbeziehen lassen, sollte zumindest angeführt werden, dass diese anonymisiert sind.

Zudem sollten sich Anbieter im Zuge des Drucks nach Transparenz davor hüten das neue Recht zur Tugend werden zu lassen. Nicht wer am fairsten wirbt, sondern wer faktisch am besten erklären kann, wie Cookies eingesetzt werden, kann langfristig punkten. Wenn Nutzer dadurch die Sicherheit bekommen, dass keine zu persönlichen Daten preisgegeben werden, muss dies noch nicht einmal das Ende des Targeting bedeuten.

Kommentare oder Vorschläge, wie Anbieter mit dem neuen Datenschutzgesetz umgehen sollten, sind gerne gewünscht.

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6 Reaktionen zu “Opt-Out-Funktionen. Droht das Ende des Targeting?”

  1. Viele Nutzer geben bereits in ihren sozialen Netzwerken so viele sehr private Informationen frewillig preis, warum sollte ausgerechnet die Erklärung der Verwendung von Daten mehr Transparenz und Vertrauen schaffen? Den Großteil der Nutzer wird dies gar nicht interessieren. Da sollte man doch eher Respekt vor dem Datenwahn von Behörden und dem Internetausweis (http://www.heise.de/newsticker/meldung/US-Regierung-macht-Vorstoss-fuer-Internet-Ausweis-1030083.html) haben. Das Augenmerk der Regierung sollte nicht darin liegen, mehr Transparenz im Netz zu schaffen, sondern mehr Transparenz und Rechtssicherheit bei den Staatsorganen und staatlichem Handeln zu erzeugen!

  2. Mit Vertrauen hat dies wirklich nichts zu tun. Das meinte ich auch mit dem Recht nicht zu einer Tugend werden lassen. Das Zeichen, für die Opt-Out-Funktion soll dezent in der Werbung platziert werden.
    Trotzdem finde ich die Idee de Maizieres nicht schlecht, da seine Thesen auf die Eigenverantwortung der Nutzer abzielt und nicht auf sinnlose Restriktionen, die medientechnisch nicht umsetzbar sind. Den Internetausweis finde ich auch ziemlich bedenklich.
    http://www.netathlet.com/business-finanzen/shops/online-shopping-mit-dem-neuen-personalausweis#more-46023
    Datensicherheit auf der einen, aber E-Governance auf der anderen Seite…