Internationalisierung im E-Commerce – Gründe um Deutschland den Rücken zu kehren

Gründe für Internationalisierung im E-Commerce
Foto: _tar0_ via flickr
Internationalisierung ist eines der großen Schlagwörter im E-Commerce und wird die Entwicklung der nächsten Jahre bestimmen. Einerseits aus eigener Perspektive – Wettbewerber wie Alibaba und Rakuten treten in den deutschen Markt ein und verschärfen den Wettbewerb noch weiter. Andererseits internationalisieren schon Startups immer früher.

Wohin expandieren – auch etablierte Player stellen diese Frage nicht erst seit die Samwer-Brüder ihre Geschäfts-modelle in alle Herren Länder exportieren. Eine 2012 unter Entscheidern durchgeführte Umfrage ergab, dass Russland die Liste der Expansionsziele mit 31% anführt, gefolgt von Brasilien (24%), China (23%), Indien (22%) und Japan (22%). Im europäischen Raum locken Deutschland (21%) und Großbritannien (16%).

Abseits der klassischen Gründe für die Internationalisierung – das sind übrigens (Achtung, BWL-Flashback!) sinkende Nachfrage im Heimatland, Internationalisierung der Partner oder Wettbewerber, Gesetze und Restriktionen im Heimatland, niedrigere Produktionskosten, Förderungsgelder, Wirtschaftswachstum, Kampf um Marktanteile – gibt es noch einige spezielle Gründe für den digitalen Handel, sich abseits des Heimatmarktes umzuschauen.

In Deutschland mahlen die Mühlen langsamer

Es macht sich zunehmend bemerkbar, dass die Uhren in Deutschland etwas langsamer ticken. Ein Grund dafür ist der demografische Wandel, wir sind die zweitälteste Bevölkerung der Welt. Ob die oft monierte „Innovationsfeindlichkeit“ nun damit zusammenhängt oder nicht, in jedem Fall ist sie eine Tatsache. Der digitale Wandel dringt bei uns deutlich langsamer durch, was sich zum Beispiel in der vergleichsweise geringen Verbreitung von eBooks oder Gesetzen wie dem Leistungsschutzrecht manifestiert.

Logischerweise verzögert sich bei uns auch die mobile Revolution. Wir sind in Europa das Land mit der geringsten Smartphone-Verbreitung, trauen elektronischen Bezahlverfahren am wenigsten über den Weg. Kein Wunder, dass selbst die Telekom ihre mobilen Pionier-Projekte inzwischen in Polen testet. Innovationen „made in Europe“ nennt man das.

In Ländern, in denen es viele junge (und weniger datenschutzsensible) Menschen gibt, werden Innovationen ganz anders aufgenommen. Trends, die sich bei uns gut anhören, jedoch nie richtig in Fahrt kommen, sind woanders Realität.

Zum Beispiel Social Commerce. Vergangene Woche stellte Jennifer Lopez (ja, richtig gelesen) ihr Omnichannel-Projekt Viva Móvil vor, das sich explizit an den Bedürfnissen der rasant wachsenden lateinamerikanischen Bevölkerung orientiert. Das Konzept ist durch und durch mobil und sozial. So wird etwa vorausgesetzt, dass die ganze Familie zum Shoppen dabei ist, egal ob offline oder online. Daher ist der mobile Shop mit sozialen Funktionen gespickt und die stationären Geschäfte von Viva Móvil räumlich darauf eingestellt.

Fazit

Die Internationalisierung ist eines der nächsten großen Themen im E-Commerce, das alle betreffen wird. Nicht nur aus den klassischen Internationalisierungs-Gründen heraus, auch aufgrund der typisch deutschen Skepsis gegenüber Innovationen, lohnt sich ein Blick über den Tellerrand. Als Beispiele dafür seien Mobile und Social Commerce genannt, die sich in anderen Ländern schneller und leichter durchsetzen als hierzulande.

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