Was sagt eigentlich eine Magento Agentur zum Meet Magento Eklat?

magento_logoWir als langjähriger Partner von Magento möchten unsere Meinung zum „Skandal-Vortrag“ auf der Meet Magento 2014 nicht hinter dem Berg halten. Darauf Bezug genommen haben bereits Jochen G. Fuchs (als Redakteur), Roman Zenner (als Berater und Magento-Experte) und Tobias Zander (als Entwickler).

Harsh Truth Magento - der Vortrag von Tim Bezhashvyly
Tim Bezhashvyly auf der Meet Magento 2014, Foto: Twitter/@sylvainraye

Der Auftritt von Tim Bezhashvyly bringt uns in eine zwiespältige Lage. Vorweg: Wir sind von Magento, sowohl von der Community (CE) als auch von der Enterprise Edition (EE) überzeugt – sonst würden wir sie nicht anbieten. Andererseits hat auch unsere Begeisterung für das Unternehmen nachgelassen, damit sind wir (nun für alle wahrnehmbar) nicht allein. Aber bevor wir in den Chor der Kritiker einstimmen, hier zuerst die Lanze, die wir für Magento brechen:

Was die Enterprise-Edition besser kann

Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass die EE für größere Shops mit höheren Seitenaktivitäten, Pageviews und Transaktionen entwickelt wurde. Dabei ist beispielhaft das angepasste Indexierungsverfahren im Vergleich zur CE hervorzuheben, das bei großen Shops mit vielen Produkten und Produkt-Updates deutlich schneller arbeitet.

Würde man stattdessen eine für Enterprise-Anforderungen angepasste Agenturversion einer CE programmieren, wäre die Updatefähigkeit dahin, der Kunde bindet sich ähnlich einer Agentur-Eigenentwicklung an eine Agentur.

Zum Thema Module

Klar können die meisten Enterprise-Funktionen auch mit CE-Modulen abgedeckt werden, doch sind die immer die bessere Wahl? Während Magento bei der EE die Garantie übernimmt, ist man bei Versionsupdates der CE auf – in der Regel nicht immer verfügbare – passende Modul-Updates angewiesen oder nimmt diese selbst vor. Wer mehrere Module unterschiedlicher Anbieter einsetzt, muss mit Konflikten rechnen.

Eigentlich könnten wir uns als Agentur über diese zusätzlichen Wartungs-Einnahmen freuen und uns zurücklehnen. Doch den Erfolg des Kunden im Blick, macht es aus ganzheitlicher Sicht nicht immer Sinn, bei den Lizenzen zu sparen und Probleme von der Agentur geradeziehen zu lassen, insbesondere ab einer bestimmten Umsatzgröße.

Aus unserer Sicht sind es im Enterprise-Segment außerdem datenschutzrechtliche Überlegungen, gerade bei der Verarbeitung von Kundendaten, die die EE attraktiv machen. Das Argument, dass die Kontrolle durch die Community erfolgt, lässt Kunden aufgrund der Vielzahl der Module auch nicht besser schlafen.

Man liest es heraus, entgegen der Behauptung von Tim Bezhashvyly machen sich es nicht alle Agenturen leicht und verkaufen jedem die EE. Bei der Auswahl des richtigen E-Commerce-Systems treffen wir stets individuelle Entscheidungen gemeinsam mit dem Kunden. Braucht der die Features der Enterprise-Edition nicht, empfehlen wir ihm eine Community-Edition.

Dilemma der Goldpartner: Langfristiger Kundenerfolg vs. Lizenzverkauf

Doch genau hier fangen die Probleme an: Magento misst den Goldstatus nicht an jährlichen Lizenzverlängerungen, an qualifizierten Entwicklern, an erfolgreichen Projekten oder zufriedenen Kunden. Was das Beste für den Kunden ist, wird nicht honoriert, einzig der Neulizenzumsatz der aktuellen Partnerperiode zählt.

Wenn man größere Kunden langjährig intensiv betreuen möchte, ist es nahezu unmöglich diese Ziele zu erreichen, deshalb gehen wir davon aus, dass wir im Laufe des Jahres ähnlich wie andere Agenturen unseren Gold-Partnerstatus aufgeben müssen.

dotSource Magento-Profil
Statt qualifizierter Entwickler ist der Goldstatus von den verkauften Neulizenzen abhängig

Auch ist der Support (auch für Partner) zumindest im DACH-Raum inakzeptabel, das haben wir in einem früheren Beitrag zur System-Diskussion bereits angemerkt. Eine Meet Magento ohne Magento-Vertreter ist der neueste Beweis dafür.

Trotz dieser Politik werden wir weiterhin Enterprise Projekte aus Überzeugung umsetzen. Wir lassen unsere Entwicklungsmannschaft weiterhin zertifizieren (zufällig gab es genau in der Woche der Meet Magento erst wieder Neu-Zertifizierung bei uns) und hoffen, dass Magento dem Verhältnis zu Partnern und der Community künftig mehr Priorität einräumt.

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9 Reaktionen zu “Was sagt eigentlich eine Magento Agentur zum Meet Magento Eklat?”

  1. Es ist doch so: ohne Enterprise Edition keine Community Edition, kein Magento Unternehmen, keine Meet Magento.

    Typisch deutsche Mentalität, möglichst alles für umsonst oder kleinsten Preis haben zu wollen, koste es auf Dauer die Gesundheit oder nicht (siehe Ernährung).

  2. Hi Peter,

    erfahrungsgemäß sind auf der Meet Magento eher die kleinen „Installationen“ präsent. Ich bin mir auch nicht sicher, in welchen Unternehmen der Vortragende gearbeitet hat und was dort die Komplexität der Anforderungen betrifft. Da nützen auch über 10 Jahre Erfahrung nichts. Ich kann 20 Jahre Reifen an Autos schrauben, aber habe ich deshalb DIE Expertise für KFZ-Reparaturen?

    Steffen

  3. Hallo,

    nun kommt es vielleicht wie bei Sugar CRM das die kostenfreie Magento Version noch weniger weiterentwickelt wird. Da hat sich die Community ins eigene Fleisch geschnitten. Ich kann den Veranstalter der Meet Magento nicht verstehen. *kopfschüttel
    Klassischer Pyrrhussieg.

    TFL