„Design Thinking zielt darauf ab, das Leben der Kunden zu verbessern!“ – Interview mit Handelskraft-Speaker Florian Müller von projektUP!

Geschäftsführer projektUP! – Florian Müller
Geschäftsführer projektUP! – Florian Müller
Der Alltag ist voller Aufgaben und Probleme und wir alle versuchen permanent eine Lösung zu finden, die Mission zu erfüllen oder unsere Ziele zu erreichen. Normalerweise wenden wir uns all dem einfach zu, nehmen die Dinge in Angriff und verschwenden dabei häufig viel Energie.
Es muss andere, effizientere und effektivere Wege geben, um mit den Herausforderungen des Alltags umzugehen. Die gute Nachricht: Ja, es gibt sie, mit Hilfe einer problemorientierten und problemlösenden Strategie. Man identifiziert ein Ziel – dabei kann es sich um ein Problem, eine Aufgabe oder eine Situation handeln – und ermittelt dann auf praktischem Wege die bestmögliche Lösung.

Design Thinking führt diesen Ansatz weiter, indem es die Kunden in den Fokus jeder Unternehmenstätigkeit rückt und Lösungen sowie Ideen zur Optimierung und Bereicherung der Customer Experience bietet.

Im Interview mit Handelskraft teilt Florian Müller von projektUP! einige Ansätze, wie Design Thinking Unternehmen hilft, die Kunden in den Mittelpunkt der eigenen Maßnahmen zu stellen und ihre Bedürfnisse vorherzusehen, bevor sie überhaupt entstehen. Bei der Handelskraft 2016, am 18. Februar, wird Florian eine Session zum Thema Design Thinking halten.

Was ist Design Thinking?

Es ist schwer, Design Thinking auf eine einzige Definition herunterzubrechen. Für mich ist es ein Bindeglied, das alle Teamkollegen um ein gemeinsames Ziel vereint: Den Menschen oder Kunden das Leben zu erleichtern. Es ist keine Raketenwissenschaft. Es ist eine Methodik für Innovation, die kreative und analytische Ansätze kombiniert und fachübergreifende Zusammenarbeit erfordert.

Gibt es irgendwelche Best Practices im Design Thinking?

Es gibt zwei schöne Beispiele, die uns das enorme Potential verdeutlichen, das hinter Design Thinking steckt.

Das Morgan Stanley Children´s Hospital of New York City
Stell dir vor, du bist der Vater oder die Mutter eines fünfjährigen Kindes. Aus irgendeinem Grund wird dein Kind krank und sein Gehirn muss mit einem Magnetresonanztomographen (MRT) gescannt werden. Diese Maschinen sind extrem laut und nervenaufreibend, aber harmlos und sicher. Das einzige Problem besteht darin, dass man – wenn man gescannt werden muss – 20 bis 30 Minuten im Tomographen liegen muss und sich nicht bewegen darf.
Für einen Erwachsenen ist das keine große Sache, aber für ein Kind ist das eine vollkommen andere Situation, völlig fernab seines Alltags. In den meisten Fällen ist der einzige Weg, das Kind mit Medikamenten zu sedieren, um es ruhigzustellen und jede Bewegung zu vermeiden. Keine wirklich schöne Idee.

Im Morgan Stanley Children´s Hospital in New York hat ein Design-Thinking-Team eine andere Lösung gefunden. Um den Prozess des Gehirnscans für Kinder zu einer weniger beängstigenden Erfahrung zu machen, hat das Krankenhaus seinen Radiologieraum in einen Piraten-Themenraum umgestaltet. Das Herzstück des Raums bildet der als Piratenschiff getarnte Magnetresonanztomograph (MRT).

Um den Raum so umzusetzen, hat die Klinik beim Design und der Montage des Tomographen mit General Electric zusammengearbeitet. Die kräftige und farbenfrohe Ausstattung des Raums macht ihn sofort lebendig und einladend, weit entfernt von dem, wie medizinische Einrichtungen normalerweise aussehen.

DHL
Wie wird uns der Postbote unsere Pakte bringen, wenn in naher Zukunft immer mehr Fußgängerzonen in den Stadtzentren eingerichtet werden? Wie gelangt der Postbote dann zu uns? Er kann schließlich nicht für jedes einzelne Paket zurück zum Lieferwagen rennen. Was ist also die Lösung?

Bring.buddy – über soziale Netzwerke wird DHL normale Menschen wie dich und mich anwerben, um die Pakete anderer Leute zuzustellen. Der Prozess, die Leute zum Zustellen der Pakete anzuwerben, wurde von einem Design-Thinking-Team entwickelt. Wenn also in naher Zukunft jemand bei euch klingelt und euer Paket bringt, der nicht wie ein Postbote oder Nachbar aussieht, wisst ihr, warum.

Design Thinking wird zum etablierten Instrument für Innovation. Wie kann es Unternehmen helfen, sich auf ihre Kunden zu fokussieren?

Design Thinking rückt den Käufer eines Produkts oder den Nutzer eines Service ins Zentrum aller Aktivitäten, die notwendig sind, um das neue Produkt zu entwickeln oder den neuen Service umzusetzen. Kurz gesagt ist dies das ganze Geheimnis des Design Thinking.

Design Thinking wird all jenen helfen, die sich in ihrer Art der Produktentwicklung weg von „Wir sind gut in etwas und deswegen verkaufen wir es“ hin zu „Wir wollen Produkte verkaufen, die unsere Kunden in Zukunft benötigen, ohne zu wissen, dass sie sie brauchen werden“ bewegen wollen.

Kannst du uns einen Überblick über deine Session bei der Handelskraft 2016 geben?

In unserer Session machen wir eine kurze Tour durch den Design-Thinking-Prozess und betrachten Innovation. Es wird eine echte Erfahrung in Sachen Design Thinking. Und natürlich werden wir auch Zeit für Fragen haben.

Was wird 2016 im Design Thinking ausschlaggebend sein? Gibt es Märkte, die sich bei der Umsetzung von Design Thinking von den anderen abheben?

Es gibt zwei wesentliche Entwicklungen, die ich hier erwähnen würde: Die eine ist der gesamte Prozess der Digitalisierung und die Fragen, die sich im Zusammenhang mit dieser Transformation ergeben: Was brauchen unsere Kunden von uns und wie können wir ihnen die besten Services bieten? Der gesamte Versicherungs- und Bankensektor wird sich beispielsweise mit diesen Fragen auseinandersetzen, da es immer mehr kleine und flexible Startups gibt, die sich vollkommen auf Service und kleine Lösungen fokussieren und für die etablierten Player und Unternehmen somit zu ernstzunehmender, starker Konkurrenz werden können.

Der zweite Markt ist meiner Meinung nach die Entwicklungshilfe und der Sozialsektor. Warum? Durch die Flüchtlingskrise sind wir in Europa mit einer der größten Herausforderungen seit 70 Jahren konfrontiert. Wir werden keine Lösungen finden, indem wir unsere Grenzen dichtmachen, Gelder in die Herkunftsländer pumpen oder unsere eigene Verantwortung auf die staatlichen Stellen abwälzen und sagen, dass jene gefälligst ihren Job machen sollen.

Ich glaube, zusammen mit all den wichtigen Aktionen und Programmen müssen wir auch viele kleine, flexible Lösungen für Flüchtlinge, Freiwillige und Behörden einsetzen. Wie beispielsweise Welcome-Apps, die wichtige Informationen liefern, oder Apps für Deutsch-Arabische und Arabisch-Deutsche Übersetzungen. Ich will nicht sagen, dass diese Apps die Flüchtlingskrise lösen werden. Aber sie können eine kleine, aber sehr starke Hilfe sein.

Was sind deine Erwartungen für die Handelskraft 2016?

Ich freue mich wirklich darauf, neue Kontakte zu knüpfen und interessante und auch kontroverse Diskussionen zu führen.

Wer Florian Müllers Session “Don´t wait! Innovate! Wie Design Thinking hilft, den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen!“ und viele weitere spannende Präsentationen zu Themen wie „Du bist, wo du kaufst!“ nicht verpassen will, kann sich hier zur Handelskraft 2016 anmelden!

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