Selbstoptimierung – Kann das jemand Anderes für mich erledigen?

Grafik: dotSource
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Letzte Woche habe ich in meinem Artikel »das Digitale programmiert uns!« beschrieben, wie facettenreich digitale Systeme uns nicht mehr nur umgeben, sondern unser Denken und Handeln beeinflussen. Wie weit ist der eigene Einrichtungsstil vom IKEA-Traum und Airbnb-Empfehlungen entfernt? Wie vorzeigbar ist der eigene Lifestyle? Das Streben nach Perfektion und Selbstoptimierung wird zum Volkssport. Die Vorzeigbarkeit des analogen und digitalen Ichs zu erhöhen ist enorm anstrengend.

Der Hebel, ein immer besserer Mensch zu werden, ist so präsent wie noch nie. Hilfestellung ist in allen Bereichen des Lebens erwünscht und folgerichtig macht der Service-Gedanke Geschäftsmodelle erfolgreicher. Smarte Lösungen, die Zeit sparen, sind zwar nicht erst seit gestern beliebt, doch sie werden immer stärker nachgefragt. Nach der Maxime von Amazon-CEO Jeff Bezos, beim Kundenproblem anzufangen und von dort rückwärtsgehend Geschäftsmodelle und -Prozesse zu entwerfen, ist der Kern innovativer Unternehmen, das Leben der Kunden zu erleichtern.

Optimierungshelfer liegen vorne

Der Gedanke, Nutzern Arbeit zu ersparen, beginnt bereits bei der Bedienbarkeit von Produkten, Anwendungen und Websites. Man will Kunden nicht mit einem langen Lernzyklus frustrieren. Amazon ist deswegen so erfolgreich, weil die Lieferung stets schnell und zuverlässig erfolgt und daher keine Mehrarbeit verursacht.

Doch Marken können noch mehr für ihre Kunden tun: Eine Geschichte erzählen, die die eigene Persönlichkeit unterstreicht, und ihnen auf diese Weise helfen, sie zu einem besonderen, einem besseren, einem einzigartigen Menschen zu machen. So begann die Erfolgsgeschichte von Engelbert Strauss damit, den Handwerker als Helden zu inszenieren, statt bloße Berufskleidung zu verkaufen.

screenshot: www.kochhaus.de
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Wer sich der großen und kleinen Probleme des Lebens annimmt, liegt vorne. Dazu zählt auch schon, Kunden dabei zu helfen, Alltagssituationen mit einem gewissen Etwas zu meistern.

Zu beobachten ist dieses Umdenken ganz besonders im Food-Bereich. Das klassische Problem – Was koche ich heute Abend? – wollen derzeit zahlreiche Start-Ups für ihre Kunden lösen. Sie erfüllen dabei nicht einfach nur das Ziel der Nahrungsaufnahme. Frisch, abwechslungsreich und gesund soll es sein – und trotzdem im Handumdrehen fertig. Denn Rezeptsuche und das Irren durch den Supermarkt entfallen. Dieser Service macht aus jedem Hobbykoch einen Profi, der seine Freunde und Familie selbst am Ende eines Arbeitstages noch mit ausgefallenen Menüs verwöhnt. Die Hilfe zur Selbstoptimierung zahlt sich aus: Auch wenn der Börsengang des Marktführers HelloFresh verschoben würde, wird das Unternehmen derzeit mit ca. 3 Mrd. Euro bewertet.

Instant Skills

screenshot: www.foreo.com/moda
3D Drucker für Make-UP
screenshot: www.foreo.com/moda
Niemand muss heute mehr Experte werden, um professionellen Output zu erzielen. Perfekte Fotos mit dem Smartphone gibt es dank Instagram. Ein 3D-Drucker für Make-Up ermöglicht es jedem, stets perfekt auszusehen, auch wenn kein Visagist in der Nähe ist.
Das ausgewogene Beet will geerntet werden, denn auch gestresste Städter mit wenig Zeit können dank Seedsheets mit Bio-Gemüse aus Eigenanbau glänzen, ohne gleich Vollblut-Gärtner zu sein.

Erfolgreiche digitale Services ebnen ihren Kunden den Weg zum schnellen Ergebnis. Erweiterte Kenntnisse und Fähigkeiten sind nicht nötig. Professioneller Output – mühelos.

Das digitale Ich will gepflegt sein

Die meisten zwischenmenschlichen Kontakte verlaufen inzwischen über digitale Kanäle. In der Zeit von Single-Haushalten, Fernbeziehungen und losen Kontakten über soziale Netzwerke zeigen wir daher viel häufiger unser digitales Abbild als unser reales.

Aus diesem Grund entsteht aktuell ein Markt für Produkte, die unser digitales Leben in den leuchtendsten Farben malen: Foto-Apps, die ohne Zwischenschritt unser Äußeres optimieren. Action-Camcorder und Kamera-Drohnen, die unsere Freizeitaktivitäten hollywoodreif inszenieren. Services, die zumindest unseren digitalen Beziehungsstatus mit Leben füllen. Denn tatsächlich ist die digitale Inszenierung einer Beziehung keine Vision mehr, sondern ein Service. Der virtuelle Freund macht sich durch regelmäßige Status-Updates bemerkbar und beugt so lästigen Fragen nach dem Beziehungsstatus vor.

Zugegeben: Nicht jeder Kunde strebt danach, sich ein Promi-Make-Up ins Gesicht drucken zu lassen oder seine Partnerschaft zu virtualisieren. Doch zwischen den Polen totaler Verweigerung und radikaler digitaler Selbstoptimierung liegt die Vielzahl individueller Bedürfnis-Kombinationen, welche die Tür für jede Menge personalisierter Services und Geschäftsmodelle öffnet. Was bleibt ist die Frage nach Transparenz: Was müssen Kunden und Dienstleister übereinander wissen, um eine langfristige Kundenbeziehung zu beiderseitigem Vorteil einzugehen? Dabei gilt die Devise: Tausche Daten gegen personalisierte Angebote.

Handelskraft 2016

HandelskraftDieser Auszug zur Zukunft des digitalen Handels stammt aus unserem Trendbuch »Handelskraft 2016 – Day One in Digital Life«, das auf unserer Webseite kostenfrei heruntergeladen werden kann.

Das Trendbuch ist außerdem in hochwertiger Druckform zu haben. Wer Interesse am »Handelskraft 2016«-Buch hat, weitere Informationen oder Beratung wünscht, darf uns gern kontaktieren.

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