Branche im Fokus: Es gibt Bewegung im Online-Lebensmittelhandel

Grafik:Creative Tools
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Das Thema Online-Lebensmittelhandel ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ist der wirklich große, von vielen herbeigesehnte, Wandel bisher ausgeblieben, zumindest in Deutschland. Trotzdem gibt es seit Jahren Bewegungen in diesem Bereich: Von gehypten und gescheiterten Start-Ups aus Berlin bis hin zum Einstieg der Big-Player wie Rewe oder bald auch Amazon.
 
Das ganze erinnert an einen Sprint: Während sich manche beim Warm-Up schon verletzt haben, stehen nun die vielversprechendsten Wettbewerber an den Startblöcken. Der Startschuss scheint dabei – für einen Sprint unüblich – von einem der Teilnehmer auszugehen. Die Frage ist also was passiert, sobald Amazon Fresh in Deutschland auf den Markt freigelassen wird. Wessen Geschäft ebenso von Amazon bedroht wird, sollte die nächsten Monate unbedingt den Online-Lebensmittelhandel im Blick behalten.

Schäfermatt oder langer Kampf?

Denn die Konkurrenten von Amazon Fresh wappnen sich auf einen Kampf und werden nicht kampflos aufgeben. Ein Matt nach 4 Zügen scheint daher unwahrscheinlich aber dennoch möglich. Da wäre zum Beispiel die Rewe Group zu der nicht nur die Supermärkte „Rewe“ gehören, sondern auch der Discounter „Penny“. Und genau diesen will die für die Digitalisierung gegründete REWE Digital GmbH – zu denen auch Commercetools gehört – demnächst in die Welt des Online-Lebensmittehandels einführen.

Etwas spät meinen viele, sind andere Discounter wie Lidl und Netto doch schon lange online erreichbar. Es zeigt jedoch, dass sich die Rewe Group breit für den kommenden Sprint aufstellt. Apropos Lidl: Ein Bericht von Der Spiegel offenbart die Denke des Gründers der Schwarz-Gruppe, Dieter Schwarz. Besonders gut kommt der Gründer dabei nicht weg, zu unmodern soll die Führungsweise sein. Auf dem E-Commerce Camp 2017 konnte man sich allerdings ein anderes Bild machen. Lidl baut zunehmends eigene Kompetenzen hinsichtlich der unternehmensinternen Digitalisierung auf.

Big Bang mit Amazon Fresh?

Und so wartet man auf den Start von Amazon Fresh in Deutschland und einer einhergehenden Reinigung des Marktes. Insolvenzverwalter warnen die Tage bereits vor einer bevorstehenden Pleitewelle im deutschen Online-Lebensmittelhandel. Nach einer Studie der Berater von Oliver Wyman seien so bis zu 40.000 Arbeitsplätze gefährdet. Schwarzseherei? Man bekommt fast das Gefühl, dass Amazon schon jetzt für sämtliche Fehlentwicklungen innerhalb der Branche zur Verantwortung gezogen wird.

Überraschend ist dabei, dass viele dachten, dass der digitale Darwinismus vor dem Lebensmittelhandel halt machen würde. Die Rewe Gruppe und die Schwarz Gruppe zeigen, dass man nicht kampflos aufgeben muss. „Ich hab’s euch ja gesagt“ in Reinform… oder welcher Lebensmittelhandel hat sich vor 10 Jahren bei der Eroberung der Fashion-Branche durch den Onlinehandel gedacht: „Uns wird das nicht passieren!“? Sicherlich eine Mehrheit, sonst würde man nicht eine solche Angst vor dem U.S.-Konzern haben.

Was kann getan werden?

Es gibt zwei mögliche Strategien für die deutschen Lebensmittelhändler. Zunächst kann man darauf hoffen, dass auch Amazon Fresh nur schwer vom Kunden angenommen wird und der Online-Lebensmittelhandel sich schon nicht durchsetzen wird. Diese Strategie basiert auf Hoffnung und einem mittlerweile veralteten Weltbild. Wie sowas endet? Einfach mal die „Erfolgsgeschichte“ von Nokia zu Gemüte führen.

Die zweite Strategie ist der Einlass auf den bevorstehenden Wettbewerb. Deutsche Lebensmittelhändler besitzen die Logistik und vor allem die Erfahrung im Verkauf von Lebensmitteln. Wieso dieses Know-How nicht mit in eine – wie auch immer geartete – Online-Distribution übernehmen? Klar ist es schwer gegen Amazon zu gewinnen. Aber jahrelang nur zuzuschauen und sich dann zu beschweren ist nun mal auch nicht die Lösung.

dotSource Notrufnummer

Sollte beim Lesen des Artikels folgender Gedanke aufgekommen sein: „Ach, sowas passiert in unserer Branche nicht. Die gibt es seit 50 Jahren so und wird es auch in 50 Jahren noch im gleichen Maße geben“ – sollte dringend einer unserer Digital Manager kontaktiert werden. Keine Branche ist sicher und kein Geschäftsmodell ist für ewig stabil. Das eigene Unternehmen kränkelt am Onlineshop, am CMS-/PIM- oder CRM-System? Die Notrufnummern unserer Digital Manager finden sich hier.

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2 Reaktionen zu “Branche im Fokus: Es gibt Bewegung im Online-Lebensmittelhandel”

  1. Der deutsche Lebensmittelmarkt ist einzigartig, bezogen auf Marktdichte, Wettbewerbssituation und auf die günstigen Preise. Im Land der Discounter und der Lebensmittelrabattschlachten wird es Amazon nicht so einfach haben, wie bei anderen Branchen. Herausforderungen wie Logistik, Kühlkette und Transportkosten machen diese Aufgabe noch kniffliger. Über den Preis wird die Verdrängung diesesmal nicht laufen, davon bin ich überzeugt. Ob die Masse der Kunden bereit sein wird, für die bequeme Lieferung wesentlich tiefer in die Tasche zu greifen, glaube ich nicht. Falls Amzon das Geschäft stark subventionieren würde, dann wäre ein „Erfolg“ wahrscheinlicher.

  2. Wenn man bedenkt, dass E-Food die Verknüpfung von Off- und Online darstellt, stellt sich doch die Frage, welcher Lebensmittelhändler zuerst seine Prozesse und Infrastruktur so digital verzahnt, dass der Laden nur ein „Click&Collect“-Point of Sale darstellt.

    Beim Punkt der Anfangssubventionierung stimme ich zu.