10 Jahre AirBnB: Von der Luftmatratze zum Luxusloft [5 Lesetipps]

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Quelle: AirBnB

Brian Chesky und Joe Gebbia sind heute vielfache Millionäre, aber vor zehn Jahren, hatten die beiden Schwierigkeiten, ihre Miete in San Francisco zu bezahlen. Das brachte sie im Sommer 2008 auf eine Idee: Sie würden Luftmatratzen-Schlafplätze in ihrer Wohnung vermieten und Frühstück anbieten – im englischen Air Bed and Breakfast genannt. Wenige Wochen später wurde eines der heute wertvollsten und transformativsten Start-ups der Welt offiziell gegründet: AirBnB. Die Firma ist nicht nur die weltweit größte Plattform für die Vermietung von privaten Zimmern und Wohnungen, sie ist der globale Tourismus-Anbieter des Internetzeitalters schlechthin.

Dem Unternehmen ist es durch die Sharing-Economy-Prinzipien gelungen, das ganze etablierte Hotelgewerbe ins Wanken zu bringen und unsere Reisegewohnheiten zu verändern. Die Auswirkungen von diesem Erdbeben waren und sind gewaltig. Grund genug einen Blick auf die Gegenwart und Zukunft von AirBnB zu werfen.

AirBnB oder: Es ist gut, die Wahl zu haben

Bevor AirBnB entstand, war die Auswahl einer Unterkunft ziemlich begrenzt: Entweder man kennt Leute, hat also Freunde oder Familie, bucht ein oft nicht gerade günstiges Hotelzimmer oder sucht sich eine Ferienwohnung über eine lokale Agentur.

Mit dem Aufkommen von AirBnB hat sich das radikal geändert. Warum nicht mit ein paar Klicks bei einen Einheimischen preisgünstig übernachten? Jemand, der zudem wertvolle Tipps für einen einzigartigen und authentischen Urlaub geben kann? Millennials waren damals (und sie sind es immer noch) davon begeistert, weil sich ihre hohe Reisebereitschaft endlich mit ihrem niedrigen Einkommen vereinbaren ließ. Mit AirBnB haben sie die Wahl. Und sie haben auch die Möglichkeit, das Touristen-Etikett eines Hotelgastes abzulegen und in die echte Welt vor Ort einzutauchen.

Auf diese Weise erweitert die Plattform das Angebot an Betten für Besucher, gibt jungen Touristen einen authentischeren Geschmack ihres urbanen Reiseziels und hält die Preise für alle Reisenden niedrig. Dank dieses innovativen Konzepts ist das kalifornische Start-up heute 31 Milliarden US-Dollar wert und in mehr als 81.000 Städten in über 191 Ländern vertreten. Bislang haben 300 Millionen Gäste Betten gebucht – 1.400 davon befanden sich in Baumhäusern und 3.000 in Schlössern.

AirBnB als Game-Changer

Aber wie in jeder Revolution kommt es auch im Aufstieg von AirBnB zum Streit. AirBnB konkurriert nicht nur mit Hotelketten und großen Portalen für Reisende. Die Plattform konkurriert auch mit den Einheimischen um Wohnraum. Das Unternehmen hat die Last steigender Preise in den überfüllten Innenstädten von Reisenden auf die Bewohner verlagert. Die Auswirkungen sind in vielen Fällen dramatisch: der Preis der Hotelzimmers sinkt, während der Preis der Mieten für die Stadtbewohner weiter steigt.

Diese Situation ist in vielen großen Städten unerträglich. Ob Hamburg, München oder Berlin, Barcelona, Santiago de Compostela oder Madrid: In den Tourismusmagneten der Welt demonstrieren Bewohner mittlerweile für stärkere Regulationen. Die Politik ist also gezwungen, zu reagieren.

Mallorca verbietet es nun, privat Wohnungen an Touristen zu vermieten. Andere Städte erwägen Schritte gegen die Vermietungsplattform durch die Beschränkung der Anzahl der Übernachtungen, die in einer Privatwohnung gebucht werden können.

Doch festzuhalten ist: On-Demand-Dienste wie AirBnB, Uber oder Netflix haben staatliche und lokale Entscheidungsträger gezwungen, ihr Konzept von Steuern, Zoneneinteilung und öffentlichen Verkehrsmitteln zu überdenken. Auch immer mehr etablierte Unternehmen müssen ihre Komfortzone verlassen und ihre Geschäftsmodelle überdenken, um relevant zu bleiben. Solche Disruptionen verursachen oft eine breite Ablehnung und Chaos, aber treiben immer auch Innovationen voran.

AirBnB als Innovator

AirBnB hat die Tourismusbranche revolutioniert und die Art und Weise, wie Menschen reisen, nachhaltig verändert. Menschen suchen nach einzigartigen, auf sie zugeschnittenen Erlebnisse. Hotelketten verspüren nun den Druck, mehr als nur ein Zimmer zur Verfügung zu stellen. Das führt zu einer allgemeinen Angebotsverbesserung und mehr Kundenzufriedenheit.

  • Jenseits des Aufenthalts. Beispielsweise erweitert Marriot International sein Unterkunftsangebot um Erlebnispakete, ebenso wie AirBnB.
  • Fühlen wie zu Hause. Manche Hotels verschenken Hausschuhe, bieten an, kostenlos Wäsche zu waschen oder sie warten mit kostenfreien Willkommens-Imbissen auf.
  • Smarte Nutzung der Technologie. Webseiten haben heute in vielen Fällen die Telefone ersetzt. Doch manchmal ist direkte Kommunikation sehr hilfreich. Das Mabi Hotel in Maastricht bietet beispielsweise einen Live-Chat zur Beantwortung sämtlicher Fragen an.
  • Einzigartigkeit und Design. Gemeinschaftsräume mit einem einzigartigen Designkonzept, die die Begeisterung von Instagram- oder Pinterest-Nutzern auslösen, helfen, die Markenbekanntheit zu steigern. Auch Co-Working-Flächen liegen im Trend, weil sie die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass man als Tourist einem Einheimischen begegnet und mit ihm ins Gespräch kommt.

Noch mehr Wachstum

Aber nicht nur die klassische Tourismusbranche will überleben, auch AirBnB will weiter wachsen. Um lokale, persönliche und authentische Reisen aller Art anzubieten, hat die Vermietungsplattform ihre gesammelten Daten mit Machine Learning ausgewertet und folgende Weiterentwicklungen beschlossen:

  • Vier Unterkunftsarten wurden definiert: Ferienunterkunft, besondere Unterkunft, Bed & Breakfast und Boutique-Hotel.
  • Zwei neue Unterkunfts-Klassifizierungen wurden hinzugefügt: „Airbnb-Plus” und „Beyond by Airbnb”. Die letztere ist quasi seinen ersten Sprung zur Luxusbranche, um besonders exklusive Unterkünfte und erstklassigen Service anzubieten.
  • Ein neues Mitgliedschafts- bzw. Bonusprogramm für Gäste, das im Laufe des Jahres eingeführt wird.
  • Den Bau eigener Häuser, die dann sowohl von Touristen als auch von Locals genutzt werden können.

Das Learning hier ist ganz klar: The best never rest. Ob Luftmatratze oder Luxusloft: Warum sollte man sich als Unternehmen auf seinem Erfolg ausruhen? Auch wenn AirBnB zurecht streitbar ist, die Firma aus Kalifornien ist auch Inspiration: Immer zu experimentieren, dazuzulernen, Kunden besser zu verstehen – und letztlich das eigene Geschäftsmodell auf ein immer höheres Level zu bringen.

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