TV-Werbung & E-Commerce: Effizienz vor Schönheit

Wenn etwas nicht zu meinen Kernkompetenzen gehört, dann würde ich sagen: Ich habe keinen blassen Schimmer, wie man einen Werbespot aufbaut; ich bin niemand, der sich mit zirkulärer Dramaturgie auskennt und die Werbespots von Saturn mit Michael Buffer & Co. führen bei mir zu schamhafter Gesichtsröte. Ein kurzer Rückblick auf die Evolution der Saturn-Claims ist angebracht:

  1. Geiz ist geil.
  2. Geil ist geil. (Mein persönlicher Favorit)
  3. Geiler geht nicht.

Das lasse ich jetzt mal so stehen. Und über die Media Markt Werbung spreche am besten auch nicht.

Aber wie ist das mit TV-Werbung für Startups? Lohnen sich solche Investitionen und sind es die richtigen Ziele, die Gründer ins Fernsehen zieht? Geht es um Branding, Umsatzsteigerung, Traffic-Steigerung oder will man die IT im Serverraum in den Wahnsinn treiben?

Zalando hat das Thema TV-Werbung mit sehr viel Druck aufgebaut und scheinbar keine Kosten gescheut, die Spots auch wirklich gut aussehen zu lassen. Wenn ich mir die Werbespots von Swoodoo oder von Fluege.de dazu im Vergleich anschaue, die scheinbar mit sehr viel weniger Budget arbeiten mussten, dann wird klar, was diese Unternehmen, abgesehen vom Budget, in der Zielstellung bei TV-Werbung unterscheidet: Zalando geht den emotionalen Weg, den „schönen“ Weg, bei dem das Branding sehr viel intensiver verfolgt wird.

Für Startups, die den Markt nicht so aggressiv penetrieren können wie Zalando, ist das jedoch nicht unbedingt der richtige Weg. Wenn man sich vor Augen führt, wie schnell die Kosten bei solchen Experimenten explodieren können, bleibt am Ende für Startups primär das Ziel der Umsatzsteigerung interessant.

Wenn ich mir den ersten Werbespot von Swoodoo (als flugsupermarkt.com) anschaue, sehe ich das Ziel der Umsatzsteigerung noch weit vor dem Branding. Und auch wenn der Spot alles andere als schön ist, so bin ich mir sicher, dass das Budget besser angelegt war, als in SEM:

Experimente müssen nicht schön sein. Für den Anfang sollte für Startups die Effizienz im Vordergrund stehen. Wichtig sind dabei vor allem das genaue Reporting und das Messen der Konversion unmittelbar nach der Spot-Ausstrahlung. Davor sollte man sich und die IT (und die Server) gründlich vorbereiten. Denn das ganze Experiment taugt nichts, wenn die Server unter dem Peak zusammenbrechen. Startups, die diesen Weg gehen wollen, sollten vorher also genau abwägen, welche Ziele sie mit Werbespots verfolgen. Effizienz vor Schönheit, Umsatzsteigerung vor Branding sind für den Anfang ein guter Ansatz.

An dieser Stelle möchte ich auch noch mal den Zalando-Spot mit dem FKK-Campingplatz ins Kreuzfeuer nehmen: Oh mein Gott. Ich habe bewusst private Fernsehsender gemieden, damit ich den Spot nicht mehr sehen muss. Waren der erste und die letzten beiden Spots noch ganz witzig, so war der FKK-Spot einfach nicht zu ertragen.

Einen guten Spot zu machen heißt eben noch lange nicht, dass man es für immer kann.

(2 Bewertung(en), Schnitt: 5,00 von 5)
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6 Reaktionen zu “TV-Werbung & E-Commerce: Effizienz vor Schönheit”

  1. Den Zalando-Spot „Banküberfall“ fand ich ja noch viel schlimmer, als die FKK-Version. Da musste ich wirklich umschalten. Der Swoodoo-Spot geht übrigens mal gar nicht…

  2. Vom Aussehen her ist der Swoodoo Spot natürlich eher spartanisch gestaltet. Der ROI bei den geringen Produktionskosten ist dafür wahrscheinlich unschlagbar!

  3. Ich finde die Zalando Werbung richtig lustig! Besser als den Rest den es derzeit gibt.

  4. Werbung muss einprägsam sein. Am Besten ist es wenn die Unternehmen ihren eigenen Stil für die Werbung entwickeln und sich nicht von vorhandenen Spots leiten lassen. So kann der Kunde schon anhand des Stils einer Werbung feststellen um welches Unternehmen es sich gerade handelt. Auch wenn Startups nicht viel Geld für Werbung haben, ist das die besten Zeit seinen Stil zu finden und ihn später zu vermarkten.

  5. Aber jeder redet über den Zalando Spot und weiß gleich was gemeint ist, egal ob’s gefällt oder nicht..sowas bleibt hängen, das zieht..also Ziel erreicht.
    Und ich schaue trotzdem in den Online-Shop, auch wenn mir die Werbung nicht gefällt.