„Ok Glass, Purchase this!“ Kommt jetzt Instant Commerce?

“Glass, Purchase!” Kommt jetzt Instant Commerce?
Foto: Antonio Zugaldia (flickr.com)
Die gestern im Blog gestellte Frage, was Google Glass im E-Commerce anstellen könnte, hat mich selbst nicht losgelassen. Daher möchte ich versuchen, sie selbst zu beantworten und lasse Euch an unserem Brainstorming teilhaben.
Geordnet ist unsere Liste danach, wie schnell die Folgen Realität werden könnten. Die ersten sind bereits in Ansätzen vorhanden.

Die Ausgangslage: Eine Brille, die alles (über uns) weiß

Hinter der Datenbrille steht nichts anderes, als die üblichen Google Konten. Dort befindet sich bereits ein Datenschatz über uns selbst, der seinesgleichen sucht. Bei genauerem Nachdenken ist es erschreckend, in wie vielen Lebenssituationen uns ein Google-Produkt hilft, den Alltag zu meistern. Wer Google Glass trägt, füttert sein Nutzerprofil mit weiteren Informationen, die lückenloser und allumfassender sind, als alles, was wir uns vorstellen können.

Das liegt erstens daran, dass Google Glass kein Smartphone in Brillenform sein will, sondern ein mit unserem Körper verwachsener Zugang zur „Augmented Reality“. Durch die Sprachsteuerung, bzw. Spracherkennung sind Eingaben nicht nötig, Informationsabrufe oder Käufe sind unmittelbar umsetzbar. Das was wir tun, wo wir hingehen und wen wir treffen, ergänzt die bereits durch unseren digitalen Datenverkehr bekannten Informationen um lebensweltliche. Kann es noch persönlicher werden?

Zweitens liegt das an der Verknüpfung geographischer, lokaler und persönlicher Daten. Durch das Sammeln geographischer Daten hat Google dafür gesorgt, dass Glass über genügend Informationen zu unserem aktuellen Standort verfügt. Unser Lebensraum lässt sich wie in der virtuellen Welt eines Spiels abbilden. Durch die Datenbrille können wir uns darin nun auch bewegen, als wäre es eines. Alle Informationen, die durch Google Maps, Street View und Places vorhanden sind, werden mit dem eigenen Standort, persönlichen Vorlieben und temporären Bedürfnissen verknüpft. Das semantische Web, das Internet der Dinge, hier beginnt es.

Welche Folgen hat Google Glass für den E-Commerce? 8 Ideen:

  1. Coupons kehren personalisiert zurück
  2. Diese Entwicklung ist bereits messbar, Gutscheine und Coupons kehren als Mobile Coupons zurück. Mit Glass ist kein Blick auf das Smartphone mehr nötig. Wer ein Geschäft oder ein Café betritt, wird daran erinnert, dass ihm ein Gutschein zur Verfügung steht.
    Ähnliches war 2012 mit Facebook Facedeals bereits im Gespräch.

  3. Die Ansprüche an die Prozesse steigen, das Tempo erhöht sich
  4. Ruckelnde Shops, mangelnde mobile Optimierung oder lange Lieferzeiten sind auch ohne Google Glass ein Ärgernis für Kunden. Hat dieser eine Brille auf, also nicht mehr das Gefühl, ein technisches Gerät zu steuern, sinkt die Akzeptanz dafür noch weiter. Wer einer futuristischen Brille seinen Wunsch nach einem Produkt kommuniziert und auf selbiges 2 Wochen warten muss, tut das sicher kein zweites Mal. Die Ansprüche steigen, Google Glass wird aufgrund seiner Beschaffenheit ein Katalysator dafür sein.

  5. Informationen werden noch wichtiger
  6. Nicht nur auf die Prozesse jenseits der Brille kommt es an, auch das, was durch sie kommuniziert wird, muss korrekt sein. Google Glass funktioniert nur reibungslos, wenn sie auf korrekte und möglichst vollständige Daten zugreifen kann. Das Geschäft der Zukunft ist daher durchsuchbar wie ein Onlineshop. Lagerbestände für Farben und Größen sind abrufbar, über Chips lässt sich jedes einzelne Produkt auffindbar machen. Google weist den Weg durch den Laden, wie es im ersten Produktvideo zu sehen ist.

  7. QR-Codes fallen weg – Einfach hinschauen!
  8. Der QR-Code wird dieser Entwicklung zum Opfer fallen – er wird schlichtweg nicht mehr benötigt. Es genügt, den Blick auf ein Produkt zu richten und sich Informationen einblenden zu lassen.

  9. Social Commerce geht im Verkaufsprozess auf
  10. Durch die Videochat-Funktion sind zusätzliche Social Shopping Funktionen, wie in der Umkleidekabine von Diesel, nicht mehr vonnöten. Man lässt sich von Freunden beraten, während man durch das Geschäft geht oder lässt sich in der Umkleidekabine beraten. Ein einfaches Kommando wie „Post to Facebook“ genügt, um Bilder in sozialen Netzwerken zu teilen.

  11. Virtuelle Shoppingassistenten
  12. Beraten lassen geht nicht nur durch persönliche Bekannte. Aufbauend darauf ist denkbar, sich per Livechat mit einem Personal Shopper auszutauschen (Stichwort Curated Shopping). Dieser könnte auch virtuell sein. Virtuelle Shopping Assistenten, wie man sie etwa bei IKEA.de findet, könnten Kunden künftig auch beim Offline-Kauf beraten.

  13. Instant Commerce & Payment per Sprachsteuerung
  14. Ähnlich wie es heute schwer fällt, abzugrenzen, ob man online ist, wird es künftig schwer zu sagen, ob man etwas gekauft hat. Zwischen dem Wunsch nach einem Produkt und dem Kauf liegen, sofern der Kunde will, nur noch wenige Sekunden. Das „E-“ im E-Commerce hat er ohnehin schon gestrichen. Mit Google Glass wird der Kaufprozess nahtlos, perspektivisch ist möglich, sich durch Stimmerkennung zu verifizieren. Barrieren wie Logins fallen damit weg. Mit den entsprechenden Einstellungen und integriertem Mobile Payment ist denkbar, dass es bald nur noch „Glass, Purchase this product“ heißt.

    Nachtrag vom August 2013: Inzwischen hat Google ein Patent für die Technik „pay per gaze“, also die Bezahlung pro Blick, angemeldet.

  15. Real Life AdWords
  16. Für Werbetreibende ist Google Glass die Schnittstelle von klassischer Werbung und Online-Werbung. Künftig könnten auch stationäre Händler AdWords nutzen, da die Werbung lokal und in Echtzeit eingeblendet wird. Cafés etwa könnten mit dem Eisbecher des Tages locken, wenn man vorbei läuft. Oder wie wäre es, wenn Kunden beim Shopping Rabatte angezeigt bekämen, die sie ohne die Datenbrille nicht sehen können? Für Schnäppchenjäger sicher ein neuer Reiz.

Das sind unsere ersten Ideen. Wie wird Shopping mit Google Glass eurer Meinung nach aussehen?

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Eine Reaktion zu “„Ok Glass, Purchase this!“ Kommt jetzt Instant Commerce?”

  1. Guten Morgen zusammen,

    ich sag nur: Willkommen in der Zukunft! Ich bin wirklich gespannt auf das Produkt ob es sich durchsetzen wird. Alleine die technischen Anforderungen sind enorm. Dauerhafter, flüssiger Internetzugang, GPS Anbindung und vor allem eine Spracherkennung die auch im Straßenverkehr und mit Nebengeräuschen aus unserem Alltag klar kommt. Ganz zu schweigen alles auf ein „Instantshopping“ um zu stellen. Ich denke viele Shopbetreiber lokal wie virtuell werden sich sehr lange am Anfang wehren, es sei denn Google bringt eine Plattform raus, mit der man so etwas automatisiert umsetzen kann. Ansonsten sind solche Leistungen kaum noch bezahlbar. Oder wir Agenturen werden uns nur noch an eine handvoll Kunden binden für die wir ausschliesslich Arbeiten.

    Nichts desto trotz denke ich Glass hat eine Zukunft und ich bin gespannt wie lange es dauert bis wir wie Geordi von der Enterprise rumrennen :)

    Grüße
    Michael