Warum das Magazin nicht sterben wird

Zukunft des Magazins
Foto: Thomas Leuthard

Dass sich die Buchbranche im Umbruch befindet, muss man niemandem erklären. Aber bedeutet das auch gleich das Ende der Printmedien? Laut dem Riepl’schen Gesetz der Medien kann das nicht passieren, wie wir bereits herausgestellt haben (Warum das Buch nicht sterben wird).

Auch Magazine, zwar von der Schrumpfung ebenso betroffen wie Zeitungen, sind nicht ohne Chance. Im Gegenteil, sie finden ein zunehmend dankbares Publikum, im E-Commerce etwa in Form von Magalogen (Magazin trifft Katalog). Das Glück liegt hier wie so häufig, unabhängig davon, was das Ziel des Magazins ist, in der Nische.

Vorteile des Print-Formats

Natürlich haben digitale Inhalte große Vorteile, die kaum einer missen möchte. Doch niemand spricht davon, dass ein gutes Magazin ständige Aktualität, Multimedia-Einsatz oder den Zugriff auf einen Pool themenverwandter und erklärender Artikel leisten muss. Die Zukunft liegt darin, die eindeutigen Vorteile des Magazin-Formates auszunutzen und sich damit klar von Online-Inhalten abzusetzen.

Das bedeutet einerseits, dass besonders Online-taugliche Inhalte nicht mehr in ein Magazin gehören. Das sind beispielsweise News und Inhalte, die als Video oder animierte Infografik einfach besser wirken. Dafür rücken andererseits Storys, Hintergründe, Portraits in den Vordergrund. Ganz wichtig ist dabei auch die Optik. Hochwertiges Papier und ein ebensolches Layout sorgen für ein besonderes Leseerlebnis.

Erholung von der Informationsflut

Neben den Vorteilen des Formates, bringt auch das Blättern in einem Magazin selbst einen immer wichtiger werdenden Nutzen: Ablenkungsfreies Lesen. Was im Vergleich zur Verlinkbarkeit und Durchsuchbarkeit digitaler Erzeugnisse einmal wie ein Makel wirkte, wird in Zeiten permanenter Reizüberflutung zur Tugend. Das Magazin als abgeschlossenes Produkt bietet einen besonderen Lesegenuss, eben, weil es nicht mehr veränderbar ist.

Wer nach langem, ausschließlichem Netzkonsum mal wieder ein gut gemachtes Nischenmagazin liest, dem wird bewusst, dass die Vielfalt und Freiheit, die der Leser im Netz genießt, auch eine Schattenseite birgt. Bei der Auswahl des Mediums, der Artikel und der Einordnung deren Wichtigkeit wird viel Energie verloren. In diesem Sinne stellt der Umstand, dass die Auswahl und Gewichtung der Themen in einem Magazin bereits durch die Herausgeber vorgenommen wurde, eine willkommene Abwechslung dar.

Stärkere Horizonterweiterung als online?

Auch muss in diesem Zusammenhang betont werden, dass die immer stärkere Personalisierung von Suchergebnissen und Inhalten im Netz langfristig dazu führt, dass wir zuwiderlaufende Meinungen und Perspektiven nicht etwa weniger beachten, sondern dass wir sie schlichtweg nicht sehen. Inhalte sind dank Algorithmen immer stärker auf die eigenen Interessen und Meinungen zugeschnitten, so dass wir uns in einer zunehmend homogenen Netzwelt wiederfinden.

Magazine ermöglichen es dagegen, ein Thema von unterschiedlichsten Perspektiven zu erleben, zufällig Neues zu entdecken und somit echte Lerneffekte, oder zumindest Horizonterweiterung. Wer die dargelegte Sichtweise nicht teilt, kann sich immer noch an der des Autors reiben, darüber reflektieren und sich schließlich eine noch fundiertere Meinung bilden. Ein Vorgang, der online, zum Beispiel auf Facebook, zunehmend unmöglich wird.

Fazit

Das Magazin, beziehungsweise die Zeitschrift, wird es auch künftig geben, denn sie erfüllt mehrere wichtige Zwecke, die Onlinemedien nicht ersetzen können: Themenauswahl und -vielfalt, ablenkungsfreies Lesen und die Chance auf Reibungspunkte.

In hochwertigem Gewand ist es noch immer möglich, trotz schrumpfender Märkte eine steigende Auflage zu verzeichnen. Das zeigen erfolgreiche Special-Interest-Zeitschriften wie t3n, um ein Beispiel aus Deutschland zu nennen.

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