E-Commerce in Games: Die etwas anderen Shops

GoodGame Empire

Unternehmen wie InnoGames und GoodGames sind bekannt für zeitvertreibende Online-Spiele, die für Casual Gamer gedacht sind. Doch die Spielehersteller haben zudem weit mehr mit der E-Commerce-Branche zu tun, als man auf dem ersten Blick glauben mag. Denn auch ein Shop, der nur virtuelle Produkte für ein Spiel verkauft, will optimiert sein.

Anders als bei Spielen, die man mit einer einmaligen Zahlung kauft, sind Free2Play-Spiele auf die kontinuierliche Zahlungswilligkeit der Spieler angewiesen. GoodGames zeigt beispielhaft, wie eine solche Geschäftsstrategie funktioniert. Auch andere Spieleentwickler, vor allem bei mobilen Apps, nutzen einen Ingame-Shop zur Monetarisierung. Doch wie funktioniert diese Branche, die 2014 immerhin 29,3 Millionen deutsche Spieler an den Display zog?

Der Köder heißt „Kostenlos“

Etwas nutzen, ohne es bezahlen zu müssen. Spaß, ohne Investition. Das ist es, was Free2Plays (F2P) den Kunden beim Erstkontakt vermitteln wollen. Und das scheint zu klappen. Schaut man sich beispielsweise die Top-Liste in der Kategorie Spiele im Google Play Store an, sieht man sehr selten Games, die etwas kosten. Clash of Clans, Candy Crush Soda Saga oder Empire: Four Kingdoms sind nur einige von den F2P-Spielen, die die Liste anführen. Auch im Bereich der PC-Spiele sind Games wie League of Legends oder DOTA 2 beinahe ungeschlagen. Bei der Erschließung neuer potenzieller Spieler scheint also immer noch die Prämisse „Geiz ist Geil“ zu gelten.

Klassische Shops in Game-Apps. (links Knights of Pen & Paper; recht 9GAG Redhead Redemption)
Klassische Shops in Game-Apps (links Knights of Pen & Paper; rechts 9GAG Redhead Redemption)

Die Monetarisierung durch Ingame-Shops

Die Finanzierung dieser augenscheinlich kostenlosen Spiele funktioniert dann über einen Shop im Spiel, der Gegenstände anbietet. Die Palette angebotener Gegenstände reicht dabei von einfachen Deko-Artikeln für den Charakter bishin zu Boni, die das Spiel beschleunigen. Gerade letztere stehen häufig in der Kritik, da man hier das Prinzip des Pay2Win, als kaufen um zu gewinnen, vorwerfen kann, was den Spielspaß der nicht bezahlenden Community dämpft. Alleine im Rollenspiel-Bereich erwirtschafteten F2P-Titel durch Ingame-Purchases 13 Milliarden US-Dollar im Jahr 2014. Ein weiterer Sprung der Branche wird mit der Markteinführung von Virtual-Reality-Brillen erwartet, da sich dieses Medium ebenfalls für F2P-Games prädestiniert.

Ingame-Store von League of Legends
Ingame-Store von League of Legends

Shop-Optimierung reicht nicht

An den Bild-Beispielen sieht man, wie ein solcher Ingame-Shop aussehen kann. Besonders der League of Legends Shop ist dahingehend schon professionalisiert: Funktionierende, interne Suche, Empfehlungslisten und zeitlich begrenzte Sales. Das Angebot ist dabei natürlich nicht mit großen Onlineshops wie Zalando zu vergleichen. Anbieter erfolgreicher F2P-Titel haben es dagegen geschafft, dem Spieler glauben zu machen, dass er einen bestimmten Artikel unbedingt braucht. Ein optimierter Shop hilft beim Verkauf der virtuellen Güter. Viel wichtiger ist es allerdings, dass sich das geringe Angebot so in das Spiel integriert, dass Spieler eben dieses Gefühl erhalten, etwas kaufen zu müssen. Shop, Angebot und Spielkonzept müssen im Einklang sein, sonst kommt der Vorwurf des Pay2Play-Games und der Erfolg bleibt aus. Riot hat es mit seinem Strategiespiel und den Verkauf rein kosmetischer Artikel geschafft einen Jahresumsatz von 946 Millionen US-Dollar zu erzielen.

Anbieter von Shopsystemen noch rar gesät

Viele Anbieter von Shopsystemen, die sich auf Ingame-Shops fokussieren, gibt es bisher noch nicht. Die meisten Shops sind Eigenentwicklungen und verzichten auf professionelle Software, wie die Komplettlösung von Hybris für Ingame-Purchases: Mit Mikrotransaktionen und One-Click-Buying soll der Shop verbessert und mit anderen Kanälen verbunden werden. Auch die Firma Stryking setzt auf Transaktionen in F2P-Spielen, vornehmlich in Mobile Games. Stryking fokussiert sich dabei nicht nur auf die Shop-Entwicklung, sondern hilft auch bei der Vermarktung der Spiele.

Spiel und Shop müssen begeistern

Je nach Zielgruppe und Branche hat ein Onlineshop unterschiedliche Anforderungen. Bei Ingame-Shops von F2P-Spielen kommt es darauf an, dass die Gegenstände das Bedürfnis des Brauchens wecken, egal ob kosmetisch oder spielbeschleunigend. Dabei müssen sich die Ingame-Purchases gleichzeitig mit dem Spielkonzept vertragen und miteinander harmonieren. Viele Spielehersteller haben das Prinzip verstanden und vermarkten sich zudem besonders besonders gut, wie GoodGames oder Riot es beweisen. Die Zukunft der Free2Play-Spiele hat mit der Verbreitung von Casual Games über Smartphones und Tablets gerade erst begonnen. Ob diese Casualisierung durch F2P-Titel allerdings den Core-Gamern zu Gute kommt, ist zu bezweifeln.

Eure Meinungen und Erfahrungen über Ingame-Shops interessieren uns! Schreibt uns eure Erlebnisse und Gedanken in die Kommentare.

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4 Reaktionen zu “E-Commerce in Games: Die etwas anderen Shops”

  1. Als Vater von zwei Töchtern von 9 und 12 Jahren kenne ich gefühlt jedes F2P. Der Wunsch nach einem perfekten Shop dürfte auf Betreiberseite nur manchmal das verfolgte Ziel sein. Immer mehr Games bieten zum Sonderpreis den einmaligen Freischaltcode, der lästige Einzelkäufe und Nachladen von Guthaben Geschichte werden lässt. Dann müssen keine virtuellen Pferde, Hundewelpen und Fische mehr „e“-elend verhungern oder Plantagen mangels Dünger und Gerät umbeackert „e“-eingehen. Es ist digitale Quengelware. Kinder werden mit kostenlosen Spielen angefixt, die schon bald mehr fordern, als nur die Aufmerksamkeit des Spielers.
    Die Güte des Shops wird vermutlich nicht zuletzt am Komfort des Payments gemessen. Es muss schnell und einfach mit einem Klick sein, damit man nicht lange darüber nach denkt. Da die meisten Spiele auf Smartphones laufen, vielleicht der größte Markt für Mobile Payment.

  2. „Dank“ Google-Wallet ist zumindest bei Android-Phones der Bezahlvorgang ein Kinderspiel. Free2Plays – die digitalen Süßigkeitenregale vor der Kasse.

    Ich kann mich noch an mein erstes Free2Play erinnern: Battlemon, zu Beginn der 2000er. Da hat man noch einen Code per SMS erhalten, den man dann im Spiel eingeben musste, was häufig nicht geklappt hat. War schon kompliziert.

  3. Ja, ein sehr intelligentes Konzept. Man lädt sich das Spiel für den Anfang kostenlos herunter. Spielt und spielt und wenn man Features will, wird es meistens kostenpflichtig. Im Play Store kann dann bequem ein Upgrade gekauft werden. Sehr gut durchdacht. Aber solange sich alles preislich im Rahmen bewegt, ist das ok. Finde ich jedenfalls.