Problem gelöst: Freundliche Menschen als Retter des stationären Handels

Jena Einkaufsstrasse
Foto: Torsten Maue
In Jena gibt es die zehnt-nettesten Händler Deutschlands, so könnte man das Ergebnis eines Handels-Vergleiches, der in 141 Städten durchgeführt wurde, zusammenfassen. Unter den mitteldeutschen Städten nimmt „das Subzentrum des Digital Commerce“ die Spitze ein. In den Punkten Freundlichkeit, Beratungsqualität und Preis-Leistungsverhältnis schneiden insbesondere inhabergeführte Geschäfte mit Top-Werten ab.

» Die Aufwärtsentwicklung hält mit einem Zuwachs von 0,4 Prozent-Punkten an. Dies ist für Jena ein sehr erfreuliches Ergebnis, da nicht alle Orte mit einer positiven Tendenz bei einer wiederholten Untersuchung aufwarten können.

Marc ­Loibl, MF Consulting, Leiter der Studie «

Da freuen sich die Lokalpresse („In Jena arbeiten freundliche Menschen im Handel“) und die Väter der Stadt, und auch die Händler dürfen sich auf die Schulter klopfen. Kunden gehen also gerne in den Geschäften einkaufen. Etwaige Probleme und Entwicklungstendenzen müssen an dieser Stelle einfach mal Platz machen.

Aus E-Commerce Perspektive wird es mir anhand von so viel Wohlfühl-Journalismus dann doch ziemlich mulmig:

  • Elektronikgeschäfte konnten also ihren Zufriedenheitsgrad erhöhen: „Den größten Sprung nach vorne machten in diesem Kriterium die Elektronikgeschäfte und die Einrichtungshäuser.“ Wir sprechen hier umsatzmaßig von der drittgrößten Warengruppe im E-Commerce. Wie geht es nochmal Media-Saturn? Und ist nicht der Online-Einrichtungsmarkt gerade am Abheben?
  • Wie sieht es beim Kriterium Preis/Leistungsverhältnis aus? (…) Hier sind es die Optiker und die Geldinstitute, die am deutlichsten zulegen konnten.“ Beide Branchen sind schon seit langem im Umbau. Die Erfolge von Mister Spex muss man bei 65 Mio. Euro Umsatz offensichtlich nicht weiter zerreden und den Boom an Fintech- und Mobile Payment Startups, die Banken gerade in Torschlusspanik verfallen lassen, auch nicht.
  • Echte Gefahren liegen laut Artikel woanders: „Die bedenklichsten Ergebnisse quittierten zwei Geschäfte mit nur 75 beziehungsweise 71,2 Prozent Zufriedenheitsgrad.“ Also da sollten sich die Händler wirklich mal Gedanken machen. Nicht dass noch jemand auf die Idee kommt, im Internet zu bestellen…

An einer Stelle lässt sich der Artikel dann doch zu einer negativen Feststellung hinreißen, zieht aber keinen Schluss daraus: „Bei der befragten Kundschaft sind Verbraucher im Alter zwischen 18 und 35 Jahren in punkto Freundlichkeit oft kritischer als ältere Käufer.“ Tja, warum wohl?

Wahrscheinlich, weil diese den häufig stressfreieren Online-Einkauf gewohnt sind und sich dementsprechend schnell genervt zeigen.

Und was lernen wir daraus? Wer braucht schon eine digitale Strategie, wenn er charismatische Verkäufer hat!?

Na dann mal ein schönes Ostergeschäft, liebe Händler.

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