IMHO: Das traurige Ableben des Content Marketing Hypes

content-marketing
Grafik: Sean MacEntee
Ich werde es nicht müde, die neuesten Content Marketing Tricks zu ignorieren. Basics wie Zwischenüberschriften, Absätze oder jetzt kommt’s – der Einsatz von Bildern (!) werden dort als völlige Neuentdeckung gefeiert, dank denen sich Leser begeistern lassen. Man traut sich kaum noch, über das Thema zu bloggen, weil es dazu schon so viele Pseudo-Tipps gibt (Beispiel gefällig?).

Die wenigsten Artikel zum Thema bieten tatsächlich Neues. Meistens wird das geboten, was jeder, der einmal die Schulbank gedrückt hat, auch so wissen müsste. Aktuell ist Content Marketing selten mehr als Deutsch-Leistungskurs. Nun, da der Trend endlich abflaut, bleiben viele ungeklärte Fragen.

Digitale Inhalte schaffen

Eigentlich sollte die letzte Messe noch nicht gelesen sein, denn noch immer dringen die meisten einschlägigen Tipps nicht bis zum Kern der Sache vor: Das Online-Medium. Die üblichen Ratgeber könnten genauso gut für die Apotheken-Umschau angewendet werden.

Spannender wäre es, sich Gedanken darüber zu machen, wie man besser für das Web schreibt. Dazu zählt beispielsweise:

  • Wie man Texte suchmaschinenfreundlich formatiert
  • Wie digitales Storytelling funktioniert
  • Welche Potenziale die Kombination aus Video, Foto, Widgets und Text eröffnet
  • Wie man unter Zuhilfenahme des Webdesigns zeitgemäße Lese-Erlebnisse inszeniert.
  • Wie man Leser mit der (nachgewiesenen) Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfisches fesselt
  • Wie Content und Commerce eine Einheit bilden können
  • Wie man berücksichtigt, dass überwiegend via mobiler Devices gelesen wird
  • Wie man ganz konkret für die unterschiedlichen Social Media und E-Commerce Plattformen textet
  • Wie man User-generated Content erfolgreich einbindet

Content Marketing sollte vor allem verknüpft gedacht werden, mit dem Ziel, zeitgemäße digitale Inhalte zu schaffen.

Stattdessen herrscht in den Köpfen leider eine völlig sinnlose Trennung der Disziplinen vor. In der Praxis gibt es diese Trennung nicht.

Wer Webinhalte schreibt, das kann für Webportale, den Onlineshop oder den Onlineauftritt eines Unternehmens sein, muss heute neben dem Texten auch ein grundlegendes Verständnis für Mobile, Social Media, SEO und CRO vorweisen können, wenn er es gut machen will.

Aktuell wirkt es eher so, als beruhige sich der Content Maketing Hype wieder. Das ist sehr schade, denn er tut es, bevor das Thema ernsthaft weiterentwickelt wurde.

Man stelle sich vor, die gleiche Kreativität, wie sie bei der (teilweise wirklich haarsträubenden) Überschriften-Findung für Content Marketing Artikel an den Tag gelegt wurde, wäre in obige Fragestellungen geflossen ;)

Welche Themen seht ihr als noch nicht ausreichend geklärt an?

(5 Bewertung(en), Schnitt: 5,00 von 5)
Loading...

6 Reaktionen zu “IMHO: Das traurige Ableben des Content Marketing Hypes”

  1. Man sollte auch nur über Themen schreiben/bloggen, von denen man Ahnung hat. Sehr viel Ahnung. Dieser Beitrag hier zeigt leider, was sonst dabei herauskommt.

  2. @Andreas Q.: Der Artikel ist als Denkanstoß, nicht als How-to gemeint.

    Über Leseempfehlungen, in denen Content Marketing auf dem oben angedeuteten Level betrieben wird, würde ich mich freuen.

    @Andreas O.: Vermutlich Video-Content. Dann werden uns die Blogs (analog dazu) demnächst erklären, wie man eine Kamera richtig einrichtet ;)

  3. Dann liefern wir mal ein wenig how-to content marketing. Sonst kann sich ja niemand davon eine Vorstellung machen, wie Content-Marketing überhaupt funktioniert. Es kommt nämlich nicht nur auf den Content an, sondern auch auf gewisse Parameter (nur ein Auszug):

    Content contains at least 300 words.

    Content has 2.0-5.5% keyword density.

    Content contains keyword in the first 50-100 words.

    Content contains at least one image with keyword in ALT attribute.

    Content contains at least one bold keyword.

    Content contains at least one italicized keyword.

    Content contains at least one underlined keyword.

  4. @SWE
    Respekt! Ihr How-to umfasst haargenau alle Punkte die dich anno 2009 in meinen Textbroker-5*-Briefings verwendet habe. Genau das bestärkt meinen Eindruck, dass unter dem Begriff Content-Marketing in den meisten Fällen nur alter Wein in neuen Schläuchen präsentiert wird. Mit Marketing hat das nicht allzu viel zu tun. In Puncto weiterreichender Strategien, insbesondere das Seeding betreffend, haben die meisten Möchtegern-Content-Kings leider oft wenig bis gar nichts zu bieten.

  5. Hallo SKE,
    natürlich ist Content Marketing „Alter Wein in neuen Schläuchen“, ich mach das alles (soweit damals möglich) schon seit 15 Jahren, und bei vielen Texten im Netz hat man auch den Eindruck, der Verfasser sollte mal einen Deutsch-Kurs in der VHS besuchen, insofern sind die erwähnten Artikel mit Basics der deutschen Schreibsprache sicher nicht unnötig ;-). Der Vorteil am CM ist aber dass endlich nicht mehr alles mit SEO-Texten voll ist.
    Markus