3. Quartal 2015: Wie geht’s den größten Playern?

Grafik:Simon Cunningham
Grafik:Simon Cunningham

Auf die Quartalsberichte von Amazon, Google, Apple und Microsoft wartet man stets gespannt, da die Zahlen dieser Unternehmen die Stimmungslage einer ganzen Branche widerspiegeln. Umso wichtiger ist ein Blick auf Umsatz, Gewinne und zukünftige Ausrichtung. Und viel ist passiert in den vergangenen Wochen: Google hat sich unter dem Namen „Alphabet“ neu aufgestellt, Microsoft brachte offiziell Windows 10 auf Markt und Amazon startet neue und beerdigt fehlgeschlagene Experimente.

Microsoft eher so lala

Die Umsatzzahlen von Microsoft lassen wenig Platz für Freude. Um 12 Prozent ist der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr gefallen und das trotz des Releases von Windows 10. Microsoft hadert schon länger mit der finanziellen Ausrichtung. So ist zwar der Umsatz gefallen, doch stieg der Gewinn um 2 Prozent auf 4,6 Milliarden US-Dollar. Freuen dürften sich Microsoft-Mitarbeiter jedoch nicht, da das Unternehmen bis zu 1000 von ihnen entlassen möchte um für die Zukunft besser gewappnet zu sein.

Zukünftig wird sich Microsoft wohl noch stärker auf die auch in diesem Quartal erfolgreichen Produkte konzentrieren: Office 365, Dynamics (CRM) und Intelligent Cloud sind die „Wachstumstreiber“ beim Software- und Hardwarehersteller. Wie und ob Windows 10 in Zukunft die Geschäftszahlen von Microsoft beeinflussen wird, wird sich vor allem im umsatzstarken Weihnachtsquartal zeigen. Auch Verkaufszahlen zur xBox One werden dann eine zentrale Rolle spielen. Diese wurden im aktuellen Bericht elegant verschwiegen.

Amazon macht mal wieder Gewinn

Auch im 3. Quartal 2015 kann Amazon einen Gewinn ausweisen und das trotz des jüngst beendeten Projekts „Destinations“. Die Umtriebigkeit von Amazon ist indes kein Geheimnis, weshalb man auch keinen Hehl aus gescheiterten Experimenten macht – siehe Fire Phone. Der Umsatz stieg so um 23 Prozent auf 25,36 Mrd. US-Dollar. Besonders der Bereich „Amazon Web Services“ wuchs in den vergangenen Monaten rasant an und brachte Amazon einen Umsatz von 2,1 Mrd. US-Dollar ein.

Im Vorjahreszeitraum rechnete man noch den größten unternehmensinternen Verlust von 437 Millionen US-Dollar ab, dieses Jahr kann Amazon einen Gewinn von 79 Millionen US-Dollar angeben. Zur Zeit munkelt man fleißig über die Zukunft Amazons hinsichtlich der Bestrebungen als autonomer Lieferdienst à la DHL aufzutreten. Erste Gehversuche in Deutschland werden gerade in München unternommen.

Google alias Alphabet wächst solide

Der Bericht für das 3. Quartal 2015 ist gleichzeitig der erste Bericht für die neue Holding Alphabet. Das Unternehmen verzeichnete einen Umsatz von 18,7 Mrd. US-Dollar und einen Gewinn von 2,7 Mrd. US-Dollar. Der CFO von Google, Ruth Porat, gibt an, dass vor allem die mobile Suche das Zugpferd für die positiven Zahlen ist. Als eigenes Segment wird „Google“ im Quartalsbericht noch nicht ausgewiesen. Dies soll erst im nächsten Quartalsbericht geschehen.

Die Umstrukturierung von Google zu Alphabet hat damit keine negativen Auswirkungen auf die finanzielle Aufstellung des Unternehmens. Im Gegenteil zeigen die Google-Gründer, dass auch ein hoch modernes Unternehmen nicht vor strukturellen Veränderungen zu Gunsten der Flexibilität ausgenommen ist.

iPhone top – iPad flop

Apple konnte zum Vergleichsquartal 2014 den Gewinn um 31 Prozent auf 11,12 Mrd. US-Dollar steigern. Der Umsatz stieg von 42,12 Mrd. auf 51,5 Mrd. US-Dollar, was Apple vor allem einem Produkt zu verdanken hat: Mehr als 60 Prozent des Umsatzes generierte das Unternehmen mit dem iPhone, während die Absatzzahlen für iPads deutlich gesunken sind. Verkaufte Apple im Vorjahresquartal noch 12,3 Millionen iPad-Geräte, waren es im 3. Quartal 2015 lediglich 9,8 Millionen. Zum Vergleich: Die iPhone Verkäufe stiegen von 39,2 Millionen auf 48 Millionen Geräte.

 Zahlen der verkauften iPhones seit 2007
Zahlen der verkauften iPhones seit 2007

Apple geht es gut, keine Frage. Doch die Einbrüche im iPad-Bereich lassen Vermutungen über die künftige Ausrichtung des Unternehmens laut werden. Trotzdem sieht man bei Apple das Weihnachtsquartal als Chance, das iPad wieder vermehrt unter die Leute zu bringen und weiterhin gegenüber Samsung im Tablet-Markt konkurrenzfähig zu bleiben. Das liegt nicht zuletzt an der neuen Version des Tablets iPad Pro. Spannend wird auch das 4. Quartal hinsichtlich erster Zahlen zu Apple Music. Dazu wurde im aktuellen Bericht noch nichts angegeben, da der am 30. Juni gestartete Dienst eine 3-monatige Testphase anbietet und somit noch keine validen Zahlen vorhanden sind.

Vorbereitung auf die Weihnachtszeit

Amazon, Google und Apple sind weiterhin auf Erfolgskurs – „Winner takes it all“ könnte man meinen. Nicht ganz, da die Quartalsberichte hier und da doch Schmerzen bereiten, seien es eingestellte Experimente bei Amazon oder niedrige Verkaufszahlen für iPads bei Apple. Bei Microsoft drückt der Schuh etwas fester: Umsatz fällt, Gewinn steigt – dank einer strikten Sparpolitik und teils massenhafter Entlassungen. Aber noch ist der Kuchen für 2015 nicht gegessen, da dass Weihnachtsgeschäft erfahrungsgemäß noch einmal ordentlich den Umsatz nach oben treibt.

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