Strategie-Gerüchteküche: Was machen Apple, SAP und Microsoft dieses Jahr?

Grafik:Star Trek
Grafik:Star Trek

Jeder kennt jemanden, der ein iPhone besitzt. Jeder kennt jemanden, der ein Windows-Gerät besitzt. Jeder kennt jemanden, der am Arbeitsplatz mit SAP-Produkten zu tun hat. So weit, so gut. Wenn es um Digitalisierung geht, kann man SAP, Apple und Microsoft sicherlich nicht mehr viel beibringen. Dennoch haben alle drei Unternehmen in den letzten Jahren – salopp ausgedrückt – etwas geschlafen.
 
Und zwar in unterschiedlichen Bereichen. Während Apple das hauseigene Autoprojekt gegen die Wand gefahren hat, versucht Microsoft weiterhin Primus in der Gaming-Branche zu werden und SAP träumt von einem entspannten Leben in der Wolke. 2018 könnte das Jahr wichtiger strategischer Entscheidungen bei diesen drei „Big Playern“ werden. Welche Akquisitionen, Entscheidungen oder Ideen können wir 2018 erwarten?

 

Apple – Warum nicht Tesla kaufen?

Wie will man eines der erfolgreichsten Unternehmen der Welt noch erfolgreicher machen? Richtig, man holt sich ein Projekt und eine Person ins Boot, die an Größenwahn leidet und Autos mit selbstgebastelten Raketen ins All schießt. Dass Apple Interesse an dem von Elon Musk geleiteten Unternehmen „Tesla“ hat, ist kein Geheimnis. So versucht(e) Apple ja schon seit Jahren ein eigenes Auto auf die Straße zu bringen. Bis auf Konzeptzeichnungen oder theoretischen Ideen für Software für das autonome Fahren hat man bisher aber nicht viel davon gesehen.

Tesla wäre also durchaus eine Ergänzung des Apple Portfolios. Aber warum sollte gerade 2018 dieser Deal über die Bühne gehen? Alles dank Donald Trump: Die kürzlich verabschiedete Steuerreform macht Zugeständnisse an die Höhe der Steuern, die Unternehmen in den USA. abführen müssen. Apple kündigte darauf hin an, dass 250 Milliarden US-Dollar von Steuerparadiesen dem weltweit verteilten Kapital zurück in die USA gebracht werden sollen. Monetäre Sorgen beim Kauf von Tesla, das circa 60 Milliarden US-Dollar wert ist, sollten damit aus der Welt geschaffen sein.

Und was ist mit Musk? Für die Beantwortung dieser Frage muss man zwischen zwei Führungsstilen unterscheiden, die auch bei Apple beobachtet werden können: Während Steve Jobs ein Visionär und ein Vordenker war, ist Tim Cook ein Verwalter, jemand der planen kann und weiß wie eine perfekte Supply Chain auszusehen hat. Und genau so jemanden braucht Tesla, liegen die Zahlen der produzierten Autos weit hinter den der eigentlich bestellten. Tim Cook wüsste sicherlich, an welchen Stellschrauben er bei der Tesla-Produktion drehen müsste, um diesen Missstand aus der Welt zu schaffen.

 

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Mit Tesla hätte Apple eines der innovativsten Unternehmen der Welt im Portfolio mit Ausblick auf eine deutliche Wertsteigerung dieser Akquisition. Beide Unternehmen würden durch diese Symbiose (theoretisch) profitieren. Denn zwar läuft es noch bei Apple, aber ein neuer Geist, wie eben Elon Musk, der mittlerweile auch Flammenwerfer auf den Markt bringt, würde dem iPhone-Hersteller sicherlich nicht schaden. Zudem gäbe es mit Apple & Tesla als Team einen noch größeren Gegenspieler zur klassischen Autoindustrie und damit die Hoffnung, dass Experimente wie Abgastests an Affen oder Menschen hoffentlich schnell in der Schublade mit der Aufschrift „Dinge, die die Menschheit lassen sollte“ landen.

SAP – Bald auf Wolke 7

Um die Situation von SAP zu verstehen, muss man einen Blick auf den für die Zukunft so wichtigen Cloud-Markt werfen. Seit knapp 20 Jahren prescht hier vor allem das von Marc Benioff gegründete Unternehmen Salesforce voran: Sales, Service, Marketing, IoT und noch vieles mehr gibt es von Salesforce in der Cloud. Und bei SAP? Mit dem Portfolio „Customer Engagement & Commerce“ (Kurz: CEC) setzt SAP auf eine Mischung aus Produkten, die in der Cloud laufen, beispielsweise Cloud for Customer, aber auch On-Premise – also „selbst“ – gehostet werden können. Ein kürzlich mit den Bayern-Stars veröffentlichter Werbespot zeigt dabei, wie man die SAP-Produkte rund um das Thema „Customer Satisfaction“ einsetzen kann:

Was steckt dahinter? Zum einen möchte SAP nicht den Draht zu den ERP-Kunden verlieren, deren Systemlandschaften teilweise nur aus SAP-Produkten bestehen. Auf der anderen Seite möchte man, ähnlich wie Salesforce, auch „kleinere“ Unternehmen unterstützen. Mit Cloud-Produkten, deren Lizenzen nach einem Abomodell bezahlt werden, können auch selbst „Ein-Mann-Betriebe“ mit geringen Aufwand abgedeckt werden.

Und so arbeitet SAP nicht nur mit Hochdruck an der Weiterentwicklung des CEC-Portfolios, sondern füttert die Cloud-Maschinerie mit Zukäufen. So wurde erst kürzlich das Unternehmen „Callidus Software Inc.“ akquiriert. Damit kauft sich SAP eine cloud-basierte Lösung zur Konfiguration und Erstellung von Angeboten (CPQ – Configure, Price, Quote) ein, die sicherlich in die CEC-Lösungen integriert wird.

Die CEC-Produkte brauchen sich indes schon jetzt nicht vor der Konkurrenz aus San Francisco verstecken. Einzig und allein der Sprung aus dem Salesforce-Schatten im CRM-Bereich muss noch gelingen. Durch die stetigen Erweiterungen und Verbesserungen an der Gesamtlösung könnte aber genau das dieses Jahr passieren. Zumindest 2017 legte man schon einmal vor: Das Cloudgeschäft wuchs um 28 Prozent. So darf es weitergehen.

Microsoft – Hinterherlaufen oder gestalten

Hört man Microsoft, denkt man an Windows oder Outlook oder Excel oder Powerpoint… und vielleicht an die Xbox. Mit der Spielekonsole wollte Microsoft auch was vom Kuchen namens „Videospiele“ abbekommen. Das lief in der letzten Konsolengeneration (XBOX 360 / Playstation 3) auch recht gut. Doch mit der Xbox One begannen die Kopfschmerzen: Analysten sagen, dass sich die Xbox mit 34 Millionen abgesetzten Einheiten nur halb so oft verkauft hat wie die direkte Konkurrenz von Sony mit der Playstation 4. Noch mehr Druck aus Japan erhält Microsoft durch Nintendo, deren neue Konsole, die Nintendo Switch, konnte sich im ersten Jahr bereits 10 Millionen mal verkaufen.

Dass man aber im Gaming-Bereich nicht komplett grün hinter den Ohren ist, zeigt beispielsweise der Kauf des Entwicklerstudios „Mojang“ und damit des Spiels „Minecraft“. 2,5 Milliarden US-Dollar hat man 2014 dafür bezahlt. Aber es hat sich rentiert: Minecraft ist ein sehr beliebtes Spiel, egal ob auf dem Smartphone, dem PC oder auch auf der Nintendo Switch. Wie kann man an diese Erfolgsstory anknüpfen?

Auch hier scheint die Patentlösung „Akquisition“ zu lauten. Die Gerüchteküche brodelt: So soll Microsoft nicht nur Interesse an Valve – Entwickler und Betreiber von Steam, der größten Videospiel-Vertriebsplattform – zu besitzen, nein, auf der Liste möglicher Kandidaten steht auch Electronic Arts (EA). EA ist einer der größten Spielepublisher der Welt und besitzt einen Marktwert von circa 36 Milliarden US-Dollar. Allerdings wurde EA erst kürzlich in die Top 5 der „America’s Top 20 most-hated companies“ gewählt und liegt hier noch vor Unternehmen wie der Weinstein Company oder Monsanto.

Mit dem Kauf von EA würden auf der anderen Seite aber auch sehr bekannte Entwicklerstudios zu Microsoft gehören, wie beispielsweise Dice (Battlefield) oder BioWare (Bioshock). Zudem gehört auch noch Fifa zu EA sowie Rechte an Star Wars Spielen – auf Microsoft wartet hier also eine potenzielle Goldmine. Doch was bringt das? Microsoft könnte dann EA Xbox-exklusive Spiele entwickeln lassen und somit die Konsolenverkäufe wieder antreiben. Aber noch viel wichtiger: Microsoft hätte so einen starken Einfluss auf die Art und Weise wie sich Computerspiele in den nächsten Jahren entwickeln werden – subjektiv ein eher erschreckendes Bild, sind Microsoft & EA in weiten Teilen der Gaming-Community eher verpönt… um den Mainstream beziehungsweise die Casuals – so der Name der Zielgruppe im Gaming-Slang – abzufangen wird es aber wahrscheinlich reichen.

Strategie für groß und klein

Manchmal schaden Fragen wie „Was wäre wenn…“ nicht – im Gegenteil: Oft scheinen wahnwitzige Ideen genau das richtige zu sein, um sich von alten Strukturen zu lösen und sich auf die Zukunftsfähigkeit zu konzentrieren. Unsere Strategieberater schauen sich übrigens nicht nur an, wie sich große U.S.-Unternehmen für die Zukunft vorbereiten. Auch für mittelständische Unternehmen bereitet die dotSource den Weg in eine digitale Gesellschaft der Zukunft vor. Du möchtest mehr erfahren? Hier findest du den direkten Draht zu unserem Strategieteam.

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2 Reaktionen zu “Strategie-Gerüchteküche: Was machen Apple, SAP und Microsoft dieses Jahr?”

  1. Interessanter Ansatz von Apple, Tesla übernehmen zu wollen. Jedoch sollte neben dem finanziellen Aspekt auch die mittlerweile abnehmende Rolle von Tesla berücksichtigt werden, da nun die führenden Auto-Hersteller wie VW, Mercedes und BMW ebenfalls elektromäßig aufrüsten mit weitaus höherer Stückzahl-Produktion. Der Deal wäre demnach in meinen Augen etwas riskant, bin gespannt wie sich das Ganze weiterentwickelt :-)

  2. Allein der Glaube an die führenden (deutschen) Autohersteller fehlt mir. Ist dann auch die Frage, was Apple mit Tesla vor hätte. Ich mein klar, die können die Tesla-Produkte so nehmen wie sie sind und versuchen die Produktion besser hinzukriegen.

    Apple könnte aber auch mit den Tesla-Produkten weiterhin an dem wirklichen (!) Auto der Zukunft werkeln. Elektroautos sind nun nicht mehr die innovativste Sache der Welt, alles was mit wie auch immer gearteten, autonomen Fahren zu tun hat ist jedoch wirklich noch „Neuland“… für Tesla sicherlich deutlich weniger als für BMW, VW und Co.