Progressive Web App – Das Ende aller App Stores?

Grafik:Blake Patterson
Grafik:Blake Patterson

Künstliche Intelligenz, Sprachsteuerung und allgemein Internet of Things – das sind die Trendthemen der vergangenen und wohl auch der kommenden Jahre. Berechtigt, scheinen Entwicklungen in diesen Bereichen nicht nur berufliche – Stichwort: Industrie 4.0 – sondern vor allem auch private Veränderungen mit sich zu bringen. Kein Wunder also, dass sprechende Musikboxen und seltsam human bewegende Roboter die größte Aufmerksamkeit der Trend-Jünger erhalten.
 
Zu Unrecht, bastelt Google doch gerade mit an einer Technologie, die die Art und Weise wie wir auf „das Internet“ zugreifen, für immer verändern könnte. Mit sogenannten „Progressive Web Apps“ (PWA) erwartet uns eine Revolution im Browser, die mit dem Sprung von animierten Pixel-Websites der 90er zu im Flatdesign gestalteten WordPress-Blogs gleichkommt. Was genau sind aber PWAs und wieso bringt Google diese Idee voran, eine Idee, die in letzter Konsequenz das Ende der in heutiger Form bestehenden App Stores einläuten könnte?

Progressive Web What?

Eine Progressive Web App ist eine Website, die viel mit einer mobilen App gemein hat. So kann man auch offline auf diese Arten der Websites zugreifen. Grund dafür ist ein JavaScript, der Service Worker, das durch intelligentes Caching die Inhalte eben auch bei schlechter Leitung bereitstellen kann. Zudem können PWAs, ähnlich wie herkömmliche Apps, dem Homescreen hinzugefügt werden. Anders als bei herkömmlichen Apps muss eine PWA dafür nicht installiert werden.

Darüber hinaus können PWAs auf Event-basierte Push Notifications auslösen, was vor allem im E-Commerce Möglichkeiten eröffnet, beispielsweise wenn es um eine Benachrichtigung wie „Hey, dein nächster Elektronikladen ist nur 20 Meter entfernt und du bekommst 20% Rabatt!“ geht – Omnichannel und so. Denn eine PWA kann ebenso auf Sensoren des Smartphones zugreifen, wie beispielsweise GPS – wobei man hier im Vergleich zu einer nativen App Abstriche machen muss.

Um sich das mal in der Praxis anzuschauen, findet man hier eine Auswahl von PWAs, wie beispielsweise Paperplanes.World – natürlich sollte man diese Websites mit einem mobilen Endgerät öffnen.

…und mit der Business-Brille?

PWAs sind technisch gesehen eine valide Lösung und schließen die Lücke zwischen reiner mobile App und reiner Website. Was bringen mir PWAs aber für mein Business? Mit Blick auf die Winner-takes-it-all-Situation am App-Markt – Nutzer verbringen 80 Prozent ihrer Zeit in lediglich 3 Apps -, wirft Google die Frage auf, warum dieses ganze Native-App-Ökosystem nicht viel disruptiver ist? Immerhin scheinen sich ja Millionen von App-Anbietern um diese 20 Prozent der Nutzungszeit zu prügeln.

Antwort: Anwender möchten trotz geringer Nutzung nicht auf die Möglichkeiten nativer Apps verzichten, die bei dem Besuch „normaler“ Websites wegfallen, wie eben das ganze Thema „Push Notifications“. Google geht den Weg konsequent weiter: Aus verschiedenen Nutzeranalysen geht hervor, dass nur noch ein Bruchteil der User pro Monat eine neue App installiert, jedoch der durchschnittliche Smartphone-User bis zu 100 Websites im Monat besucht. Warum also nicht die Reichweite von Websites mit den Möglichkeiten einer native App verbinden?

Grafik: Google Developer Training
Grafik: Google Developer Training

AliExpress scheint sich diese Frage auch gestellt zu haben und hat den eigenen Onlineshop mit Hilfe einer PWA umgesetzt. Folgen: Doppelt so viele Page Views, Nutzer verbrachten 74 Prozent mehr Zeit auf AliExpress und auf iOS-Geräten ist die Zahl der Conversion um 82 Prozent (!) gestiegen. Weitere Case Studies finden sich hier.

Das Ende der App Stores?

Dass aber vor allem Google eine treibende Kraft in der Weiterentwicklung von PWAs ist, ist schon mehr als paradox: PWAs haben das Potenzial, App Stores obsolet zu machen und somit den größten App-Store-Betreibern Google und Apple dort den Rang abzulaufen. Sprich, Google würde die Sinnhaftigkeit des eigenen App Stores negieren inklusive ihrer Anteile an den 20 Milliarden US-Dollar, die mittlerweile über den Play Store umgesetzt werden.

Noch härter würde es Apple treffen: Insgesamt 38,5 Milliarden US-Dollar haben iOS-User 2017 für Apps ausgegeben. Wahnsinn. Kein Wunder also, dass der Safari-Browser einer der Browser ist, der PWAs noch nicht vollumfänglich unterstützt.

Die ketzerische Frage, ob und wie wir in Zukunft noch Zugang zu solchen App Stores benötigen, kann also durchaus gestellt werden. Klar, PWAs befinden sich noch in den Kinderschuhen und Google oder Apple werden in diesem Jahrzehnt sicherlich nicht den Stecker ihrer Stores ziehen. Dennoch haben PWAs das Potenzial das Nutzerverhalten sämtlicher Smartphone-User zu verändern – Weg von der klassischen Mobile App hin zu einer Website im Gewand einer App – …solange uns Entwicklungen im KI-Bereich nicht die alles zerstörende Superintelligenz bescheren.

PWA? Yes we can!

Wir bei der dotSource schreiben nicht nur über Trends und aktuelle Entwicklungen in der digitalen Welt, sondern gestalten aktiv mit – unabhängig ob es sich dabei um eine Onlineshop-Umsetzung via PWA, einen Alexa Skill, der den eigenen Kunden einen echten Mehrwert bietet, oder den Einsatz von KI im Marketing-Bereich handelt. Unsere Experten sind allzeit bereit!

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