Ist die Zukunft der Open-Source-Entwicklung in Gefahr? [5 Lesetipps]

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Quelle: Gary Bembrjdge – Flickr

Entwickler sind Gold wert, denn heutzutage wird nahezu jedes Unternehmen zu einem Softwareunternehmen. Der Einfluss von Softwareentwicklern wächst in dieser zunehmend digitalisierten Welt, insbesondere dank des Erfolgs von Open-Source-Communities, die innovative Lösungen und Software-Code gemeinsam entwickeln. Entscheidungen, die dort getroffen werden, bestimmen Wertschöpfung und Wachstum in allen Branchen.

Diese Entwicklergemeinde richtet sich nach drei Prinzipien: Dezentralisation, Kollaboration und Transparenz. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass ein Großkonzern wie Microsoft, der früher noch Open-Source-Software ablehnte, nun GitHub für 7,5 Milliarden US-Dollar übernommen hat.

Die Software-Entwicklungsplattform GitHub ist das größte Code-Repository der Welt und mit 28 Millionenn beteiligten Entwicklern, auch. In 85 Millionen Repositories hosten Entwickler und Unternehmen (wie Apple, Amazon, Google und Microsoft) Codes, Dokumentationen und sogar ganze Projekte.

Sorge um den Neutralitätsverlust

GitHub hat die größte Entwicklerbasis der Welt dank seines riesigen Code-Repositories in verschiedenen Betriebssystemen und Sprachen, seiner flexiblen Plattform und seiner dezentralen Struktur. Aber die Frage, die im Raum der Entwicklergemeinde schwebt, ist, was passieren wird, wenn ein großes Unternehmen wie Microsoft die Plattform kauft? Wird die Open-Source-Plattform ihre Neutralität verlieren? Wollen Unternehmen und Entwickler, dass ihr Code auf einer Website gehostet wird, die jetzt in den Händen von großen Konkurrenten liegen?

In diesem Zusammenhang betont Microsoft, dass der Deal die Essenz von GitHub nicht ändern wird. “GitHub will retain its developer-first ethos and will operate independently to provide an open platform for all developers in all industries”.

Nachdem die Übernahme von GitHub durch Microsoft bekannt wird, verlassen jedoch Programmierer und Firmen die Plattform und wechseln zum Konkurrenten Gitlab, der auf Twitter sogar mit einem entsprechenden Hashtag #movingtogitlab davon profitiert.

Entwickler warnen vor der Marktposition von Microsoft und behaupten, dass Git-Projekte dezentral, neutral und unabhängig bleiben sollten. Dieser Thread auf Twitter widmet sich dem Dilemma zentral oder dezentral, sowie dessen Auswirkungen, und gibt darüber hinaus sehr interessante Denkanstoße. „Es ist 2018 und wir haben immer noch nicht gelernt, dass kritische Infrastrukturen nicht einzelnen Unternehmen gehören sollten.“

Was steck hinter dieser Übernahme?

Microsoft Geschäftsführer Satya Nadella äußert, dass Microsofts Ziel bei dieser Übernahme darin besteht, die Entwickler unabhängig von ihrer bevorzugten Plattform weiter zu stärken. Nat Friedman, zukünftiger GitHub CEO, hat diese Aussage wiederholt:

» “GitHub was founded as an open platform, a free marketplace where anyone could upload their code and anyone could extend the platform“. „…We want to bring more developers and more capabilities to GitHub because, as a network and a group of people and a community, GitHub is stronger the bigger it is”. «

Ein großer Teil der geplanten Expansion, so Friedman, werde sich auf die Integration weiterer Cloud-Services in GitHub konzentrieren. Was bedeutet, dass Entwickler auf jedem Cloud-Service Cloud-Dienste in GitHub einbinden können.

Aber dieser kluge Move hat auch andere strategische Gründe. Wenn es gelingt, die Microsoft Azure-Cloud nahtlos in GitHub zu integrieren – sodass Entwickler die Möglichkeit haben, ein GitHub-Projekt einfach und schnell in der Cloud zum Laufen zu bringen – wären zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Erstens: mehr Wertschätzung für Microsoft aus den Open-Source-Gemeinden und zweitens: mehr Einsatz von Microsoft Azure, der die Lücke zwischen Amazon Web Services und Azure schließen kann.

Open-Source-Prinzipien am Leben erhalten

GitHub und andere große Open-Source-Plattformen sprechen Cloud-Giganten wie Microsoft an, die ihre Ökosysteme ausbauen wollen. Sie sind aber auch für die Entwicklergemeinde und jeden, der das Internet nutzt, von größerer Bedeutung. Müssen Entwickler ihren gesamten Code jedes Mal neu schreiben, wenn sie ein Projekt starten wollen, verliert auch die Innovation an Geschwindigkeit.

Außerdem sollten die Prinzipien von Kollaboration und Transparenz erhalten bleiben. Sie sind der Garant für die Zukunftsfähigkeit von Software-Innovationen. Dafür müssen Open-Source-Plattformen jedoch unabhängig bleiben. Es bleibt also abzuwarten, was mit GitLab und GitHub passiert.

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Eine Reaktion zu “Ist die Zukunft der Open-Source-Entwicklung in Gefahr? [5 Lesetipps]”

  1. Danke für die Informationen zur Open Source Entwicklung. Mein Bekannter ist in der Softwareentwicklung tätig und kennst sich damit auch ein wenig aus. Besonders die Frage um Neutralität ist sehr interessant.
    LG