Humanismus reloaded – und zwar dank und nicht trotz Digitalisierung

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Quelle: pixabay

Käfigeier aus dem Discounter oder die faire (vor Allem zu den Hühnern) Variante vom Biobauern? Wie wir uns beim Lebensmittelkauf entscheiden, hängt davon ab, worauf wir am meisten Wert legen: Preis oder Gewissen.

Wir wissen in beiden Fällen, was wir tun, was hinter den verschiedenen Eierstempeln steckt und entscheiden uns dennoch, respektive erst Recht bewusst für das ein oder andere. Es liegt also in unserer Verantwortung, wie wir mit einem angebotenen Produkt umgehen und was unser Verhalten für Konsequenzen hat. Können wir das von unseren Daten auch behaupten? Wissen wir, was damit passiert, wenn wir uns bei all den »free accounts» registrieren, bei all den Cookie-Belehrungen einfach zustimmen, nur um schnell weiter zu surfen, streamen und shoppen?

Vom User zum Produkt

Spätestens seit dem Facebook Datenskandal ist klar, wir wissen es nicht. Selbst eine DSGVO kann nichts an dem Gefühl ändern, dass sich in die Beziehung zwischen Mensch und Digitalisierung geschlichen hat, ein Unwohlsein, aber auch ein Wachwerden, Tieferblicken und Ändernwollen.

»Fix Digital, Digital Fix« war nicht nur das Leitmotto der NEXT Conference 2018, sondern umschreibt die fundamentale Frage, was gerade schief läuft in der digitalen Welt und das Bewusstsein, dass es längst Zeit ist, die Probleme zu fixen. Die Eier-Analogie, mit der Virginia Dignum – Begleitende Professorin für Social Artificial Intelligence an der Delft University of Technology – ihren beeindruckenden Talk am zweiten Konferenztag der NEXT 2018 eröffnete, bringt auf den Punkt, worum es dabei geht. Um uns und darum, was wir tun können, um wach zu werden, um tiefer zu blicken, um etwas zu ändern.

Nie zuvor stand der Einfluss von und der Umgang mit neuen Technologien so zur ethisch-moralischen Debatte. Oder doch?

Von IR zu VR und KI

Bei all seinen zukunftsweisenden, bahnbrechenden Vorteilen, die technischer Fortschritt und seine Macher und Verfechter prophezeien, gibt es immer auch die kritische Seite, die fundamentale Frage: was bedeutet das für uns als Menschen? Und das erleben wir nicht erst seit Cambridge Analytica, oder der KI-Revolution. Die Angst vor Veränderung, die Angst vor Freiheits- und Kontrollverlust, die Angst vor Arbeitslosigkeit – all das ist nichts Neues.

Paradebeispiel ist die Industrielle Revolution (IR). Auch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sorgte die Technisierung für einen fundamentalen Wandel wirtschaftlicher, sozialer, kultureller und politischer Verhältnisse.

Was wird passieren, wenn eine Maschine meine Arbeit erledigt? Wo und wie werde ich wohnen, wenn Industrieanlagen das Stadtbild dominieren? Wer vertritt meine Rechte? Dieser stream of consciousness erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, bei Weitem nicht. Die Sorgen und Zweifel sind unendlich, ebenso wie das menschliche Bedürfnis nach Sicherheit, nach Vertrauen und Kontrolle.

Ob Industrielle Revolution oder Industrie 4.0 – neue Technologien und digitaler Wandel sind weder die Antwort darauf, was uns diese Bedürfnisse wegnimmt oder erfüllt, noch wie wir sie zurückbekommen. Wir sind es, die die Zukunft gestalten. Und ohne Zweifel ist das eine Zukunft mit KI und Daten als Dreh- und Angelpunkt der Debatte über den sozialen, ökonomischen, kulturellen und politischen Status quo.

Schneller, besser, aber bitte im Gleichschritt

Der Drang immer schneller, besser, smarter und vernetzter zu sein ist größer als der Ist-Zustand. Soll heißen, all die modernen Technologien, von neusten Smartphone über IoT Devices bis zu KI basierten Robotern, sind zwar schneller, besser, smarter und vernetzter als all die Vorgänger der letzten Jahrzehnte, aber wir als Menschen sind es (noch) nicht.

New York Times Kolumnist und dreifacher Pulitzerpreis Gewinner Thomas Friedman beschreibt dies als »The Age of Acceleration», als eine Zeit, in der es ein Ungleichgewicht gibt zwischen dem Tempo, das Technologie und digitaler Fortschritt vorlegen im Gegensatz zu der Geschwindigkeit, die wir als Menschen in der Lage sind, uns anzupassen. Doch wir können aufholen, das Gefühl hinter uns lassen, keine Kontrolle mehr zu haben.

Nicht jammern, machen

Es liegt in unserer Natur, dass wir uns immer erst bewusst werden, dass etwas nicht stimmt oder fehlt, wenn etwas Fundamentales schief gelaufen ist. Das soll nicht heißen, dass wir Facebook auch noch dankbar für den Datenskandal sein sollten, aber es lässt sich auch nicht leugnen, dass er uns wachgerüttelt hat, uns daran erinnert hat, wie wir mit unseren Daten umgehen.

Ja, wir. Und es ist auch an uns, aus der Vergangenheit zu lernen, um für eine Zukunft zu sorgen, die uns dank und nicht trotz Digitalisierung zurück zu unseren grundlegenden menschlichen Bedürfnissen führt und uns hilft, mit der Geschwindigkeit des Fortschritts aufzuholen.

Wie das geht? Transparenz, Aufklärung und Bildung. Viel zu tun also, um den Enthusiasmus, den wir vor zehn, zwanzig Jahren noch gegenüber der neuen digitalen Welt hatten, zurückzugewinnen – ein positives, sicheres Gefühl. Macher und Entscheider der digitalen Transformation zu sein, bedeutet also auch, die Verantwortung für eine Zukunft zu übernehmen, in der sich Mensch und Maschine zusammen weiterentwickeln und wir nicht hinterherhängen und erst von einem fundamentalen »Gone Wrong« aufgeweckt werden müssen.

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