IT-Strategie: Die Zukunft wird Multi Cloud

gebaude, himmel, wolken
Quelle: pixabay

Die IT-Infrastruktur vieler Unternehmen unterliegt derzeit einer umfangreichen Transformation. Das sogenannte Cloud Computing gewinnt immer mehr an Bedeutung gegenüber traditionellen Ansätzen. Das beweist die Studie „Cloud Monitor 2018“ von Bitkom und KPMG: Zwei von drei deutschen Unternehmen nutzen bereits Cloud Computing.

Aber welche Trends bestimmen dieses spannende Umfeld und worauf sollten Händler, Hersteller und Marken achten, um die richtige Cloud-Strategie auszuwählen? Heute geben wir einen detaillierten Überblick über das Status Quo des Cloud Computing und zeigen, wohin sich die größten Cloud-Anbieter der Welt 2019 bewegen.

Cloud Computing first

Cloud Computing umfasst drei Bereiche. Die Basis bildet Infrastructure as a Service (IaaS), bei dem Unternehmen vermehrt auf virtualisierte Hardware-Ressourcen über das Internet, wie Speicher und Rechenleistung zurückgreifen. Wenn man die Cloud als Entwicklungs- und Laufzeitumgebung nutzt, spricht man von PaaS-Anwendungen (Platform as a Service). Zu diesen PaaS-Anbietern zählen Elastic Beanstalk (AWS), Google App Engine, Microsoft Azure oder IBM. Sie sind ebenfalls die größten Public-Cloud-Anbieter, auf den die Mehrheit der Unternehmen bei ihrer IT-Infrastruktur setzen.

Der dritte Bereich bildet schließlich Software as a Service (SaaS), das heißt fertige Web-Anwendungen. Der Anbieter ist für die Wartung und Konfiguration der Systeme verantwortlich, die er in der Cloud zur Verfügung stellt. Die SaaS-Anwendungen ermöglichen einen orts- und zeitunabhängigen Zugriff auf Daten und Services. Salesforce-, Adobe- oder Microsoft 365-Anwendungen sind als Beispiele hier zu nennen.

Was ist der Unterschied zwischen Public und Private Clouds?

Wenn man von Clouds spricht, unterscheidet man grundsätzlich zwischen Private und Public Clouds. Private Clouds sind Server-Umgebungen, in denen der Nutzer seine eigene, private Cloud betreiben kann. Hier nutzt nur ein Kunde die Infrastruktur. Private Clouds richten sich an Unternehmen, die vor allem aus Sicherheits- und Datenschutz-Gründen lieber eine geschlossene Hosting-Umgebung wählen möchten. Dabei gibt es aber einige Begrenzungen. Beispielsweise ist die Skalierbarkeit der Hosting-Angebote beschränkt.

Public-Cloud-Anbieter wie beispielsweise AWS, Microsoft Azure oder Google Cloud stellen dagegen Ressourcen für jedermann zur Verfügung und bieten darüber hinaus noch weitere große Vorteile: wie ein einfaches und kostengünstiges Setup, sowie beliebige Skalierbarkeit.

Die größten Public-Cloud-Anbieter im Überblick

Cloud Computing macht2019 einen enormen IT-Kostenfaktor aus. Gartner prognostiziert, dass die globalen IT-Ausgaben für As-A-Service-Modelle 2019 um 3,2 Prozent auf 3,76 Billionen US-Dollar steigen werden.

Das Ranking der weltweit meistgenutzten Cloud-Anbieter führt 2018 Amazon Web Services an. So betreiben laut Erhebung 64 Prozent der Unternehmen Apps mit Amazon Web Services (AWS) als bevorzugte Cloud-Plattform, während 45 Prozent Microsoft Azure Cloud verwenden. Wie das Diagramm verdeutlicht, folgen die Cloud-Angebote von Google Cloud, IBM Cloud, Oracle und Alibaba mit großem Abstand.

Quelle: Statista

Auch bezüglich des Marktanteils liegt Amazon Web Services mit starken 33 Prozent an der Spitze , gefolgt von Microsoft Azure mit 13 Prozent, Tendenz steigend. Danach kommen IBM (acht Prozent), Google (sechs Prozent) und Alibaba (vier Prozent).

Die Top Platzierungen spiegeln diejenigen Anbieter wieder, die die ganze Palette an Cloud-Diensten anbieten (nämlich Serviceanbieter, SaaS, IaaS und PaaS). Es gibt jedoch viel mehr Cloud-Anbieter, die sich auf einen Teil der Enterprise-Software spezialisiert haben.

Zunehmend werden Unternehmen die großen Public-Cloud-Anbieter mit einem Spezialisten kombinieren. Möglich wird das nicht zuletzt durch die vielen, strategischen Partnerschaften beider Partein, wie zm Beispiel: Salesforce mit Amazon Web Services, Google Cloud oder IBM. Das gleiche gilt für Workday und IBM.

Das macht die Wahl des richtigen Cloud Providers natürlich nicht einfacher.

Amazon Web Services

Amazon Web Services (AWS) besticht besonders durch sein breites Portfolio mit 140 Dienstleistungen in den Bereichen Computing, Storage, Datenbank, Analytik, Networking, Mobile, Developer Tools und Software. Eine weitere Stärke der AWS-Cloud sind ihre Offenheit, Flexibilität sowie ihre leichte Bedienbarkeit.

Preise: AWS wechselte im Sommer 2017 die Abrechnung der Preisevon stundenweise auf sekundengenau und brachte sie mit Azure und Google in Einklang. Der AWS-Preisrechner gibt detaillierte Auskunft darüber Ebenso wie der Wettbewerb bietet AWS zudem kostenlose Einstiegsstufen sowie Credits an, um innovative Start-ups auf ihre Plattformen zu locken.

Hybrid-Ansatz: Auch AWS hat das Pontential von Hybrid- und Private-Clouds erkannt und geht nun vermehrt abseits seiner traditionellen (Public-Cloud) Wege. Der Spitzenreiter im Wolkenterritorium nimmt hybride Clouds endlich ernst und bietet dank seiner Partnerschaft mit VMware und einem neuen Produkt namens Outposts erstmals eine echte hybride Lösung an. Dieser strategische Move ist enorm wichtig, um sich neben dem größten Konkurrenten Azure zu positionieren.

Cutting-Edge-Technologien: AWS nutzt Machine Learning sowie eine Reihe anderer Funktionenaus den Spitzentechnologiebereichen wie dem Internet der Dinge (IoT) und Serverless Computing (Lambda).

Microsoft Azure

In vielen Unternehmen nimmt Microsoft bereits eine starke Position ein. Daher ist der Weg von On-Premise zu Cloud bereits geebnet. Die große Anziehungskraft von Azure liegt daher auf der Hand, denn die Grundlagen, vor allem im Enterprise-Segment, sind so schon da, um den nächsten Schritt zu gehen und Daten in die Cloud auszulagern oder gar auf Hybrid-Lösungen zu setzen.

Mit seiner starken Position im Bereich SaaS (Office 365 Business Services und Dynamics 365) ist Azure ein wichtiger Impulsgeber für die Verwirklichung einer Cloud-First-Welt. Das belegen auch die Preisänderungen im Oktober 2018. Apropos Preise: Hier könnt ihr selbst ausrechnen, wie viel euer gewünschter Cloud-Dienst kostet.

Cutting-Edge-Technologien: Das Azure Machine Learning Studio von Microsoft ermöglicht spezialisierten Entwicklern das Schreiben, Testen und Bereitstellen von Algorithmen sowie einen Marktplatz für Standard-APIs. Außerdem hat Azure auch am Ende des Jahres ihren Kubernetes Service freigegeben, der serverlose Architektur ermöglicht.

Google Cloud

Google stieg vergleichsweise spät in den Cloud-Markt ein. Die Anziehungskraft für Kunden aus dem Enterprise-Segment ist ebenfalls überschaubar. Mit seinen branchenführenden Tools für Deep Learning und Künstliche Intelligenz, Machine Learning und Datenanalyse möchte sich das Unternehmen klar von der Konkurrenz abheben und vor allem das Enterprise-Segment anlocken.

Preise: Google hat in der letzten Zeit große Rabatte angeboten, um mehr Kunden zu gewinnen. Zu nennen sind hier beispielsweise: die kostenlose Nutzung von bis zu 1GB Google Cloud Datastore-Kapazität, 2 Millionen Cloud Functions pro Monat, sowie der begrenzte Zugriff auf Produkte wie: Google Cloud Natural Language, Cloud Vision AP oder Kubernetes Engine. Google bietet hier einen Preis-Rechner.

Gartner sagte, dass seine „Kunden typischerweise Google Cloud Platform (GCP) als Zweitanbieter und nicht als strategischen Anbieter wählen“. GCP wird jedoch zunehmend von Kunden als strategische Alternative zu AWS gewählt, deren Geschäfte mit Amazon konkurrieren. Im Gegensatz zu Microsoft Azure ist GCP eine gute Option für die Unternehmen, die Open-Source- und/oder DevOps-zentriert sind.

Der Hybrid-Ansatz auf der Überholspur

Heutzutage sind mehr Cloudressourcen im Einsatz, als man glauben kann. Alltägliche Tätigkeiten wie eine unmittelbare Kommunikation zwischen Mitarbeitern, das Server-Hosting oder die Entwicklung von Anwendungen für den eigenen Onlineshop laufen bereits in der Cloud.

Gründe dafür sind die Anforderung nach einem schnellen und unkomplizierten Datenaustausch zwischen Personen und Standorten, sowie veränderte Arbeitsbedingungen. Gleichzeitig lauern immer mehr Bedrohungen, die deutlich höhere Sicherheitsmaßnahmen verlangen.

Deswegen gewinnt der Hybrid-Ansatz an Bedeutung. Die Hybride-Cloud erlaubt es, Daten und Anwendungen von lokalem Speicher in die Public Cloud zu kopieren oder transferieren. So können Unternehmen unabhängiger vom Public-Anbieter werden, ohne auf die Vorteile: Skalierbarkeit und Kosteneffizienz verzichten zu müssen. Wichtige unternehmensinterne Daten und Anwendungen können zudem im lokalen Storage gespeichert werden.

Multi Cloud im Visier

Aufgrund des Cloud-Dschungels, in dem viele Unternehmen bereits stecken, geht der Multi-Cloud-Ansatz noch einen Schritt weiter. Die Multi Cloud ermöglicht die parallele Nutzung von Cloud-Diensten und -Plattformen mehrerer Anbieter und somit die Verbindung mehrerer Cloud-Modelle (nämlich Public und Private) in einer zentralisierten, großen Cloud.

Unabhängig vom Cloud-Dienst können Unternehmen flexibel zwischen den Anwendungen je nach Situation wählen. Ein weiterer Vorteil ist die Steigerung der Verfügbarkeit und der Ausfallsicherheit. Je mehr verschiedene Cloud-Plattformen zum Einsatz kommen, umso weniger Risiko einer totalen Downtime gibt es. Zudem hat ein Service-Mix ebenfalls positive Auswirkungen auf die IT-Kosten und die Leistungsfähigkeit der Anwendungen.

Natürlich hat dieses Model auch Schmerzpunkte. Mit wachsender Zahl an Anbietern und Cloud-Modellen steigt – selbstredend – auch die Komplexität. Ganz zu schweigen von eventuell fehlenden, einheitlichen Datenschutz- und Datensicherheitskonzepten. Umso wichtiger ist es, dass sich die Multi-Cloud-Verantwortlichen eines Unternehmens intensiv mit Datenschutz und -sicherheit, Compliance und Komplexitätsfragen auseinandersetzen, sodass alle DSGVO-Standards erfüllt werden.

Multi-Cloud-Strategie: Die Kraft liegt im Mix

Um eine Multi-Cloud-Lösung effizient im Unternehmen einzusetzen, ist eine ganzheitliche Sicht und eine Kontrolle auf die Cloud-Services und IT-Infrastruktur erforderlich. Dafür sorgt eine zentrale Managementkonsole oder Cloud-Management-Plattformen (CMP), die die Verwaltung aller Services bündelt.

Laut einer Studie von Crisp Research und der QSC AG wollen die Mehrzahl der befragten Unternehmen (73 Prozent) sich nicht selbst darum kümmern, sondern für die Umsetzung ihrer Multi-Cloud-Strategie lieber auf externe Dienstleister setzen. Diese sorgen hauptsächlich dafür, dass alle Systeme, Integrationen und Schnittstellen optimal laufen und dass die Plattform über Optimierungsmaßnahmen und Aufbauplanung stets auf dem neuesten Stand bleibt.

Ob Hybrid oder Multi Cloud: die echte Cloud-Innovation kann nur von denjenigen Unternehmen kommen, die die führenden Anbieter von Public Clouds auf einzigartige Weise kombinieren und diese auch mit spezialisierten Diensten sowie anderen Cloud-Ansätzen sinnvoll verbinden.

Dennoch sind diese neuen technologischen Ansätze keine Universallösung. Unternehmen sollten individuell prüfen, welche IT-Strategie im Allgemeinen und welche Cloud-Strategie im Besonderen für sie sinnvoll sind. Was aber klar ist: Die Cloud ist gekommen, um zu bleiben.

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