Weihnachten mit Zufriedenheits-»Guarantree« [Netzfund]

Weihnachten mit nachhaltigen Weihnachtsbäumen
Quelle: Pexels

In den Neunzigern fanden es Millionen witzig, dabei zuzusehen, wie abgesägte Weihnachtsbäume aus Fenstern geworfen wurden und ein Schwede darüber stolperte. Ziel des Slapsticks: Menschen sollten sich zum Jahreswechsel neue Möbel kaufen. Mit niedlichen Vornamen, aus Pressspahn und zu unschlagbaren Preisen.

Aber 2019? Ist das Wort »Nachhaltigkeit« in aller Munde. Gerade auch zum Fest. In vielen Familien wird ökologischer geschenkt denn je, beim Menü auf Regionalität geachtet. Wie kann es da sein, dass trotzdem allein für den Weihnachtsbaum-Bedarf der Deutschen jährlich mehr als 20 Millionen Nadelbäume sterben müssen, statt dass sie weiter CO2 aus der Luft binden?

Weihnachten und Knut mal anders

Das fragte sich auch der junge Marketer und Unternehmer Andrew Green. Sein Nachname ist sprechend: Er gründete das Start-up Wundertree, das das große Baumsterben mit Weihnachtsbäumen bekämpfen will, die im Topf mit Wurzeln verkauft werden. Man kann sie zwar online ordern, geliefert werden sie aber vorerst exklusiv innerhalb Berlins.

Nebenbei verändert Green mit seinem Start-up auch die Assoziationen, die wir beim Namen Knut haben. Denn Knut steht bei Wundertree weder für Mega-Rabatte schwedischer Möbelketten noch für hauptstädtische Eisbärentragik. Knut heißt der größte Weihnachtsbaum im Produktportfolio von Wundertree: 160cm hoch und kräftig-gerade gewachsen; eine Nordmanntanne. Nordmanntannen stechen nicht wie Fichten, aber sie vergiften auch die Kinder nicht wie Eiben. Das Beste an Knut: Er lebt weiter! Wundertree sorgt dafür, dass er nach dem Fest ausgewildert wird. In Brandenburg.

Weihnachtsbäume als Botschafter des Wandels

Andrew Green kommt aus einem Land, in dem Tannen nicht unbedingt zur Flora gehören: Green ist Australier. Umso irritierender fand er die Tradition Millionen getöteter Bäume in Deutschland – und als erfahrenem Marketer war ihm offenbar schnell klar, worin der USP seines eigenen Start-ups liegen könnte: Umfassender Service.

Wundertree verspricht daher, nicht nur die Wiedereinpflanzung zu übernehmen. Das Unternehmen liefert die nachhaltigen Weihnachtsbäume im Topf zum Wunschtermin bis zur Wohnungstür und holt den stillen Zeugen märchenhafter wie dramatischer Feste nach Weihnachten auch wieder ab. Kein Schleppen, kein Fluchen, kein schlechtes Gewissen.

Weihnachten und Nachhaltigkeit: Geht die Rechnung auf?

Im Zeitalter der Customer Experience gibt das Unternehmen zudem eine Zufriedenheits-»Guarantree«. Und zwar nicht nur für Knut, sondern auch für seine kleiner gewachseneren Freunde aus der Baumfarm Bruni und Rudolph. Gefällt ein Baum nicht, wird er ersetzt. Das schützt vor den abschätzigen Kommentaren des Partners oder der Partnerin, natürlich mal wieder just den Baum mit der krummen Spitze angeschleppt zu haben.

Trotz all der im cleveren Marketing des Start-ups kommunizierten Benefits, sollen die Hauptstadt-Wunderbäume nicht wesentlich mehr kosten als andere Artgenossen im Topf aus Baumärkten, obwohl sie weniger Service bieten und das Überleben des Baumes vom Käufer abhängt – ein cleverer Schachzug des Australiers, der seine neue Heimat offenbar wirklich schnell durchschaut hat. Denn in Berlin leben bekanntlich gerade in den hippen und wohlhabenden Stadtvierteln unzählige Schwaben. Und die halten, im Gegensatz zum Weihnachtsmann, gern ’s Säckle zu.

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