Big Data statt Blind Date #ThinkTwice [Teil 1]

Big Data statt blind Date
Quelle: Adobe Stock

Der Jeans-Hersteller Levi‘s wagte 1998 eine personalisierte Online-Offensive – und scheiterte am Widerstand der Jeanshändler. Denen ging die »individualisierte Hose« aus dem Web mächtig gegen den Strich. Noch im selben Jahr schloss Levi‘s seinen Onlineshop.  Doch das Unternehmen experimentierte beharrlich weiter: Den Onlineshop gibt es wieder. 2019 stellte Levi‘s auf dem World Retail Congress ein neues Feature vor, das es Kunden ermöglicht, ihr eigenes Produkt zu entwerfen, und wagte damit einen neuen Versuch, Kunden mit personalisierten Angeboten und digitalem Engagement für sich zu gewinnen. 

Auch die Beharrlichkeit fernöstlicher Händler scheint sich zu lohnen. Galten ihre Plattformen und Produkte vor wenigen Jahren noch als unseriös und billig, sind sie 2020 regelrecht en vogue. Dass die Digitalisierung den weltweiten Handel vereinfacht, ist zugegeben nichts Neues, doch die zunehmende Popularität der auf den europäischen Markt strömenden Plattformen Wish, SHEIN und AliExpress lässt aufhorchen.

Diese Beispiele zeigen, dass es sich lohnt, verloren geglaubte Business-Strategien wieder auszugraben. Die immer neuen technologischen Entwicklungen und Trends bringen stetig neue Chancen, Geschäftsmodelle auszubauen.

Die folgenden Trends, die wir in unserer Artikelreihe betrachten wollen, sind keine Erfindungen des Jahres 2020, doch oft lohnt sich ein zweiter Blick, um neue Potenziale zu erkennen:

  • Big Data
  • Personalisierung
  • Liveshopping
  • Internationaler E-Commerce
  • Connected Commerce

Big Data statt Blind Date

Die Evolution der Geschäftsmodelle hat Business in E-Business transformiert. E-Business seinerseits hat Daten hervorgebracht, Daten mit Potenzial. Das ist keine bahnbrechende Neuigkeit. Doch dank der immer besseren, teils KI-basierten Möglichkeiten zur Datenverarbeitung lassen sich Informationen gewinnen, die Möglichkeiten der Entscheidungsfindung auf eine neue Ebene heben. Diese wiederum ermöglichen neuartige Kundenservices.

Intelligent genutzt bringen diese Daten Unternehmen auf die nächste Evolutionsstufe: Data-Business. Die Ergebnisse der aktuellen »Across the Ages«-Studie belegen das enorme Potenzial von Daten in Sachen Kundenbindung: Für ein besseres Kundenerlebnis wären 62 Prozent der Generation Z bereit, ihre Daten an eine Marke weiterzugeben. Die Herausforderung für Händler und Hersteller liegt nun darin, herauszufinden, wie sie diese Daten am besten nutzbar machen.

Big Data in Dashboards visualisieren

Der schwedische Musik-Streamingdienst Spotify beispielsweise widmet sich mit seiner Offensive »Spotify for Artists« den auf seiner Plattform vertretenen Musikern. Er stellt ihnen Dashboards zur Verfügung, anhand derer sie diverse Informationen ablesen können: die Beliebtheit ihrer Songs, Playlists, in denen sie auftauchen, wo ihre Fans leben und wie alt sie sind. Die Daten sollen Künstlern dabei helfen, ihr Publikum besser zu verstehen und ihre Musik entsprechend zu promoten.

Auch die Krones AG, Weltmarktführer im Bereich Abfüll- und Verpackungstechnik für Getränke und flüssige Nahrungsmittel, nutzt über Sensoren erfasste Maschinendaten, um ihren Kunden Zusatzservices zu bieten. Statt aufwändiger manueller Auswertungen werden die Messwerte im sogenannten »Datalog Dashboard« zusammengeführt. Dort können sowohl drohende Ausfallzeiten als auch Optimierungspotenziale für Maschinen abgelesen werden. Dank automatisierter Benachrichtigungen werden für die Kunden kostenintensive Stillstandszeiten vermieden.

Big Data: Datenexperten schlummern in den Mitarbeitern

Um aus Daten Potenziale für Prozessoptimierungen und Kundenservices abzuleiten, braucht es nicht immer zusätzliche Data-Scientists. Häufig schlummern Datenexperten bereits in den Mitarbeitern, die aufgrund ihrer täglichen Routinen die anfallenden Produkt-, Kunden- und Maschinendaten besonders gut kennen. Das Wissen und die Ideen, die sie beisteuern können, sind auf dem Weg zum Data-Business ein Vorteil, den Unternehmen sinnvoll nutzen sollten.

Big Data bedarf digitaler Intelligenz

Handelskraft Trendbuch 2020 »Digitale Intelligenz«. Jetzt vorbestellen!Im aktuellen Trendbuch Handelskraft 2020 haben wir den Trainingsplan für »Digitale Intelligenz« anhand zahlreicher konkreter Beispiele aufgestellt. Das gilt auch für das bewährte Kapitel zu Zahlen und Fakten, das veranschaulicht, an welchen Faktoren Unternehmen sich weiterhin und vor allem in Zukunft messen müssen.

Und dabei geht es eben nicht nur um Umsatz- und Wachstumszahlen, Internationalisierung und Payment-Methoden, sondern auch um die Macht der KI oder die Vorteile von Modern Work.

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