Corona-Warn-App – Was sie kann, wie sie funktioniert [5 Lesetipps]

Corona Warn App
Quelle: Onlinehändler-News

Diese Woche kommt die oft zitierte Corona Warn-App in die App Stores Deutschlands. An der App haben Geeks aus ganz Deutschland mitgearbeitet – ehrenamtlich. Wie die Warn-App funktioniert und was sie so besonders macht – heute in den Lesetipps der Woche.

Corona-Warn-App als Open Source

Entwickelt wird die App vom Software-Entwickler SAP und der Deutschen Telekom. Bereits zu Pfingsten wurde der Quellcode für die App frei zugänglich ins Internet gestellt, woraufhin sich über 60.000 Menschen damit beschäftigten, viele mitprogrammiert und eigene Ideen eingebracht haben. Open-Source-Style.

Unter der Leitung des SAP-Software-Entwicklers Martin Fassunge soll die App mögliche Infektionsketten nachvollziehen können, ohne die betreffenden Menschen dabei persönlich identifizierbar zu machen. 

Corona Aktuell – So funktioniert die App

Die App verwandelt das Smartphone in einen kleinen »Bluetooth-Leuchtturm« und sorgt dafür, dass regelmäßig Identifikationsnummern in die nähere Umgebung gefunkt werden. Gleichzeitig stellt das Gerät fest, ob es Bluetooth-Signale von anderen empfangen kann. Halten sich Nutzer der App für eine bestimmte Zeit auf einer räumlich begrenzten Fläche nebeneinander auf, findet ein ID-Austausch zwischen den Smartphones statt.

Wird man positiv getestet, können die jeweiligen Nutzer diese Information selbstständig in der App eintragen. Um Falschmeldungen zu umgehen, soll dies nur mit einer Verifikation durch einen Code vom Gesundheitsamt möglich sein.

Corona bedroht nun also auch die Privatsphäre?

Eher nicht. Der ID-Austausch zwischen den Smartphones führt dazu, dass keine Rückschlüsse auf die betreffenden Personen nachzuvollziehen sind und auch nicht, ob man sich aktuell neben einer infizierten Person befindet. Es werden also nicht die Identitäten der Anwender ausgetauscht, sondern anonymisierte ID, die sich mehrfach in der Stunde ändern.

Die ID der Menschen werden dezentral auf den jeweiligen Handys abgespeichert. Nur die Liste der anonymisierten ID der Infizierten wird auf einem zentralen Server vorgehalten. Ein entsprechender Abgleich findet aber ausschließlich auf den einzelnen Smartphones statt. Dahingehend ist die Privatsphäre der Nutzer prinzipiell auch nicht gefährdet.

Der Quellcode der App kann auf der Plattform GitHub transparent eingesehen werden. Bei etlichen Analysen des Codes wurden bisher keine Hintertüren oder andere Anomalien entdeckt.

Corona-App-Kritik

Da die Bluetooth-Technologie nicht vorrangig für das Messen von Abständen entwickelt wurde, wird es gewiss auch Fehlalarme geben. Außerdem kann es vorkommen, dass sich Infizierte hinter einer Glaswand befinden und den Alarm auslösen, obwohl dadurch eigentlich keine Infektionsgefahr ausgeht.

Da vor allem ältere Mitbürger tendenziell weniger technisches Know-How mitbringen und im Vergleich zu einer jüngeren Nutzerschaft seltener Zugang zur App finden können, erzeugt die Anwendung für diese Risikogruppe einen verhältnismäßig geringeren Mehrwert. Außerdem zeigt eine Studie aus Oxford, dass der volle Effekt der App erst dann erreicht werden kann, wenn sich mindestens 60 Prozent der Bevölkerung beteiligen. Auch das wird schwierig.

Weiterhin wird es erst die Praxis zeigen, wie sich die dauerhafte Aktivierung der Bluetooth-Funktion auf die Akkulaufzeit der Endgeräte auswirken wird. Die Entwickler haben sich auf die Verwendung von Bluetooth LE (Low Energy) geeinigt, sodass die App eigentlich weniger Strom verbrauchen wird, als das Streamen von Musik auf Bluetooth-Lautsprechern. Wie gesagt, das wird die Praxis zeigen.

5 Lesetipps:

Fragen und Antworten zur Corona Warn-App [Bundesregierung]

Epidemie-Kontrolle durch digitales Tracking [Oxford Studie]

Corona Warn-App kurz vor dem Start [SWR Aktuell]

Wie die Corona-Warn-App von SAP und Telekom funktioniert [heise]

Corona Warn-App Open-Source Projekt [GitHub]

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