Mehrwertsteuer-Senkung 2020: Wie viel Mehrwert steckt drin?

Mehrwertsteuersenkung 2020 E-Commerce
Quelle: Unsplash

Knall auf Fall. Konjunkturpaket der Bundesregierung. Ab Juli 2020 gibt es in Deutschland nur noch 16 Prozent Mehrwertsteuer – nicht mehr 19. Und das auch nur bis Ende des Jahres. Es bleiben Händlern also nur noch drei Wochen Zeit, um abertausende Artikel umzupreisen, Kassensysteme umzustellen, Werbung zurückzufahren, alles neu zu machen.

War ja noch nicht genug zu tun in den letzten Wochen. Gab ja noch nicht genug Verluste. Wenn es ein Learning aus der Corona-Krise gibt, dann das: Nichts ist planbar. Denn: Was ist, wenn doch die zweite Welle, ein zweiter Lockdown kommt?

Die temporäre Mehrwertsteuersenkung ist von Politikseite gut gemeint. Sie soll den Binnenkonsum ankurbeln, jetzt, da die Exporte um 30 Prozent eingebrochen sind. Doch gut gemeint ist bekanntlich die kleine Schwester von … Denn, welche Mehraufwände die temporäre Mehrwertsteuer mit sich bringt, ist nicht zu Ende gedacht, oder?

Mehrwertsteuer runter, Aufwände rauf

Ein halbes Jahr weniger Mehrwertsteuer. Hört sich doch klasse an! Für die Verbraucher jedenfalls. Den Staat kostet es nur schlappe 20 Milliarden Euro und im Januar 2021 geht dann halt alles wieder zurück bzw. hoch. Genug des Sarkasmus. Die Botschaft, dass es so einfach eben nicht ist, dürfte schon angekommen sein.

Besonders der ohnehin stark lädierte Einzelhandel steht nach der sprichwörtlichen Zettelwirtschaft seit Anfang des Jahres – es gilt Bonpflicht seit 01. Januar 2020 – und wochenlanger »Sorry, we’re closed!«-Zwangsmaßnahme nun vor der nächsten Challenge. Viel Aufwand in wenig Zeit, entscheidet man sich dafür, die Senkung von 19 auf 16, respektive von sieben auf fünf Prozent auch gleich durchzureichen an den Kunden und alles asap umzupreisen.

Wird der Steuersenkungsansatz reichen, um zum gewohnten oder konjunktur-aufschwingenden Verbraucherverhalten zurückzukehren? Werden nun mehr Großinvestitionen getätigt? Wird der Konsument auch in seinem alltäglichen Einkaufsverhalten wieder mutiger und kauft nicht bloß Klopapier, Mehl und Hefe? Schwer vorstellbar in Zeiten, in denen noch immer alles ungewiss ist.

Mehrwert dank Mehrwertsteuer?

Hinzu kommt, dass Einkaufen eben auch einfach weniger Spaß macht. Stationär jedenfalls. In der Schlange stehen, Maske aufsetzen, Korb desinfizieren, Abstand halten sowieso. Wir sind gerade erst dabei, uns an diese neue (Einzelhandels-)Welt zu gewöhnen. Geben unser Bestes, halten zusammen. Wollen dem Lieblingsstore ja helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Fühlen mit. Kaufen lokal und gönnen unserem schlechten Gewissen nach wochenlangen E-Commerce-Orgien eine Pause.

An sich ist die Senkung freiwillig. Aber mal ehrlich: Wir Verbraucher erwarten natürlich, dass die Shops online wie offline mitziehen und die Senkung an uns weitergeben. Oder? Egal wie, Transparenz erwarten wir mit Sicherheit. Und egal wie: Der Druck für die Händler steigt. Und was passiert eigentlich nach dem 31.12.2020, wenn Black Friday und Weihnachten vorbei sind und ohnehin alles wieder +19% / +7% kostet? Kommt dann der nächste Konsum-Kater?

Ob man die Umstellung in drei Wochen überhaupt auf die Kette bekommt, hängt von vielen Faktoren ab – unter anderem davon, um welche Produkte es geht. Insbesondere Händler im B2B werden das zu spüren bekommen, da sie netto kalkulieren und damit definitiv mehr Kosten statt mehr Profit haben werden. Selbiges gilt für viele Start-ups und umsatzsteuerbefreite Kleinstunternehmer sowie deren Kunden, die unterm Strich nichts von dem Kraftpaket haben.

Mehrwertsteuer-News und der digitale Status Quo

Wie Preise gestaltet sind, hat viel mit Psychologie zu tun: Konsumenten zahlen lieber 29 Euro als 30 Euro. Definitiv aber sind 29 Euro inkl. 19 Prozent Mehrwertsteuer der marketingpsychologisch sinnvollere Preis als 27 Euro und ein paar Zerquetschte. Das ganze Preiskuddelmuddel führt nicht nur zu Verwirrungen bei den Kunden, es kostet gerade auch stationäre Händler unsichtbare Summen, denn sie müssen mehr kleines Bargeld parat haben. Cent-Wechselgeld lassen sich Banken indes gut bezahlen.

Auch Onlinehändler haben mit für Verbraucher unsichtbaren Kosten zu kämpfen: Oft gibt es im E-Commerce längst genau jene drei Prozent Skonto, wenn Kunden die händlerfreundliche Zahlart Vorauskasse statt Rechnung oder einen externen Zahlungsdienstleister wie PayPal wählen.

So scheint die Mehrwertsteuersenkung insgesamt vor allem eines: Ein Symbol. Denn in der Geschichte der Bundesrepublik wurde der Mehrwertsteuersatz noch nie gesenkt, immer nur peu à peu erhöht. Und doch: Der Aufwand erscheint enorm hoch, die Zeit knapp und die Ahnung gering, was es am Ende bringt.

Immerhin: Unsere Partner wie beispielsweise ERP-Riese SAP sehen’s gelassen und versichern im Falle von SAP ihren Kunden – und denen, die es jetzt noch werden wollen – gute Beratung und schnellen Support zu. Entsprechend stellt SAP modulübergreifende Taskforces und Pakete bereit, über die die ERP-Systeme in den Betrieben analysiert und die nötigen Anpassungen umgesetzt werden sollen.

Gut beraten ist ein gutes Stichwort. Wer als Online- bzw. Multichannel-Händler vor der Krise bereits gut in Sachen Digitalisierung aufgestellt war, für den Agilität und Flexibilität bereits zum Unternehmensalltag gehören, der wird auch mit der Umstellung ab 01. Juli 2020 und der Rückstellung ab 01. Januar 2021 fertig.

Trotzdem scheint das Konjunkturpaket damit denjenigen Aufschwung zu geben, die ohnehin schon profitieren, anstatt die Wirtschaft insgesamt anzukurbeln. Doch klagen nützt nichts: Auch kleinere Händler sollten die Veränderungen als Chance begreifen – als Chance sich mithilfe intelligenter Lösungen zukunftsfähig und flexibel aufzustellen. Innovationsdruck gab es schließlich auch vor Corona schon. Der Leidensdruck hat ihn nur erhöht.

Mehrwert dank moderner E-Commerce-Lösungen

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