Das digitale Krankenhaus: Der Patient im Mittelpunkt!

Grafik:Martin Abegglen
Grafik:Martin Abegglen

Es ist vollbracht: Nach Monaten hat Deutschland ab dieser Woche eine „neue“ Bundesregierung. Keine Angst, Handelskraft wird nicht zur Politik-Journalie. Mit Blick auf einige Bereiche der Digitalisierung spielt Politik allerdings eine elementare Rolle. Sind es doch meist Gesetze und Richtlinien, die als Innovationsbremse gelten. Ein gutes Beispiel ist hier der Gesundheitssektor: Seit Jahren wird über E-Health, digitale Gesundheitsakte und Co. diskutiert, passiert ist bisher nur wenig.
 
Der designierte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) könnte hier Bewegung in die Sache bringen, ist er – anders als Hermann Gröhe – vom „Fach“. Schon im 2013er Koalitionsvertrag sind Ideen vom damaligen gesundheitspolitischen Sprecher der CDU/CSU für die Zukunft von E-Health und Gesundheitstelematik zu finden. Welche Herausforderungen warten hier auf das Gesundheitswesen und welche Auswirkungen hat das möglicherweise auf Patienten?

 

Was erwartet uns?

Hört man das Wort „Digitalisierung“, denkt man sicherlich nicht zuerst an Krankenhäuser. Was an sich paradox ist, wird doch häufig damit geworben, dass neue Technologien das Leben an sich verbessern sollen. Nur am Grundbedürfnis „Gesundheit“ scheint diese Prämisse zu scheitern. Der Einsatz von Systemen wie der Salesforce Health Cloud scheint in Deutschland zudem komplett abwegig… aus „Sicherheitsgründen“ heißt es.

Klar, dass Patientendaten anders zu behandeln sind als Kundendaten. Aber sind Patientendaten – salopp ausgedrückt – auf den Servern im Keller des Krankenhauses besser aufgehoben als in einer Cloud? Der Angriff auf die IT des britischen National Health Service im Jahr 2017 lässt daran stark zweifeln. Und so schwimmt man in Deutschland in einer Suppe aus Unsicherheit und technischen Missverständnissen.

Das will die Große Koalition 3.0 nun ändern. So heißt es im Koalitionsvertrag von CDU/CSU & SPD:

» Wir werden die Telematikinfrastruktur weiter ausbauen und eine elektronische Patientenakte für alle Versicherten in dieser Legislaturperiode einführen. Wir wollen neue Zulassungswege für digitale Anwendungen schaffen, die Interoperabilität herstellen und die digitale Sicherheit im Gesundheitswesen stärken. Die einschränkenden Regelungen zur Fernbehandlung werden wir auf den Prüfstand stellen. «

Und weiter:

» Die Anwendung und Abrechenbarkeit telemedizinischer Leistungen soll ausgebaut werden. Es wird sichergestellt, dass die Datenspeicherung den strengen Anforderungen des Datenschutzes unterliegt. Die gespeicherten Daten sind Eigentum der Patientinnen und Patienten. «

Elektronische Patientenakte, Zulassungswege für digitale Anwendungen und das alles unter dem Gesichtspunkt des Datenschutzes: Subjektiv klingt das sowohl euphorisch als auch verhalten. Nun liegt es bei Jens Spahn diese Pläne in die Tat umzusetzen.

Hier ’ne Lösung, da ’ne Lösung

Übrigens ist die Health Cloud vom U.S.-amerikanischen Anbieter Salesforce nicht die einzige Lösung, die in Zukunft in deutschen Krankenhäusern und Arztpraxen eingesetzt werden könnte. Heise hat zusammengefasst, welche IT-Projekte sich in Deutschland bereits mit der Anbindung von Praxen an die telematische Infrastruktur beschäftigen und wie ein möglicher Prozess mit einer elektronischen Gesundheitskarte vor Ort aussehen könnte. Lesenswert!

So muss das Gesundheitsministerium augenscheinlich gar nicht neue Projekte in Auftrag geben, sondern 14 bestehende Projekte kanalisieren um daraus „die beste Lösung zu stricken“… und das in 4 Jahren – sportlich, sportlich.

Und wofür das alles?

Das alles geschieht natürlich zum Wohle des Patienten. Spricht man mit Krankenhäusern, ist es teilweise erschreckend, wie wenig man über Patienten weiß.

Ein Beispiel: Wird ein Patient vom Hausarzt an das Krankenhaus überwiesen, ist meist nur eine Sozialamnanese erfolgt. Sprich, der Hausarzt weiß, dass der Patient beispielsweise in der Landwirtschaft arbeitet und demzufolge einer „Keimträger“-Risikogruppe angehört. Allein die Weitergabe dieser wichtigen Information findet bei der Überweisung oft nur verzögert statt. Und das obwohl diese Info so wichtig ist, da für potenzielle Keimträger ganz spezielle Anforderungen hinsichtlich der Unterbringung gelten.

Eine elektronische Gesundheitsakte könnte hier Abhilfe schaffen: Der Hausarzt würde die Info „Keimträger“ einfach dort hinterlegen und das Krankenhaus wüsste somit bereits sehr früh, wie und wo der Patient untergebracht werden muss. Eine andere Praxisanwendung zeigt SAP im folgenden Video:

Klingt super? Ja! Demgegenüber stehen aber natürlich die hohen Sicherheitsanforderungen an so eine Digitalisierung der Patientendaten. Und genau das wird wohl die größte Herausforderung für Jens Spahn: Einen Einklang von wirklich sinnvollen Datenschutzregeln und der Verbesserung des Umgangs von Patienten durch neue Technologien zu schaffen. Denn letztendlich geht es bei all diesen Belangen um eins und zwar um das Wohl des Patienten – gesundheitlich und datenschutzrechtlich.

Digitalisierung geschieht nicht nur in der Wirtschaft

Natürlich ist die Digitalisierung von privatwirtschaftlichen Unternehmen im B2C- als auch im B2B-Umfeld unser täglich Brot. Aber gesellschaftlicher Fortschritt sollte nicht vor öffentlichen Einrichtungen, Krankenhäusern oder staatlichen Ämtern halt machen. Deswegen beobachten wir mit wachem Auge technologische als auch strategische Entwicklungen im E-Health und E-Government. Das dotSource-Strategieteam steht somit nicht nur zu Fragen über digitale Geschäftsmodelle Rede und Antwort, sondern unterstützt auch bei den Herausforderungen im Gesundheitswesen.

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