Das war der Deutsche Handelskongress 2013 Posted on 05.12.201309.12.2013 | by Christian Grötsch Boomendes Online-Geschäft und Mobile Shopping kosten den stationären Einzelhandel zusehends Kunden, Frequenz und somit Umsatz. Als Reaktion darauf muss er traditionelle Stärken deutlicher ausspielen, aber auch die Verkaufsflächen stärker emotionalisieren. Diese Analyse zogen Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft auf dem Deutschen Handelskongress 2013, der mit rund 1.300 Teilnehmern einen neuen Rekord verbuchte. Die gut 80 Referenten aus dem In- und Ausland forderten das Auditorium eindringlich auf, die fortschreitende Digitalisierung als Chance zu begreifen und den eigenen Vertrieb mit Mut und strategischem Weitblick an die veränderten Konsumentenerwartungen anzupassen. Angela Merkel. Foto: © Joerg SarbachHierbei ist die Branche auch auf verlässliche Rahmenbedingungen durch die Politik angewiesen: Bereits zum dritten Mal trat Angela Merkel als Gastrednerin auf. In der Großen Koalition mit der SPD werde die Union „versuchen, Ihnen auch für die kommenden vier Jahre Rahmenbe-dingungen zu geben, in denen Sie sich als Branche gut entfalten können“, so die Kanzlerin. Mit Multichannel-Konzepten in die Zukunft Zum Thema Multichannel gab Zukunftsforscher Dr. David Bosshart zu bedenken: „Kunden denken niemals in Kanälen, sondern in Bedürfnissen und Wegen zu deren Befriedigung!“ Er ermahnte die Branche, sich Technologien zum Partner zu machen. Noch aber seien viele traditionelle Händler in „Erfahrungsgefängnissen“ gefangen. Wie sich ein Multichannel-Anbieter fit für die Zukunft machen kann, zeigt sich am Beispiel der Otto Group. Aufsichtsratschef Dr. Michael Otto erklärte „Mobile Shopping“ zum mittelfristig prägendsten Trend für die Branche. Daher laute die Losung bei Otto „mobile first“. Aktuellen Studien zufolge kaufen bereits 45 Prozent der Smartphone- und nahezu zwei Drittel der Tablet-Besitzer in Deutschland mit ihren Geräten online ein. Zugleich sehnen sich aber auch diese Shopper-Typen nach Einkaufserlebnissen. Multichannel-Offensive bei Otto und Ikea „Aber erst ein Drittel des stationären Einzelhandels verfügt über einen Online-Shop“, sagte Michael Otto, „es gibt also noch viel zu tun!“. Die neue Handelswelt sei „enorm anstrengend, aber sie ist voller Chancen, und diese aufzugreifen, lohnt sich“. Die Gruppe werde bis 2015 rund 350 Millionen Euro in den E-Commerce investieren. Sehr offensiv gab sich auch Peter Betzel, Geschäftsführer Ikea Deutschland. Das Möbelhaus plane nicht nur „mindestens 20 weitere Standorte“ hierzulande, sondern wolle seinen Online-Shop von heute 3.000 auf 7.000 Artikel erweitern. „Unser Ziel ist es, bis Ende 2014 alle Produkte stationär und im Internet verfügbar zu haben“, so Betzel. Ikea glaube an die Kombination aus on- und offline – „der Kunde entscheidet selbst, wann, wo und wie er mit und bei uns einkauft“. Heute trage das Internet zum deutschen Ikea-Gesamtumsatz von vier Milliarden Euro rund 92 Millionen Euro bei. Langfristig sollen es zehn Prozent sein. Fazit der Praxisforen: stationärer Handel bleibt wichtig Erstmals waren auf dem diesjährigen Deutschen Handelskongress die interaktiven Praxisforen auch für Besucher der parallel veranstalteten Messe „Retail World“ frei zugänglich. Hier zeigte sich eines deutlich: Trotz aller Online-Euphorie bleibt der stationäre Handel die mit Abstand wichtigste Quelle und Anlaufstelle für hiesige Konsumenten. Ein Ansatz, den Designerin Jette Joop ohne Einschränkungen mitträgt: „Das virtuelle Erlebnis wird das tatsächliche Erlebnis im Handel niemals schlagen können“, bekräftigte Joop. Sie ermutigte das Auditorium, den persönlichen Austausch mit den Kunden vor Ort wieder mehr stattfinden zu lassen: „Es geht ums Fühlen, Riechen und Schmecken, um Betreuung und Bestätigung der Kunden.“ Verleihung des Deutschen Handelspreises Thomas Busch. Foto: © Joerg SarbachEiner, der dies bereits on- wie offline meistert, ist Thomas Busch, Beirats-vorsitzender und Hauptgesellschafter des Familienunternehmens Walbusch in Solingen. Der 75-Jährige erhielt im Rahmen der abendlichen Verleihung des Deutschen Handelspreises den „Lifetime-Award“. Zum „Gesicht des Handels“ 2013 wurde Penelope Wasylyk gekürt, Assistentin der Geschäftsleitung bei Galeria Kaufhof in Stuttgart. Jetzt teilen (1 Bewertung(en), Schnitt: 5,00 von 5)Loading... Categories Allgemein Weitere Beiträge zum Thema:Baumarktbranche: Warum die Märkte ihren digitalen…Digital-Gipfel kommt nach JenaOmnichannel-Strategien für Erfolg im hybriden Handel