Digitale Kompetenzen gefragt: Wo sind die Taktgeber des digitalen Wandels?

Quelle: stokkete / fotolia.com
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Hierzulande müssen sich Unternehmer häufig den Vorwurf gefallen lassen, dass es um die Digitalisierung schlecht bestellt ist. Stattdessen wird in die USA gezeigt, zu Bezos, Zuckerberg und Musk – zu den Vorreitern des digitalen Wandels. Aber warum ist das so? Warum kommen die digitalen Geschäftsmodelle in Deutschland nicht so recht in Gang?

Neue Technologien haben die Position des Kunden in den vergangenen Jahren so sehr gestärkt, dass Forrester vom „Zeitalter des Kunden“ spricht. Der Kunde ist vernetzt, zu jeder Zeit online und kommuniziert, recherchiert und kauft verstärkt über mobile Endgeräte. Doch statt sich vor die vernetzte Kundschaft zu stellen und ihr auf allen Kanälen ein konsistentes und überzeugendes Markenerlebnis zu bieten, ruht sich so mancher Unternehmer in Deutschland lieber auf seinen altbewährten Erfolgsgeschichten aus. Dass die digitale Transformation davor keinen Halt macht, haben Nokia, Loewe oder Quelle unlängst gezeigt.

Frank Thelen, Unternehmer, Business Angel, Investor und einer der Speaker auf der heute gestarteten K5, gibt diese Haltung durchaus Grund zur Sorge:

» Ich weiß noch, wie ich beim Nokia-Chef saß, wenige Tage nach Vorstellung des ersten iPhone, und der Mann mir lachend ins Gesicht sagte: ‚Du glaubst doch nicht, dass Apple Telefone bauen kann!‘ Da steckt auch die Krux für alle Manager drin, die heute noch stabile Gewinne machen mit ihren Produkten: Als solcher darfst du nicht abwarten, bis ein grundlegend anderes Produkt die Regeln deines Geschäfts ändert. Wenn du wartest, bist du sehr bald Nokia. Und dann ist es vorbei. Ich sehe das leider auf sehr, sehr viele Industrien in Deutschland zukommen. Ich bin da eher alarmiert als optimistisch. «

Die digitale Transformation beginnt also in den Köpfen der Entscheider und Führungskräfte – im Topmanagement sowie in der mittlerer Management-Ebene bei den Team- oder Abteilungsleitern. Sie legen den Grundstein für alle zukünftigen Entwicklungen. Sie sind der Taktgeber des digitalen Wandels. Doch um dieser Bezeichnung gerecht zu werden, gilt es, jede Menge neuer Herausforderungen zu bewältigen. Und auf die haben Ausbildung und Studium leider so gut wie gar nicht vorbereitet.

Dies beginnt bei den digitalen Kompetenzen. Die Customer-Journey und die Kontaktpunkte der Kunden mit dem Unternehmen abzubilden und auf die sich stetig wandelnden Kundenansprüche auf allen Kanälen bestmöglich zu reagieren, gehört leider (bisher) nicht zur technischen oder kaufmännischen Grundausbildung. Hinzu kommt, dass es sich bei der Digitalisierung um eine sehr komplexe und vor allem relativ junge Disziplin handelt, die sich im stetigen Wandel befindet und deren Wissen somit eine Halbwertzeit von weit unter 10 Jahren hat. Kontinuierliche berufliche Weiterbildung, um beim Thema Digitalisierung den Überblick zu behalten, sollte sich also jeder Entscheider auf die Fahnen schreiben.

Der personalisierte, interaktive Handel braucht Profis.

Parallel dazu muss qualifiziertes Personal gefunden werden, das in der Lage ist, alte Strukturen und Prozesse aufzubrechen und durch intelligente digitale Lösungen zu ersetzen, in Zeiten des Fachkräftemangels eine weitere Herkulesaufgabe für Führungskräfte und Personalverantwortliche. Eine grundlegende Frage, die in diesem Zusammenhang gestellt werden muss, lautet: Bietet der Markt genügend Experten oder muss das eigene Personal weitergebildet werden?

Die kürzlich veröffentlichte Studie „Shift happens: Wie die Digitale Transformation die Anforderungen an das Personal verändert“ des Instituts für Handelsforschung Köln zeigt, dass die Mehrheit der Führungskräfte, denen die Bedeutung der Schulung ihres Personals bewusst ist, auf internen Wissensaufbau setzt. Aktuell suchen vier von zehn Befragten digitale Talente zunächst innerhalb des eigenen Unternehmens, damit das relevante Know-how in jeder Abteilung vorhanden ist. 29 Prozent der Führungskräfte fördern den Austausch zwischen den Abteilungen, wie etwa IT oder E-Commerce.

Für den Aufbau und die Umsetzung von digitalen Lösung werden Generalisten benötigt, die als Schnittstelle zwischen Marketing, Vertrieb, IT, Kundenservice und Geschäftsführung auftreten können. Zwischen verschiedenen Bereichen vermitteln, zuhören, Herausforderungen verstehen und gemeinsame Lösungen finden, ist ihre Hauptaufgabe. Kenntnisse im Umgang mit relevanten Technologien und Systemen (Onlineshop-, PIM-, Onlinemarketing und ERP-Systemen) sowie Grundwissen bzw. mitunter auch Expertenwissen in den Bereichen IT, Onlinemarketing, Kundenmanagement, Logistik, User Experience Design, Webanalyse, Conversion-Optimierung, Datenschutz und Recht sind nicht nur sehr gefragt, sondern auch für die Entwicklung und Umsetzung einer Digitalisierungsstrategie erforderlich. Denn nur wer über alle Bereiche den Überblick behält, kann alle Aktivitäten aufeinander abstimmen und so einen reibungslosen Ablauf der damit verbundenen Prozesse gewährleisten.

Qualifizierte Mitarbeiter sind allerdings nur die eine Seite der Medaille. Nicht zu vergessen ist, auch die Mitarbeiter frühzeitig mit ins Boot zu holen, die nicht mit dem Internet aufgewachsen sind. Dies erfordert nicht nur Feingefühl, sondern stellt auch neue Anforderungen an die Rolle der Führungskraft im Unternehmen.

Die größte Herausforderung, mit der Entscheider und Führungskräfte konfrontiert werden, ist jedoch, digitale Trends oder sogar digitale Bedrohungen von morgen frühzeitig zu erkennen, zu bewerten und das eigene Geschäftsmodell permanent zu hinterfragen. Und dies ist wahrscheinlich auch der entscheidende Punkt, an dem die USA der deutschen Wirtschaft viele Schritte voraus sind. In den USA ist man sich des disruptiven Charakters der digitalen Transformation stärker bewusst. Der Gedanke, dass ein heute erfolgreiches Geschäftsmodell morgen schon keine Bedeutung mehr haben könnte, gehört dort scheinbar zur Tagesordnung. Doch statt diese Entwicklung zu ignorieren, auszusitzen oder in Panik zu verfallen, stehen Mut, Agilität, Innovationsfreude und Veränderungswille an der Tagesordnung, vorgelebt durch Führungskräfte wie Bezos, Zuckerberg und Musk. Ein bisschen mehr von ihrer Haltung und Denkweise würde der Wirtschaft hierzulande gut tun und die bislang sehr zögerlichen Transformationsprozesse in Schwung bringen.

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