EU-Kommission knöpft sich Online-Preispolitik vor: Wird E-Commerce jetzt fair?

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Foto: Media Markt

E-Commerce an sich ist eine sehr dynamische Angelegenheit. Anhand von Kundendaten und Echtzeitinformationen lassen sich individuelle Angebote erstellen, die direkt auf den Kunden und seine Bedürfnisse zugeschnitten sind. Personalisierte Produktempfehlungen, Banner, Preise und Rabatte ergeben für jeden Kunden ein einzigartiges Einkaufserlebnis.

Doch werden Tools zur Personalisierung nicht aus reiner Menschlichkeit eingesetzt, selbstverständlich haben Händler den Umsatz im Blick, wenn sie in Search- und Recommendation Engines investieren. Beim Verbraucher stößt dies nicht unbedingt auf Begeisterung.

Preispolitik als Frustpunkt für Verbraucher

Als etwa bekannt wurde, dass iOS-Nutzern systematisch höhere Preise anegezeigt werden, als PC-Nutzern, war der Skandal perfekt. Das gleiche Problem wiederholte sich mit mobilen Endgeräten. Wer via Smartphone oder App einen Shop besucht, sieht sich häufig mit höheren Preisen konfrontiert.

Das alles ist kein Hexenwerk, sondern gehört zum Targeting – wer unterwegs schaut, hat vermutlich ein höheres Kaufbedürfnis als Kunden, die in Ruhe zu Hause stöbern.

Anhand des digitalen Fingerabdrucks können noch weitaus granularere Angebote generiert werden, die kaum noch klar benennen lassen, welcher Faktor nun des Ausschlag für den angezeigten Preis gegeben hat. War es der Klick auf den Banner oder die Kaufhistorie?

Dynamische Preise auch für Händler ein Problem

Nicht nur für Kunden bergen die dynamischen Preise potenzielle Nachteile. Auch Händler geraten in der Bredouille, etwa, wenn der Online-Preis deutlich unter dem Ladenpreis liegt und er nun dem Kunden entgegen kommen muss. Und das nur für den Fall, dass der clevere Kunde den Laden nicht schon längst verlassen und bequem online bestellt hat.

Ein Ansatz, um dem Problem zu begegnen, sind digitale Preisschilder. Die passen sich mit den stetig wechselnden Preisen an und mildern damit allzu starke Unterschiede ab. Personalisierte Preise können jedoch auch damit nicht abgebildet werden.

Die EU räumt auf. Vielleicht.

Pures Chaos also in diesem E-Commerce. Wie gut, dass sich die EU nun auf die Fahnen geschrieben hat, endlich Ordnung zu schaffen. Verfahren gegen österreichische Skiliftbetreiber, Amazon und die Stadt Venedig sind bereits eingeleitet.

Denn überträgt man diese Entwicklung nun auf den internationalen E-Commerce, wird es noch interessanter. Hier unterscheiden sich Angebote längst nicht mehr nur nach Mehrwertsteuersatz und Lieferkosten. Da bekommen Franzosen andere Preise angezeigt als Belgier.

Fair ist das nicht, aber anhand der oben aufgezählten Beispiele wenig überraschend.

Einheitliche Preise in einem digital getriebenen Markt, der immer granularer wird? Man darf gespannt sein, wann die EU-Kommission die Problematik erkennt und welche Lösung dann präsentiert wird.

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