Forrester-Wave: Hybris, Adobe und IBM führen bei Digital Experience

Dilbert on Marketing
Dilbert-Strip von Scott Adams
Es war einmal: Eine Zeit, in der Werbung und Marketing-Kampagnen im Grunde ein Schuss ins Blaue waren, wie es Dilbert auf den Punkt bringt.
Das ist nun (bald) vorbei:

Heute ist man in der Lage, maßgeschneiderte Kampagnen zu liefern, die komplette Customer Journey lässt sich transparent abbilden. Digitales Marketing wächst daher immer stärker mit der IT und anderen Bereichen zusammen. Um die Erkenntnisse im Sinne des Kunden zu nutzen – die Touchpoints liegen ja nicht nur im Marketing – müssen auch Sales und Service mit ins Boot geholt werden. Ebenfalls rücken (Service-)Content und Commerce zusammen. Klassische Abteilungsstrukturen machen daher immer weniger Sinn („Braucht es Marketingabteilungen noch?“).

Wenn die Abteilungen im Unternehmen zusammenwachsen, sollten das auch die Plattformen, könnte man daraus schließen. Aus diesem Grund streben Hersteller danach, integrierte Lösungen zu bieten – ein User Interface für alle Stakeholder. Nicht nur eine ideale Benutzeroberfläche für Endkunden, sondern auch für Geschäftskunden und Mitarbeiter. Unter den großen Herstellern gibt es daher in den vergangenen Jahren einen Wettlauf darum, wer als erstes die vollständig integrierte Komplettlösung liefert.

Wer schafft umfassende Digital Experience?

Für die Forrester Wave™: Digital Experience Delivery Platforms, Q3 2014 wurden die Angebote von Acquia, Adobe, Demandware, Digital River, HP Autonomy, hybris, IBM, Intershop, OpenText, Oracle, salesforce.com, SDL und Sitecore untersucht.

Dabei setzten sich Adobe und hybris als Pioniere durch, dennoch lassen die Lösungen laut Forrester bei der Vollständigkeit zu wünschen übrig. IBM und Sitecore sind ihnen dicht auf den Fersen, eine komplette End-to-End Solution bietet derzeit noch niemand. Auch macht die Analyse Kauflust unter den großen Anbietern sichtbar, bis auf Intershop wurde von allen betrachteten Unternehmen in den letzten Monaten und Jahren große Investitionen unter relevanten Startups und Technologien getätigt.

Als besonders wichtig für die Software-Lösungen wird Einheitlichkeit und Kontextualisierung gesehen. Beispielsweise ist es für E-Commerce-Systeme zunehmend wichtig, dass diese auch Content- und Marketingfunktionalitäten enthalten. Neue Herausforderungen wie die verstärkte Personalisierung der Kundenansprache sind sonst nicht zu bewältigen.

Es mangelt an Akzeptanz: Integrierte Lösung nicht immer erwünscht

Nicht nur technologische Herausforderungen hemmen aktuell die Entwicklung. Auch die Akzeptanz seitens der Händler ist durchaus ausbaufähig. Komplettlösungen werden noch eher kritisch gesehen – Händler wollen kein Universaltool, sondern das jeweils beste, das Detaileinsichten in seinem jeweiligen Bereich gibt.

Komplettlösungen stellen Unternehmen vor die Aussicht, alle bestehenden Systeme durch ein neues abzulösen. Das birgt Chancen und Risiken – einerseits winkt die umfassende Übersicht, die bequeme Verknüpfung von Daten, die so eine umfassende und schnelle Übersicht über alle Daten, Kennzahlen und Prozesse liefert.

Andererseits begibt man sich in die Hand des Lösungsanbieters, der nicht in jeder Disziplin Klassenbester sein kann. Hinzu kommen hohe Kosten. Kunden haben bereits investiert, um bestehende Systeme miteinander zu verknüpfen, personalseitig sind bereits Kompetenzen zu den Systemen vorhanden.

Verknüpfung der Systeme oder eine Komplettlösung – was wird sich durchsetzen?

Der Kampf um die Spitze wird künftig unter den Händlern ausgefochten, die ihre Daten nicht in verschiedenen Silos, sondern integriert nutzen. Zumindest stellen sich das die Software-Hersteller so vor.

Aktuell erscheint es wahrscheinlicher, dass Unternehmen verstärkt in die Vernetzung ihrer Systeme investieren und sich eher durch Kompatibilität mit Drittsystemen statt von einer Komplettlösung überzeugen lassen.

Andererseits ist fraglich, ob die Vernetzung nicht irgendwann an ihre Grenzen stößt und das Gewirr der Kanäle integrierte Lösungen perspektivisch attraktiver macht. Was meinen unsere Leser dazu?

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Eine Reaktion zu “Forrester-Wave: Hybris, Adobe und IBM führen bei Digital Experience”

  1. Die best-of-breed und Suite Philosophien haben sicher beide ihre Berechtigung, es kommt eben immer auf die Situation des Kunden an. Grundsätzlich sehe ich die Vorteile von Suite aber eher, bei „grüne Wiese“ Szenarien, also zum Beispiel Startups. Man sollte zudem nicht vergessen, dass hinter der Suite Verpackung auch oft ein Zoo unterschiedlichster Produkte steckt. Die Großen der Branche kaufen schließlich ständig kleinere Technologieanbieter auf. Die Integration dieser unterschiedlichen Technologien in die vom Vertrieb angepriesene Lösung aus einem Guß, ist nicht „so mal eben“ gemacht. Der Informationsaustausch zwischen IT-Systemen ist mit der Einführung von XML wesentlich einfacher geworden. Setzt das eine Produkt aber auf nächtliche Batchläufe und das andere auf Real-time Kommunikation, dann ist das schon eine Konstellation, die Kreativität erfordert.

    Bezüglich der zitierten Forrester Wave weise ich gerne noch auf einen Beitrag von Scott Liewehr (Gründer der US Beratungsfirma Digital Clarity Group) hin, der sich kürzlich in einem Blogbeitrag sehr kritisch damit auseinandergesetzt hat: http://www.digitalclaritygroup.com/opentext-demandware-and-salesforce-com-are-all-on-a-buyers-shortlist-what-are-they-buying/ In der Lesewrdiskussion gibt es auch einige interessante Standpunkte zur BoB vs Suite Debatte.