Hot or Not: Tinder als Quelle für E-Commerce-Innovationen?

Grafik:Kyle Pearce
Grafik:Kyle Pearce

Tinder – das ist diese augenscheinlich oberflächliche Dating-App, die dem Nutzer Personen vorsetzt und schlicht nach „Hot or Not“ fragt. Inwieweit das die heutige Optimierungsgesellschaft à la „Da muss es doch noch was Besseres geben!“ widerspiegelt, sei mal dahingestellt. Viel interessanter ist die Entwicklung, die Tinder vor allem in den USA durchmacht. Dort nimmt Tinder indirekt Einfluss auf die Wahl eines zukünftigen Präsidenten.

Auch für Händler könnte sich der Blick über den Tellerrand lohnen, denn das Tinder-Prinzip funktioniert simpel und gibt dennoch Informationen zu den Vorlieben der einzelnen Nutzer preis. Wischen wir uns also bald durch die Produktpaletten von Onlineshops?

Dating-App wird Wahl-O-Mat

Dass Tinder sich nicht nur auf das reine Dating beschränken will, zeigt sich momentan im US-Wahlkampf. Unter „Swipe the Vote“ können US-Bürger zukünftig, ganz nach dem Tinder-Prinzip, ihre Zustimmung oder Ablehnung zu konkreten politischen Themen angeben. Je nach Abstimmungsverhalten schlägt Tinder dem Nutzer einen bestimmten Kandidaten vor, beispielsweise Bernie Sanders oder Donald Trump. Deutsche kennen dieses Prinzip vom Wahl-O-Mat, der dem Nutzer eine Partei nach mehreren beantworteten Fragen vorschlägt…“böse“ Überraschungen oft inklusive.

Swipe the Vote
Swipe the Vote

Wenn sich das Tinder-Prinzip für den Vorschlag eines persönlich geeigneten Präsidentschaftskandidaten anwenden lässt, warum nicht also auch für Produktvorschläge im E-Commerce?

Zielgruppenanalyse leicht gemacht

Net-a-Porter-App "The Edit"
Net-a-Porter App „The Edit“

Die personalisierte Darstellung von Content ist dabei nichts Neues, so fragen beispielsweise Pinterest oder Medium vor dem erstmaligen Nutzen nach Interessensgebieten und spielen dementsprechend Content an die Nutzer aus. Somit wird der User von Beginn an mit personalisierten Inhalten versorgt. das Tinder-Prinzip vereinfacht die Identifizierung von Vorlieben indes auf ein Minimum.
Shops wie Net-a-Porter oder Grabble nutzen die Frage danach, ob ein Produkt dem Nutzer gefällt oder nicht, bereits aktiv. Je mehr Produkte so nach rechts oder links gewischt werden, desto genauer ist das Bild des Händlers über den potenziellen Käufer und desto genauer können etliche Marketing-Instrumente angepasst werden. Werden beispielsweise Fashion-Artikel aus Leder prinzipiell nach links gewischt, sprich abgelehnt, ist es weniger sinnvoll, diesen Nutzer über die neueste Lederstiefel-Kollektion via Newsletter zu informieren.

Wie wirkt mein neues Produkt?

Neben der Identifizierung nutzerspezifischer Vorlieben kann das Tinder-Prinzip auch für die Wirkung neuer Produkte angewandt werden. Der Nachteil bei dieser Simplifizierung des möglichen Marktpotentials besteht darin, dass sich das Feedback in Grenzen hält, sprich der Hersteller/Händler keine Informationen darüber in Erfahrung bringt, wieso ein Produkt nun angenommen wird oder eben nicht. Für eine erste, grobe Einschätzung ist das Tinder-Prinzip jedoch ausreichend.

Integration in den Onlineshop

Eine Integration eines solchen Tinder-Features in den Onlineshop kann verschieden aussehen. Prinzipiell ist es aber aufgrund der Bedienbarkeit vor allem für den mobilen Bereich, sprich für Geräte mit Touchscreen, zu empfehlen. Zu welchem Zeitpunkt der Customer Journey nach den Vorlieben gefragt wird, kann sich stark unterscheiden. Vorstellbar wäre beispielsweise der Zeitpunkt direkt nach der Registrierung beim Onlineshop oder als Teil eines Newsletters.

Dass es sich lohnt, auch einmal über den E-Commerce Tellerrand hinauszuschauen, zeigt das Tinder-Prinzip deutlich. Inspirationen finden sich übrigens auch in der Gaming-Branche, deren Geschäftsmodelle wohl nicht eins zu eins adaptierbar sind, aber dennoch nützlichen Input liefern können.

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