Humboldt in der Cloud – Wie digital sind Hochschulen und Universitäten?

Studenten auf Treppe
Quelle: pexels

Sie sind seit Jahrhunderten der Treffpunkt wissbegieriger Menschen und die Heimat der Wissenschaft. Die Fachkräfte der Zukunft werden dort ausgebildet und die Gegenwart wird kritisch hinterfragt. Die Rede ist von den Hochschulen. Doch wie zeitgemäß ist die Bildung an Universitäten und Fachhochschulen organisiert? Ist hier die Digitalisierung schon weiter als an den Schulen?

Hochschulbildung ist Ländersache

Verankert im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, regelt die Föderalismusreform aus dem Jahr 2006 die Beziehungen zwischen Bund und Ländern. Auch das umstrittene Kooperationsverbot beider in der Bildungspolitik hat hier seinen Ursprung. Hieran Korrekturen vorzunehmen würde also gleichzeitig bedeuten, das Grundgesetz zu ändern – und das ist bekanntermaßen komplex.

Der Föderalismus macht es nicht leicht, bundesweite Aussagen zur bildungspolitischen Entwicklung zu treffen. Was aber die Hochschulpolitik betrifft, kam es 2015 zu einer Gesetzeslockerung: Anders als an Schulen darf hier der Bund mit finanziellen Mitteln, wie etwa der Zahlung von Bafög, Länder unterstützen und nun bei der Hochschulzulassung und bei den Hochschulabschlüssen mitreden. Aber reicht das für eine zeitgemäße Ausbildung?

Wie digitalisiert ist ein Student?

Wo früher noch Stift und Papier ihre Aufgabe erfüllten, kommen heute Laptops, Tablets und Smartphones ins Spiel. Der Stift findet zwar seine Renaissance in einer anderen Form, doch eins wird klar: Notizen und Mitschriften sind längst digital! Wissensnachschub holt sich der Student im weiten Wirrwarr des Internets, entweder durch E-Books, Nachschlagewerke, auf Video-Plattformen oder über digitale Angebote von Universitätsbibliotheken. Auch die Kommunikation zwischen Kommilitonen findet vorwiegend via WhatsApp oder zumindest E-Mail statt.

Das digitale Leben des Studenten ist allerdings alles andere als einheitlich. Das Springen zwischen verschiedenen Plattformen kostet Zeit und ist uneffektiv. Aber eines ist klar: Studierende sind bereit für die Bildung 4.0.

Wie digitalisiert sind unsere Universitäten?

Immerhin: Anders als an den meisten Schulen findet man an Universitäten meist sehr schnelles Internet. Die Initiative Education Roaming (eduroam) macht es möglich, dass, wer eingeschrieben oder Mitarbeiter ist, europaweit an Bildungsinstitutionen surfen kann – mit einem einzigen Login. So benötigt ein Gastdozent aus Jena keine neuen Zugangsdaten, wenn er einen Vortrag in Prag halten möchte. Notebook und Smartphone verbinden sich automatisch mit dem lokalen Netzwerk. Vorbildlich!

Der Großteil der Universitäten haben bereits Lernplattformen wie Moodle oder OLAT im Einsatz. Hier können wichtige Unterlagen zu den einzelnen Modulen heruntergeladen oder ein direkter Kontakt zu den Professoren aufgenommen werden. Allerdings sind insgesamt dann doch viele verschiedene Lernplattformen im Einsatz, die Teilnahme der Lehrenden ist nicht verpflichtend und all diese Lösungen glänzen nicht unbedingt mit einer modernen User-Experience. Kurzum: Wenig technikaffine Dozenten kommen nicht klar und Studenten müssen analog lernen oder mit einer beschränkten Nutzung als Download-Plattform Vorlieb nehmen. Der Wille ist da, aber noch fehlt es an einer guten Umsetzung!

Wie sieht der Campus der Zukunft aus?

Das Lernen der Zukunft folgt den Prämissen der Digitalisierung der Wirtschaft: Das Angebot wird zeitlich unabhängiger und zugleich personalisierter. Mit einer flexiblen, datensicheren und ausgereiften Bildungs-Management-Software sollten Hochschulen ein mächtiges Ökosystem erschaffen: Sie sollte eine Kommunikationsplattform unter Kommilitonen, Professoren und Mitarbeitern, eine Enzyklopädie mit umfangreichen Forschungsergebnissen und eine Verwaltungsplattform für Aufgaben, Termine und Buchungen in einem sein. Diese Plattform sollte gemeinschaftlich von mehreren Universitäten entwickelt werden, um den riesigen Anforderungen gerecht zu werden und einen gemeinsamen Pool aus Wissen zu schaffen, damit wir länderübergreifend, bundesweit, international noch besser voneinander lernen können.

Am Ende profitieren Studierende und Lehrende gleichermaßen. Studenten könnten auf eine Vielzahl von aufgezeichneten Online-Vorlesungen zu jeder Zeit und an jedem Ort zugreifen. Egal ob Frühaufsteher oder Nachteulen, im-Café-Lerner oder Zuhause-Pauker: Studenten wählen ihre effektivste Lernmethode selbst. Auf Wunsch könnten die Lernenden ihr Wissen in einzelnen Themen vertiefen und sich mit Kommilitonen und Professoren direkt austauschen und diskutieren. Ebenso besteht die Möglichkeit, Einblicke in frühere spannende Debatten älterer Kommilitonen zu erhalten und so den eigenen Horizont zu erweitern.

Professoren und Mitarbeiter könnten Raumbuchungen und Leihanfragen für Materialien ohne Umwege vornehmen und sparen sich so den Weg zur Verwaltung. Aufgaben für studentische Hilfskräfte könnten digital besser organisiert und zugeteilt werden.

Und was ist mit dem persönlichen Kontakt? Zum Glück besteht die Bildung an Hochschulen nicht nur aus Vorlesungen, bei denen einer spricht und hunderte schweigen. Übungen und Diskussionsveranstaltungen sind für die persönliche Entwicklung der Wissbegierigen nicht wegzudenken, sie werden auch in Zukunft auf dem Campus stattfinden. Indem das Frontale digitalisiert und archiviert wird, das Interaktive aber persönlich bleibt, gestattet die Digitalisierung Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern, sich mehr Zeit für direkte Gespräche und wichtige Diskussionen mit ihren Studierenden zu nehmen und die Hochschule so zentralen Treffpunkt der Lehre und des Austausches sein zu lassen, der sie sein sollte.

Unternehmen und Hochschulbildung im Zeitalter der Digitalisierung

Die Digitalisierung stellt die Wirtschaft nicht nur technisch, sondern auch personell vor immer neue Herausforderungen. Längst kooperieren Unternehmen und Universitäten, um fitte Digital Natives und Fachkräfte auszubilden. Hochschulen profitieren von zusätzlichen finanziellen Mitteln und die Wirtschaft von frisch ausgebildeten Spezialisten.

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