KI und IoT rüsten die Filialen der Zukunft [5 Lesetipps]

ki, retail, technologie, effizienz
Quelle: pexels

Künstliche Intelligenz ist in aller Munde, aber nur wenige kommen über den allgemeinen Hype hinaus und beschäftigen sich intensiv mit diesem Trend. Niemand zweifelt daran, dass beide Technologien ein großes Potential darstellen, um beispielsweise in Läden individualisierte Einkaufserlebnisse zu schaffen, sowie die Arbeit jeweils zu vereinfachen und zu optimieren.

Aber wie realistisch ist der Einsatz von intelligenten Lösungen im Einzelhandel und welche Anwendungsfälle haben die besten Chancen, um zu florieren?

KI für intelligente Filialen

Laut des Whitepapers „Smart Store“ von EHI Retail Institute und Microsoft setzen 32 Prozent der der befragten Unternehmen bereits auf die Anwendung von KI-Lösungen in Filialen, 36 Prozent planen, dies für die nächsten Jahre. Der Einsatz von Trendtechnologien wie Voice Commerce (33 Prozent), Chatbots (44 Prozent) und Blockchain (62 Prozent) wird ebenfalls eher langfristig in Betracht gezogen.

Die Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz sind vielfältig. Laut des erwähnten Whitepapers wird ein konkreter Bereich besonders geschätzt. 53 Prozent der Befragten geben an, dass Predictive Analytics am relevantesten für ihre Firma ist, gefolgt – mit großem Abstand – von Standortspezifischer Allokation (Waren) und Bilderkennung, beispielsweise zur Identifikation von Produkten auf der Verkaufsfläche oder auch in vorgelagerten Prozessen.

Die Einschätzung dieser Prioritäten macht viel Sinn, da eine smarte Filiale eine große Menge an Daten produziert. Zudem sind viele andere Vernetzungen und Übertragungen notwendig, um die KI einzusetzen und Maßnahmen für Maschinen oder Personen abzuleiten. Allerdings steht häufig keine ausreichende Internetbandbreite in den Filialen zur Verfügung und das kann ein Problem sein.

Smarter Checkout im Praxistest

Beim Laden gibt es zwei Aspekte, die aus Kundensicht immer nerven: die langen Wartezeiten vor der Umkleidekabine und beim Bezahlen. Mit Hilfe von Technologie lässt sich das jedoch ändern. Viele Tests wurden hierfür immer wieder durchgeführt. Aber die Prototypen setzten sich nicht durch.

    • Tap & GO: Der Kunde kann mit einer Karte oder einem Smartphone die Produkte durch Tippen auf das intelligente Regal direkt dem Warenkorb hinzufügen. Ist der Kunde fertig mit dem Einkauf, wird das Konto nach Verlassen der Filiale automatisch mit dem Einkaufspreis belastet. Damit wird ein superschnelles Einkaufen geboten und Warteschlangen an der Kasse beseitigt.

 

    • Scan & GO: Statt zu tippen, scannt der Kunden die Artikel mit seinem Smartphone und der entsprechenden App. Durch RFID oder IoT-basierte Warensicherungen („Spider-Tags“) sind die Artikel gesichert. Wenn der Warenkorb fertig gefüllt ist, zahlt der Kunde per App mit Kreditkarte, PayPal, Google Pay oder Apple Pay. Nach der Bezahlung erhält der Kunde seinen digitalen Kassenbon per Mail. Bevor er den Laden verlassen kann, muss er diesen beim „Smartpay Express-Schalter“ am Ausgang des Marktes entsichern lassen. So wird die Filiale diebstahlfrei. Beispiele dafür sind Tests von Saturn Smart Pay mit den Start-ups mishipay oder rapitag.

 

    • Grab & GO: Das Konzept basiert auf einer Filiale, die mit verschiedensten Sensoren ausgestattet ist, z.B. mit Kameras in Decken und Regalen. So werden sowohl Kunden als auch Produkte identifiziert und überwacht. Dieser Ansatz kommt vor allem in Asien zum Einsatz.

 

    • Autonome Filialen: Der Zugang wird per QR-Code einer Kunden-App freigegeben. Zum Check-out wird eine der oben beschriebenen Zahlvarianten eingesetzt und der Kunde kann den Laden verlassen. Amazon Go ist das bekannteste Beispiel. In Asien ist dieses Konzept mittlerweile verbreitet. Der E-Commerce-Gigant JD.com setzt auf einen automatisierten Supermarkt, Alibaba eröffnete vor zwei Jahren HEMA. Außerdem dienen rollende Filialen als Lieferdienst zum Kunden oder als eigenständiger Lieferant zum Befüllen.

 

Technologie für bequeme und personalisierte Einkaufserlebnisse

Ob Smart Displays, AR, Virtual Reality oder smarte Regale – die Smart-Store-Technologien, die derzeit getestet werden, bieten Kunden einzigartige und nahtlose Einkaufserlebnisse an und erleichtern den Einkaufsprozess erheblich.

Saturn hat 2017 eine „Holotour“ angeboten, mit welchem Kunden virtuelle Artikel in der realen Ladenumgebung erlebten. 90 Prozent der Teilnehmer beurteilten die Experience als gut oder sehr gut und 70 Prozent sehen ein Mehrwert darin, wenn sie mit Hilfe von KI oder VR einkaufen könnten.

H&M hat seinen Flagship-Store mit einem sprachgesteuerten, interaktiven Spiegel eingerichtet. Über einen QR-Code-Scan werden dem Kunden am Spiegel Outfits vorgeschlagen, die sofort gekauft werden können. Außerdem werden personalisierte Rabatte beim „Mirror Shopping“ gewährt.

Technologie für effiziente Prozesse

Technologie kann Mitarbeiter einer Filiale viel Arbeit abnehmen und einige Routinevorgänge automatisieren, sowie optimieren. Momentan gibt es vier technische Ausrichtungen, die an Bedeutung gewinnen.

1. Inventory-Monitoring mit Roboter und Kamera:

Das Bestandsmanagement mit Hilfe von Kamerabildern und der Auswertung mittels KI findet aktuell in vielen Bereichen Anwendung. Stichwort: Computer-Vision.

2. Smarte Regale:

Diese intelligenten Regale verfügen über interaktive Displays entlang der Regalkanten. Über ein Cloud-Portal können Preise, Werbung, Nachrichten und Produktinformationen an allen Regalen an allen Standorten verwaltet und in Echtzeit aktualisiert werden.

3. Smart Machines:

Durch die Nutzung des IoT werden Automaten zu Smart Machines, wie zum Beispiel. mit der digitalen Plattform „WMF Coffee Connect/Schaerer Coffee Link“, die über 140.000 Maschinen bidirektional anbindet. Gemessen werden mitunter Daten wie Wartungszustand der Maschine oder der Zeitpunkt der Ausgabe der verschiedenen Produkte.

Mithilfe einer IoT-Plattform werden die Daten konsolidiert und über ein rollenbasiertes Dashboard bereitgestellt. So können Haustechniker und Vertriebler die Benutzung überwachen und sogar gewisse Maßnahmen aus der Ferne ergreifen (z.B. Rabattaktionen auf dem Display starten)

4. Employee-Wearable-Alerting:

Wearables oder Smartwatches sind gut geeignete alternative Ausgabegeräte für Mitarbeiter, für die ein Smartphone zu groß oder zu unhandlich ist, wie bspw. für Filialmitarbeiter. Das Steigenberger Airport Hotel Frankfurt nutzt eine Smartwatch von Trekstor zur Optimierung seiner Serviceprozesse.

Laut des erwähnten Whitepapers „befindet der Handel sich, was die Umsetzung von Smart-Store-Konzepten angeht, inmitten einer Konzeptions- und Ausbauphase“. Viele Themen stehen unter Beobachtung, ohne dass sich bereits konkrete Investitionspläne dahinter verbergen. Die Anwendungsfälle sind noch gering und es bleibt bislang bei isolierten Experimente.

Unsere 5 Lesetipps der Woche

The 20 Best Examples Of Using Artificial Intelligence For Retail Experiences [Forbes]

Future of Retail – Connected by Technology [Entrepreneuer]

Wie Händler einen durchweg smarten Check-out anbieten können [etailment]

Wer noch am Markt sein will, sollte sich mit KI befassen [it-business]

Künstliche Intelligenz soll dem Chef helfen – oder ihn ersetzen [Bitkom]

(12 Bewertung(en), Schnitt: 4,92 von 5)
Loading...