Mobile Payments kommen nach Deutschland: Der Anfang vom Ende des Bargelds? [5 Lesetipps]

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Kontaktlos bezahlen statt mit Münzen, Scheinen, Schecks oder Karten das ist die Zahlungsweise der Zukunft. Doch diese Zukunft ist für viele Länder schon Gegenwart. Dort sind Formen des Mobile Payment längst etabliert und analoge Geld eine Sache aus grauer Vorzeit. Verglichen mit China oder den USA sind wir in Deutschland in dieser Hinsicht absolut altmodisch. Doch jetzt wollen Google und Apple auf einer Seite aber auch die Sparkassen auf der anderen mit ihren mobilen Bezahldienste nun den Alltag der Deutschen umkrempeln.

Denkt man an das fest verankerte Einkaufsverhalten der Deutschen, ist es jedoch fraglich, ob sich diese „innovativen“ Initiativen bei Verbrauchern und Geschäften durchsetzen werden – auch wenn Analysten das Potential als sehr hoch einschätzen.

Bargeld-Nostalgie trifft digitale Realität

Deutschland ist bekannt dafür, das Bargeld-Land zu sein, aber laut einer Studie der Deutschen Bundesbank, ist bei den 18- bis 24-jährigen der Anteil an Barzahlungen, von 69 auf 44 Prozent gesunken. PayPal ist die bevorzugte Zahlungsmethode der digitalen Konsumenten. Und in vielen Städte sind kontaktlose Zahlverfahren nicht nur in Supermärkten oder Mode-Läden möglich, sondern auch in öffentlichen Verkehrsmitteln. „Ich hatte kein Kleingeld“, wird also kein Grund mehr sein, in der U-Bahn schweißgebadet schwarz zu fahren. Oder in unserem feschen dotSource-Bus in Jena.

Ob Einheimische, Zugezogene oder Touristen: Smarte Einkäufer wünschen sich immer mehr, kontaktlos mit Smartphone oder Smartwatch bezahlen zu können. Denn das geht schnell und einfach. So einfach, dass das Einkaufserlebnis noch positiver ist – auch für die Leute, die in der Schlange stehen und schneller dran kommen.

In diesem Zusammenhang lohnt sich wieder einmal der Blick nach China, wo mobile Payments sich etabliert haben. Via QR-Codes, die an jedem Marktstand verfügbar sind, kann jeder kleinere Transaktionen mit Alipay oder Tenpay (den E-Wallets der SuperApps Alibaba und WeChat) durchführen. Es ist nicht überraschend, dass 82 Prozent des Umsatzes des letzten »Singles Day« mobil generiert wurden.

Aber die Chinesen gehen insbesondere mit Alibaba noch ein paar Schritte weiter: Um den Zahlungsvorgang zu vereinfachen und zu sichern, haben sie biometrische Verfahren mit Gesichtserkennung (die sogenannte „Smile to pay“) getestet.

IBM Security's Future of Identity Study
IBM Security’s Future of Identity Study

Mobile Payments kurbeln die Digitalisierung der Filialen an

Wir haben schon einmal auf Handelskraft geschrieben, dass Filialen noch eine wichtige Rolle in der digitalen Welt spielen. Um den Wünschen smarter Kunden gerecht zu werden, müssten sie allerdings technisch modernisiert werden. Mobile Payments werden den Bezahlvorgang automatisieren und das ganze Einkaufserlebnis reibungsloser – und den stationären Handel damit letztlich wieder attraktiver machen.

Die sogenannte NFC-Technologie ermöglicht es, problemlos am PoS zu bezahlen. Laut Euro-Kartensysteme sind in Deutschland tatsächlich rund 475.000 NFC-Kassenterminals im Einsatz. Das entspricht rund 60 Prozent aller Kassenterminals. Diese Zahl steigt weiter an. Bis 2020 soll die NFC-Technologie in Kassenterminals sogar zum Standard werden.

Endlich in Deutschland: Erst Google Pay, dann Apple Pay

Genauso wie Alibaba und WeChat haben Google und Apple auch das Potenzial mobiler Payments erkannt. Google Pay und Apple Pay stehen seit einigen Jahren in den USA und anderen Länder wie Großbritannien oder Spanien zur Verfügung. Deutschland war bis jetzt ausgeschlossen.

Das Ziel war ursprünglich das Smartphone als Zahlungsmittel zu nutzen. Aber mit der Verbreitung des Apple- und Google-Ökosystems, die immer mehr neuen vernetzten und tragbaren Geräte integrieren, ist eine Nutzung durch alle internetfähigen Gadgets denkbar, was quasi zu einer Internet of Payments-Idee führt.

Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass Google Pay in Deutschland seit Ende Juni endlich auch Fuß fasst. Mit diesem Dienst kann man nicht nur mit dem Handy in-store bezahlen, sondern auch auf Websites und Apps kaufen. Google Pay lässt sich mit dem Paypal-Konto verknüpfen.

Aber nicht nur die Tech-Riesen aus Kalifornien beschäftigen sich mit der Bezahl-Revolution: Auch die traditionellen Sparkassen haben reagiert und mit Mountain View zusammengearbeitet. Eine App ermöglicht Sparkassen-Kunden das mobile Bezahlen. Prompt hat auch Apple verkündet, dass man sich mit deutschen Banken einig geworden sei und noch in diesem Kalenderjahr mobile Payment in Deutschland einführen werde.

Der Anfang vom Ende des Bargelds? Zumindest eine ziemlich große Bewegung. Es bleibt abzuwarten, wie anziehend Kunden diese neuen Zahlungsmöglichkeiten finden und wie gut Unternehmen damit umgehen werden.

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