Rezensionsreihe Teil 1: User Experience und Social Shopping

Die Studie „User Experience und Social Shopping“ ist ein unverzichtbarer Leitfaden für alle Betreiber, Entwickler, Designer und Vermarkter von Online Shops, E-Commerce Portalen und Communities, die den Anschluss im Web nicht verpassen wollen.

Die Herausgeber der Studie „User Experience und Social Shopping: Shopping 2.0 – Was sagen die Nutzer zum neuen Einkaufserlebnis?“ machen neugierig. Exakt 230 Euro verlangt man für diese Publikation, die auf ihren 103 Seiten 94 Abbildungen präsentiert und in ihren Fragestellungen mehr als 1000 befragte Online Shopper berücksichtigt, zahlreiche Fallbeispiele und 32 User Experience Tests vorlegt, sich auch dem Eye-Tracking widmen und mystische 7 Goldene Regeln für erfolgreiche Websites vorstellen.

Handelskraft hat diese Studie unter die Lupe genommen und geprüft, ob sie ihr Geld auch wert ist.

Der erste optische Eindruck: Hätte man besser machen können. Das Auge isst ja bekanntermaßen mit und wenn diese Studie laut Herausgeber ein unverzichtbarer Leitfaden unter anderem auch für Designer ist, dann bleibt zu hoffen, dass sich diese vom Inhalt inspirieren lassen können. Die Hülle ist „Pfui“, das Inhaltsverzeichnis ist „Hui“.

Ein klarer, verständlicher, logischer und vor allem interessanter Aufbau des Inhaltsverzeichnisses macht Hoffnung und Lust auf mehr. Fünf inhaltliche Punkte:

1. Einleitung:

Über mehrere Seiten wird man an das Thema gefesselt. Es wird dargestellt, warum man sich gerade mit diesem Thema auseinandergesetzt hat und an wen sich diese Studie wirklich richtet: Trendsetter im Web, Betreiber von Online-Shops, die auf das Web 2.0 umsatteln wollen und natürlich Betreiber von Social-Shops, die weiter denken wollen.

Ebenso wird auf die grundlegende Entwicklung im Web eingegangen, wobei ein klarer roter Faden die Themenkomplexe E-Commerce und Web 2.0 verknüpft. Geklärt werden dabei die Entwicklungen des Social Shopping und der Web-2.0-Elemente.

Die Einleitung behandelt also neben den Fragestellungen der Studie klare greifbare Entwicklungen, die wir zwar schon grob kennen, aber hier in einen klaren thematischen Zusammenhang gesetzt werden. Bis hierhin viel versprechend.

2. Studiendesign und Vorgehen

In diesem Punkt wird die Notwendigkeit der Online-Umfrage kurz und prägnant geklärt. Hier spürt man zum ersten Mal, dass man sich wirklich wissenschaftlich und ernsthaft mit dem Thema auseinander gesetzt hat. Es werden klare Kernfragen gestellt, die den Aufbau der Umfrage erklären, z.B. wie sich Nutzer online verhalten, welchen Strategien diese beim Online-Kauf folgen, wie man Social-Shopping-Elemente wahrnimmt und welche Relevanz diese Elemente für bestimmte Produktkategorien haben.

Weiterhin bekommt man in diesem Kapitel der Studie die ersten klaren Untersuchungsobjekte der Web-2.0-Elemente vorgestellt und deren Einsatz auf vier verschiedenen Social-Shopping-Websites. Die User-Experience-Tests folgen ausführlich im 4. Kapitel. Bis hierhin wurde man also mit vielen interessanten Theorien und Fragestellungen versorgt. Der Ausblick auf einen klaren Praxisbezug macht einem Mut weiter zu lesen.

3. Online-Befragung

Hier werden die Erkenntnisse aus der Online-Umfrage ausführlich analysiert. Neben den gewonnenen Statistiken, zieht man hier auch mutig zu jeder in Kapitel 2 gestellten Fragestellung ein Fazit, das unserer Ansicht jedoch ein wenig zu knapp ausfällt. Man beruft sich bei der Analyse auf ausgewiesene Literatur, kann in diesem Kapitel jedoch nicht aus dem Schatten dieser Literatur heraustreten. Eine kurze Zusammenfassung trägt alles noch mal zusammen. So weit so gut.

4. User-Experience-Tests

Dieses knapp 56 Seiten umfassende Kapitel ist das größte und spannendste Kapitel in dieser Studie. So erhalten wir klare Ergebnisse, die die Online-Umfrage in der Praxis, sprich an den vier Social-Shopping-Websites, liefert. So werden mit Hilfe von Abbildungen die Ergebnisse des Eye-Trackings vorgestellt.

Die großen Töne, die man auf der Website gespuckt hat, nehmen hier eine klar positionierte Form an: worauf achten Nutzer, wenn sie einen Online-Shop besuchen. Das ist wirklich für jeden Betreiber mehr als nützlich. Eingegangen wird auf Erfolge und Missstände im Design, auf die optische Klarheit des Sinns und des Zwecks der Website, auf den Community-Charakter und auf die Seriosität und Sicherheit. Dann widmet man sich gründlich dem Einsatz verschiedener Web-2.0-und Social-Shopping-Elemente auf den untersuchten Websites. Alle Untersuchungen werden im Anschluss zusammengefasst und analysiert und auch bewertet.

Man scheut sich in dieser Studie nicht vor Kritik. Die Einschätzungen und ausformulierten Erkenntnisse sind mehr als realistisch und hochinteressant, zeigen auf, wie Web-2.0-und Social-Shopping-Elemente eingesetzt wurden und wie Nutzer darauf reagierten. Es wird deutlich klar, dass hier Profis aus dem Bereich Usability am Werke waren. Dieses Kapitel ist gründlich durchdacht und klar strukturiert, beschränkt sich auf die wirklich relevanten Dinge, veranschaulicht sämtliche Ergebnisse mit Screenshots und behält in der Zusammenfassung und Schlussfolgerung eine bemerkenswerte Übersicht, was Fakten und Prognosen angeht.

Jeder Shop wird detailliert bezüglich vorhandener Elemente untersucht. Bei einem Shop wird das Element besser umgesetzt, bei anderen Shops sind wiederum andere besser umgesetzt. Alles ganz klar aus Sicht eines Users geschrieben, eben weil man sich auf Statistiken, Tests und Analysen beziehen kann. Es wird deutlich, dass man durch die Vergleiche klare Vorstellungen bekommt, wie Nutzer auf unterschiedliche Elemente reagieren, inwiefern diese sichtlich nutzbar sind und ob sie einen Mehrwert bieten. Bis hierhin kann man sagen, dass die Studie ihr Geld wert ist.

5. Sieben goldene Regeln

Man kann bereits an der Überschrift erkennen, dass man hier die Belehrungsleier auspacken wird. Und genau das tut man auch. Hat sich die Studie bisher als wirklich neutral und ergiebig erwiesen, versucht man hier aus den gewonnenen Erkenntnissen einen Masterplan für den erfolgreichen Social-Shop zu kommunizieren. An sich ist das nicht schlecht, ja sogar auch als wohlwollende Zusammenfassung der gesamten Studie zu verstehen.

Man bemüht sich in dieser Zusammenfassung alles miteinander zu verknüpfen, hebt die wichtigsten Go’s & No-Go’s noch mal hervor und scheitert dann jedoch an einer teilweise recht oberflächlichen Empfehlungsreihe. In diesem Fall ist das allerdings nicht weiter schlimm, da alles haargenau in den vorangegangenen Kapiteln behandelt und untersucht wurde. Sämtliche Fragestellungen wurden einleuchtend geklärt.

Diese Studie ist ihren Preis definitiv wert. Ein klares Profil ist durchweg erkennbar, hier und da ein paar Stolpersteine, die aber im Großen und Ganzen dieser Publikation nicht die Suppe versalzen. Einige thematische Überschneidungen lesen sich nicht als Wiederholung, sondern dienen eher dem roten Faden, der sich durch diese Studie zieht.

Das Layout ist verbesserungswürdig, jedoch lässt sich abschließend sagen, dass man diese Investition von 230 Euro ruhig machen sollte, sofern man Akteur im Web 2.0 ist und am Puls der Entwicklung bleiben will. Wer im Bereich Social Commerce und Social Shopping arbeitet wird wohl wissen, dass es die Nutzer sind, die den Erfolg ein ganzes Stück weit mitbestimmen. Jenes hat diese Studie erfolgreich klar gestellt und mit der Praxis verknüpft.

Handelskraft sagt: sehr empfehlenswert.

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