Twitter: Was sich nach der Nun-Doch-Übernahme durch Elon Musk für Unternehmen ändert [Update]

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Quelle: Chris J. Davis | unsplash

Update 07.11.: Elon Musk ist von seinem Rücktritt zurückgetreten und hat Twitter nun doch für 44 Milliarden Dollar gekauft.

Als eine der ersten Handlungen nach dem Kauf ließ Musk Twitter von der Börse nehmen, entließ unter anderem den CEO und CFO und fungiert nun selbst als oberster Chef der Plattform. Auch weitere Stellen baut Musk als Teil eines Sparprogramms ab, quer durch die gesamte Belegschaft. 

Schätzungsweise kehrt nach dem vergangenen Wochenende nur die Hälfte der Mitarbeitenden an ihre Twitter-Schreibtische zurück. Sicherheitshalber blieben die Büroflächen des Social-Media-Unternehmens am Freitag deshalb geschlossen.

Twitter nach der Übernahme: Was plant Musk?

Derzeit plant Musk unter anderem, Twitter zu einer »Super-App« umzubauen. Als Vorbild soll die chinesische App »WeChat« dienen, die beispielsweise ein soziales Netzwerk und Zahlungsdienstleistungen anbietet.

Außerdem soll Twitter seine Einnahmequellen diversifizieren, um mehr Umsatz zu generieren. Neben einer kostenfreien Mitgliedschaft könnte das Netzwerk bald ein Abo für 8 Dollar im Monat anbieten.

Im Paket enthalten sein sollen der blaue Haken, der bisher kostenfrei die Authentizität von Profilen bestätigt, mehr Reichweite für Posts , die Möglichkeit, längere Audios und Videos zu posten, sowie weniger Werbeeinblendungen.

Inwiefern Twitter für Unternehmen als Werbemedium interessant bleiben könnte, stellen allerdings viele derzeit infrage – Brand Safety sei in diesem Umfeld weniger gewährleistet.

Elon Musks Vorhaben, »mehr Meinungsfreiheit« auf der Plattform zuzulassen, verstehen sie auch so: Der Kurznachrichtendienst könnte diskriminierenden Inhalten, Hate Speech und Falschmeldungen gegenüber toleranter auftreten, weniger Posts und Accounts einen Riegel vorschieben und möglicherweise Ex-US-Präsident Donald Trump sein Konto wieder freischalten.

Twitter steht womöglich vor neuen Konflikten

Auch bleibt abzuwarten, ob Twitters mutmaßlich neue Content Policy Musk nicht in Konflikt mit dem Gesetz bringen könnte. So muss Twitter beispielsweise weiterhin für den deutschen Raum das NetzDG befolgen und müsste für einen laxeren Umgang mit kritischen Inhalten Strafzahlungen fürchten.

Die chinesische Regierung hingegen könnte gar Musks Firmenimperium insgesamt unter Druck setzen. In diesem Denkszenario würde China zu seinen Gunsten versuchen, Einfluss auf Twitters Content Policy auszuüben, indem es Musks Elektroautohersteller Tesla zum Druckmittel macht.

Insgesamt also ein herausforderndes Unterfangen, auf das sich Elon Musk da eingelassen hat – zumal auch schon vor seiner Übernahme die Twitter-Nutzerinnen und -Nutzer ein wenig das Interesse am Tweeten verloren zu haben scheinen, darunter sogar bislang sehr aktive Accounts.

Andere hingegen sitzen auf gepackten Koffern und ziehen zum dezentralen Open-Source-Netzwerk »Mastodon« um. Einige Mastodon-Instanzen schienen in den letzten Tagen schon fast überfordert vom User-Ansturm. Auch Handelskraft findet ihr ab jetzt bei Mastodon. Folgt uns und verpasst keinen neuen Artikel mehr.

 

Update 10.07: Elon Musk hat seine Vereinbarung zum Kauf von Twitter aufgelöst. Als Begründung nennen seine Anwälte die angeblich unzureichenden Informationen zur Zahl der Fake-Accounts. Twitter hat angekündigt, gegen Musks Entscheidung gerichtlich vorzugehen.

Das nennen wir Nutzerorientierung. Fragt Elon Musk doch bereits vor seiner Übernahme von Twitter seine Community, welche Änderungen diese sich für die »Überholung« der Plattform wünschen. Dass sich mit dem Kauf des Netzwerkes durch den Tesla-Chef für die 338,6 Millionen Userinnen und User also einiges ändert, steht fest. Aber auch Unternehmen, die Twitter aktiv als Werbekanal nutzen, sollten künftige Änderungen im Auge behalten. Ob die geplanten Anpassungen Nutzerinnen und Nutzer zurück auf die Plattform holen oder eher abschrecken, gilt abzuwarten.

Twitter soll meinungsoffener werden

Musks Ziel ist es, Twitter zu einer »globalen Plattform für Redefreiheit« zu machen, da er findet, dass die Meinungsfreiheit auf Twitter bisher stark eingeschränkt ist.

Mit konkreten Community-Richtlinien hat die Plattform in den letzten Jahren versucht, gegen Hate-Speech, Klimaleugnung und Co. vorzugehen. Wie Elon Musk damit umgehen will, ist noch nicht bekannt.

Allerdings hat er sich bereits gegen den konsequenten Ausschluss einzelner Personen bei Verstoß gegen die Richtlinien und für vorläufige »Timeouts« ausgesprochen. Userinnen und User haben bereits angekündigt, die Plattform deswegen zu verlassen.

Twitter Features sorgen für mehr Vertrauen und weniger Frust!?

Obwohl es also bereits zahlreiche Skeptikerinnen und Skeptiker gibt, hat Elon Musk bei seinen Twitter-Umfragen zu Änderungsvorschlägen positive Rückmeldungen und sogar Verbesserungsvorschläge erhalten. Darunter sind:

Algorithmus veröffentlichen

Für mehr Transparenz und Vertrauen in die Plattform will Musk den Algorithmus als Open Source offenlegen. Das heißt, dass alle Änderungen an Posts klar nachvollziehbar sind und dass Nutzerinnen und Nutzer sehen können, welche Posts degradiert oder hervorgehoben wurden.

Vorgehen gegen Spam-Bots

Außerdem will Musk gegen Spam-Bots vorgehen. Vor allem im Bereich der Kryptowährung versuchen imitierte Accounts immer wieder Followerinnen und Follower zu betrügen. Deswegen soll Twitter reale Userinnen und User in Zukunft besser authentifizieren.

Sollten die Open-Source-Lösung und eine bessere Authentifizierung dazu führen, dass das Vertrauen in die Plattform wieder steigt, können Unternehmen von einer erhöhten Nutzerbereitschaft profitieren.

Bearbeiten-Button und Zeichen ohne Limit

Jeder Content Creator kennt es: Einen Post mit viel Geduld und Kreativität vorbereitet, noch drei Mal drüber gelesen, stolz auf Senden gedrückt und dann ist doch noch ein Fehler drin. Bisher bedeutet das bei Twitter: nochmal von vorn. Denn Tweets lassen sich aktuell nur löschen, nicht bearbeiten. Auch das soll sich künftig ändern:

Eine weitere Idee ist es, dass Zeichenlimit, dass 2018 auf 280-Zeichen erweitert wurde, vollständig aufzuheben. Somit könnten Content Creator zukünftig auch auf Twitter Followerinnen und Follower mehr Kontext bieten.

Twitter bekommt ein neues Geschäftsmodell

Unabhängigkeit von Werbeeinnahmen

Laut dem Wall Street Journal erzielte Twitter im letzten Jahr rund 90 Prozent seiner Einnahmen durch Werbung. Trotzdem will Musk das Netzwerk unabhängiger von Werbeeinnahmen machen und stattdessen Influencerinnen und Influencer zurück auf die Plattform holen.

Unternehmen sollten also überlegen, wie sie ihr Marketingkonzept weg von direkten Werbemaßnahmen hin zu einem glaubwürdigen Influencerkonzept umwandeln.

Abomodell

Mit einem Abomodell will Musk eine werbefreie Bezahlversion anbieten und wegfallende Einnahmen kompensieren. Mit der Aboversion »Twitter Blue«, die aktuell nur in den USA, Australien und Neuseeland verfügbar ist, haben Userinnen und Usern bereits Zugang zu Premium-Funktionen. So können Nutzerinnen und Nutzer dieser Bezahlversion beispielsweise den Edit-Button bereits testen.

Unternehmen sollten also neue Features und die Entwicklung der Nutzerzahlen im Blick behalten, um Marketingstrategien auch kurzfristig anpassen zu können.

5 Lesetipps

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Was sich durch Elon Musks Twitter-Übernahme ändern könnte [Deutschlandfunk]

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