Payments im Jahr 2020 – ECC-Studie bestätigt online und offline Trends [5 Lesetipps]

Payment Studie ECC Handel
Quelle: Clay Banks, Unsplash

Das Sparschwein von Kindern in Dänemark sieht komisch aus: Es ist schwarz, nicht rosa. Es ist aus Kunststoffen und Metallen, nicht aus Porzellan. Es ist rechteckig, nicht rund und im Schlitz verschwindet keine Münze, sondern das Ladegerät dockt an – wenn der Ladevorgang nicht ohnehin kabellos erfolgt. Denn das durchschnittliche dänische Kind erhält sein Taschengeld schon heute direkt aufs Smartphone. Ihr Telefon halten 13-Jährige wie August aus Kopenhagen dann an Payment-Terminals, wenn sie an unbemannten Kassen im Supermarkt etwa eine Tüte Lakritz bezahlen wollen.

Was im zukunftsorientierten Dänemark schon gang und gäbe ist, kommt in Deutschland auch langsam ins Rollen: Mobile Payment via Smartphone, jenem kleinen Supercomputer, den wir alle in der Hosentasche mit uns rumtragen. Bargeld wird zunehmend ein Fall für die Geschichtsbücher. Auch Kredit- und EC-Karten werden seltener genutzt. Aber wie verändern sich Bezahlmodi konkret?

Payments im Onlinehandel: ECC-Studie verrät Tendenzen

Kunden werden immer smarter. Sie nutzen mobile Devices nicht nur zur privaten und beruflichen Kommunikation und Recherche, sondern die Nutzer verändern auch Alltagsgewohnheiten wie die Bezahlung von Dienstleistungen und Waren.
Das ECC analysiert diese Entwicklung seit beinahe einem halben Jahrhundert in einer jährlichen Studie. Kürzlich veröffentlichte das Kölner Institut die Payment-Studie Vol.24.

Der Kernbefund der diesjährigen Ausgabe unterscheidet sich kaum von den Vorjahren: Die Digitalisierung führt zu mehr Onlinekäufen, Online zahlt man nie mit Bargeld, immer seltener via Rechnung oder Bankeinzug, sondern Kunden setzen vermehrt auf Zahlungsdienstleister wie Paypal. Auch Google Pay und Apple Pay sind knapp zwei Jahre nach ihrem Start in Deutschland in den Nutzergewohnheiten der Digital Natives und Digital Adaptives angekommen. Anders gesagt: Nicht nur das Sparschwein tauscht Keramik gegen Kunststoff, auch Geldbeutel sind immer seltener aus Leder.

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Quelle: ECC-Payment-Studie Vol. 24

Payments im Onlinehandel: Kundenzentrierung ist alles

Die Analysten des ECC können weitere Verschiebungen im Finanzgeschäft nachzeichnen. Es zeigt sich, dass FinTech-Unternehmen den Payment-Markt mit ihren digitalen Produkten 2019 weiter in Bewegung gebracht und Bezahlmodelle wie Paypal, Payback oder Klarna auch ohne Vollbanklizenz Marktanteile beim Online-Shopping gewonnen haben.

Paypal punktet bei Nutzern seit Jahren durch eine unkomplizierte Abwicklung. Customer Centricity für eine positive Customer Experience lauten die Zauberworte. Paypal ist extra einfach zu händeln; Payback sorgt vermeintlich für Rabatte, weil man bei on- und offline-Käufen Treuepunkte sammeln und bei späteren Käufen von Cashback-Mechanismen profitiert.

Und das schwedische Unternehmen Klarna profiliert sich als Zwischendienstleister beim Rechnungskauf und springt ein, wenn der Kunde selbst knapp bei Kasse ist oder die fristgerechte Bezahlung verpennt. So graben diese Unternehmen dem klassischen Banken- und Kreditkartenwesen nicht zuletzt durch ihre Schnelligkeit und Nutzerfreundlichkeit das Wasser ab.

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Quelle: ECC-Payment-Studie Vol. 24

Payments im Onlinehandel: Bequemlichkeit als USP

Das Thema Datensicherheit scheint Nutzer dabei weit weniger zu interessieren, als die Benutzerfreundlichkeit der lancierten Produkte. Eine der Mitautorinnen der Studie, Mailin Schmelter, drückt sich so aus:

» Trotz gewisser Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit steigen FinTechs und deren Angebot immer mehr in der Gunst der Nutzer*innen, egal ob Endkund*in oder Händler. «

Auch dieser Befund des ECC ist nicht neu, im Gegenteil, wie Schmelter, stellvertretende Bereichsleiterin Customer Insights am ECC Köln, schlussfolgert:

» Diese Entwicklung ist nachhaltig und unterstreicht den Handlungsbedarf im Finanzmarkt. «

Payments im Onlinehandel: PSD2-Verordnung verändert Käuferverhalten

Die PSD2-Verordnung als neu zu bezeichnen, wäre unzutreffend: Bereits seit Januar 2018 ist die Richtlinie für den bargeldlosen Zahlungsverkehr europaweit in Kraft.

Trotzdem erhitzen die neuen Regeln noch immer die Gemüter und verunsichert, gerade auch im Zusammenspiel mit der DSGVO Händler, wie unter anderem die aktuelle ECC-Studie reflektiert.

Im Kern geht es bei der PSD2 darum, die Identifizierung beim Online-Zahlungsverkehr sicherer zu machen – etwa durch eine zweistufige Authentifizierungsverfahren. Das jedoch hat den ECC-Analysten zufolge vor allem dazu geführt, dass die ohnehin geringe Nutzungsakzeptanz von Kreditkarten in Deutschland weiter gesunken ist, da es im Onlinehandel schwieriger geworden ist, diese zu benutzen.

Dass viele Kunden zuletzt Post von ihrer Hausbank bekommen haben, in der sie informiert wurden, dass die Kreditkarten künftig kostenpflichtig würden, egal wie hoch der Jahresumsatz ausfällt, dürfte die Beliebtheit des Zahlungsmittels bei den Kunden nicht gerade steigern und weiter in Richtung FinTech-Dienstleistungen treiben, da es diesen auch gelingt, mehrstufige Identifizierungen nutzerfreundlich zu gestalten.

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Quelle: ECC-Payment-Studie Vol. 24

Payments im Onlinehandel: FinTechs streben Bankenlizenzen

August aus Kopenhagen und seine Eltern haben mit hoher Wahrscheinlichkeit einen FinTech-Dienstleister für ihre Taschengeld-Transaktionen anstelle eines Jugendkontos bei einer Traditionsbank gewählt. Denn um August so finanziell zu ermächtigen, braucht man oft nur eine E-Mail-Adresse.

Dieser Trend ist nicht nur in zukunftsorientierten Gesellschaften wie Dänemark allgegenwärtig: Selbst wenn Jugendliche alt genug sind, ein eigenes Girokonto bei einer »richtigen Bank« zu eröffnen, hält der Erfolg der FinTech-Dienstleister immer weiter an. Den Analysten des ECC zufolge streben erfolgreiche FinTechs eher nach Bankenlizenzen als dass Banken zu mobilen Bezahldienstleistern werden.

Unsere 5 Lesetipps der Woche

Die smarte Revolution – Grundsatztext zu digitalen Bezahldiensten [Süddeutsche Zeitung]

Klarna becomes biggest fintech firm in Europe – Analyse des schwedischen Bezahldienstes [The Guardian]

Acht Payment-Anbieter im Vergleich – Servicetext zum Thema [t3n]

Bullshit Banking – preisgekrönter Investigativ-Text zur Smartphonebank N26 [WirtschaftsWoche]

Was steckt hinter der neuen EU-Zahlungsrichtlinie? – Artikel zu PSD2 [Computerwoche]

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