USP zu verkaufen! – Wie Snapchat sich verändert

Grafik:AdamPrzezdziek
Grafik:AdamPrzezdziek

Twitter hat die 140 Zeichen, Vine die 6-Sekunden-Videos und Snapchat hat Bilder, die sich nach maximal 10 Sekunden löschen…Finde den Fehler! Auch wenn Twitter schon einmal angekündigt hat die 140-Zeichen-Regel zu ändern, ist es doch Snapchat, das sein Alleinstellungsmerkmal aufgibt. Das Unternehmen, welches einen geschätzten Wert von 16 Milliarden US-Dollar besitzt, verabschiedet sich von löschbaren Inhalten. Doch warum?

 

Das mit den Bildern, richtig?

Vorab eine Erklärung für alle, die Snapchat nur vom Hörensagen kennen: Mit dem Dienst verschickt man Bilder oder Videos an Freunde. Diese können den Inhalt für maximal 10 Sekunden anschauen, bevor er gelöscht wird. Zwar können Nutzer einen Screenshot machen, doch erhält der Sender eine Benachrichtigung darüber. Erste Assoziation: Sexting! Doch dem ist Snapchat schon lange entwachsen.

Aus Marketing-Sicht bot dieses Modell zwar auch einige Möglichkeiten, doch musste man als Unternehmen dafür sehr kreativ sein – und das fällt bekanntlich einigen Firmen schwer. Komplexe Stories mussten erstellt werden und zudem war die sehr junge Zielgruppe nicht jedermanns Sache. Außerdem hat Snapchat anscheinend erkannt, dass die Möglichkeiten der Monetarisierung zu gering waren. Zeit also für eine Änderung, die den Nutzern, Werbetreibenden und Snapchat selbst zugutekommen könnte.

Gespeichert…für immer

Und so kündigte Snapchat vergangene Woche an, dass die App Bilder/Videos eben nicht mehr nur für 10 Sekunden anzeigt. Das USP, das Snapchat bekannt gemacht hat, wird „erwachsen“. Zukünftig werden die Dateien als „Memories“ gespeichert sein und der Nutzer kann beliebig oft darauf zugreifen. Dies hat zwei Gründe:

  • Zum einen möchte man den Social-Media- und Messenger-Konkurrenten Paroli bieten. Gerüchten zufolge soll beispielsweise WhatsApp eine Funktion bekommen, mit der User Bilder aufhübschen können – ganz im Snapchat-Style.
  • Der andere Grund ist die Monetarisierung. Werbung zwischen Bildern und Videos zu schalten, die nur wenige Sekunden sichtbar sind, macht wenig Sinn. Zwar gibt es kreative Beispiele, vor allem von Events, bei denen sich die Snapchat-Stories durchaus gelohnt haben, doch letztendlich möchte man mehr Werbetreibende dazu bewegen, den Dienst zu nutzen. Durch dauerhaften Content ergeben sich so neue Möglichkeiten, siehe Facebook oder YouTube.

Fraglich ist, wie die rund 150 Millionen Nutzer letztendlich auf diese doch krasse Umstellung reagieren. Einfach so den USP zu verwerfen ist den Köpfen hinter Snapchat sicherlich nicht leicht gefallen. Doch war es der logisch nächste Schritt.

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2 Reaktionen zu “USP zu verkaufen! – Wie Snapchat sich verändert”

  1. Stimmt so leider nur halb.
    Snapchat bietet die Speicherfunktion zusätzlich an. Nach wie vor können Einträge und Bilder nach wenigen Sekunden gelöscht werden oder nach 24h (in den sogenannten Stories). Neu ist die dauerhafte Speicherung von einzelnen Snaps auf Wunsch des Users (Klick erforderlich). Damit eröffnet sich Snapchat die Möglichkeit andere Kamera-Apps und Bildergalerien abzulösen und in dem Zuge dann besser im Konkurrenzumfeld mit anderen Social-Media oder Messenger-Diensten zu positionieren.