Voice Search: Hype oder Realität? [5 Lesetipps]

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Voice Search ist derzeit das Trendthema. Studien und Umfragen überfluten die Medien mit Unmengen von Daten zu Verbreitung und Marktakzeptanz von Voice Search. Diese Daten prognostizieren eine Zukunft, in der die Stimme das Hauptinterface (gegenüber dem Bildschirm) für jede Tätigkeit sein wird. Es ist die Rede von einer SEO-Revolution, die eine Hysterie unter SEO-Managern ausgelöst hat (aber keine Panik!).

Noch sind wir nicht an dem Punkt, an dem wir nur noch Sprachbefehle geben, um nach Informationen zu suchen oder Waren aller Art zu bestellen. Das liegt, unter anderem, daran:

Unterhaltung ist nicht gleich Convenience

Tatsache ist, dass die Nutzung von Sprachassistenten sich durch smarte Lautsprecher wie Alexa, Google Home und Apple’s HomePod immer mehr verbreitet. Dadurch nimmt die Kommunikation zwischen Menschen und Sprachassistenten stetig zu. Bis 2020 werden ca. 30 Prozent aller Suchen ohne Bildschirm stattfindent. 50 Prozent aller Suchanfragen sollen bis dahin auf Spracheingaben basieren.

Viele Nutzer sind, was Genauigkeit und Nutzbarkeit der Sprachassistenten angeht, bisher allerdings frustriert. Die meisten Anwender nutzen die Assistenten deshalb eher für weniger komplexe Fragen, um z.B. Playlisten abzuspielen oder eine Auskunft über das morgige Wetter zu erhalten. Auch für Unterhaltungszwecke oder zur bloßen Bespaßung werden Sprachassistenten derzeit häufig benutzt. Warum? Weil die Kommunikation einfach noch nicht fließt.

Bei kurzen und konkreten Antworten ist Alexa zwar durchaus nützlich. Wenn die Informationen aber zu detailliert und reichhaltig sind, oder wenn es um Auswahlmöglichkeiten geht, wird die Konversation sinn- und endlos, sofern man kein Smartphone (mit Bildschirm) zur Hand hat, um den geschichtlichen Hintergründen zu folgen.

Zudem gibt es einen (weiteren) negativen Aspekt. Würde man in der Öffentlichkeit nach einer Unterkunft auf Mallorca oder abstrakte Bilder für die Renovierung des Wohnzimmers suchen? Eher nicht. Hier stellt sich also die Frage: In welchem Situationen suchen wir online nach Dingen? Meistens, um Wartezeiten zu überbrücken, z.B. beim Arzt, in der Kino- oder Boardingschlange, oder unterwegs in öffentlichen Verkehrsmitteln. Und da immer privat, ohne andere zu stören.

Kontext fördert Visualisierung

Voice-Search ist nur die Vorstufe zu Voice-Shopping. Händler und Hersteller haben bereits Alexa-Skills entwickelt, mit denen Produkte über Sprachbefehle direkt nach Hause zugestellt werden können. Soweit, so gut. Ich konnte mir durchaus vorstellen, Alltagsprodukte per Stimme einzukaufen. Wenn es aber um teure Produkte oder größere Anschaffungen geht, die eine ruhige Vorab-Recherche und Zeit für Überlegungen benötigen, kommt Voice-Search jedoch noch nicht in Frage.

Für preisintensive Waren bedarf es meist mehr Kontext, bevor die Einkaufentscheidung getroffen wird. Kontext bedeutet in diesem Zusammenhang: Produktbeschreibungen oder Produktbewertungen sorgfältig am Bildschirm zu lesen, Produktbilder und -Videos anzuschauen, oder einfach Preise zu vergleichen. Ich würde mich nicht just for fun für ein vorgeschlagenes Amazon-Produkt entscheiden. Ich würde aber gerne die Wahl haben, andere Produkte zu entdecken, bevor ich den letzten Klick mache.

Fazit

Voice-Search klingt sehr spannend und revolutionär, insbesondere für bestimmte Use-Cases, in denen zusätzlicher Kontext (aka Informationen) nicht erforderlich ist. Sprachgesteuerte Assistenten sind in Autos und sogar in Kühlschränken eingerichtet. Sie sind zudem konzipiert, um in die private Umgebung einzudringen, da die Suche vorrangig eben Privatsache ist.

Die Technologie ist noch nicht reif genug, um Aktionen von größerer Bedeutung durchzuführen. Außerdem ist das Interface in den meisten Fällen nicht ausreichend, um komplexe Befehle auszuführen. Bislang gibt es nur Platz für banale und bedeutungslose Aufgaben. Hinzu kommt, dass die screen-basierte Suche deutlich mehr Spielraum für Genauigkeit, Bequemlichkeit, Privatsphäre, Auswahl und Inspiration bietet.

SEO wird sich nicht dramatisch ändern und wird weiterhin alles geben, um das beste Suchergebnis zu liefern. Leute sollten sich nicht den Kopf darüber zerbrechen, neue SEO-Strategien für Voice Search zu finden. Laut Greg Gifford ist diese Form der Suche nur eine neue Eingabemöglichkeit, um Anfragen stellen zu können und keine neue Strategie. Es können dieselben SEO-Verfahren wie bisher angewandt werden. Durch Voice Search wird sich vorerst also nichts ändern – weder am Sucherlebnis, noch an unserem Leben.

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