Web 1.0 -> Web 2.0 !?

web-2-null Nachdem Holger hier nun schon diverse Artikel und Videos dargeboten hat, möchte auch ich mich mal zum Thema äußern.
Wenn man sich selbst als Web 2.0 – Gründer und -Begeisterter sieht und seit vielen Jahren mit Alex beim einen oder anderen Bier über Web X.0 philosophiert, ist es ja eigentlich eher unüblich, dass man bei all den tollen

  • Videos
  • Blogs,
  • Communities
  • Feeds
  • Pipes
  • Streams
  • User Generated Content u.s.w..

– also all den neuen Möglichkeiten im Grunde seines Herzens nicht wirklich davon überzeugt ist, dass das, was man derzeit erlebt, wirklich Web 2.0 sein soll bzw. sich fragt was Web 2.0 ist und warum es diesen Versionssprung gibt.

Irgendwer, ich glaube es war Tim Berners-Lee, sagte, dass sich das Web und dabei vor allem das User-Interface seit vielen Jahren nicht wirklich weiterentwickelt haben. Nun, das war vor drei oder vier Jahren… Schon davor und auch inzwischen hat sich eine Menge getan, erst CSS, dann Portale und Webservices, dann AJAX und zwischendurch vielleicht der Wechsel von Modem auf ISDN auf DSL.

Irgendwie waren das aber alles Dinge die es den Entwicklern und Unternehmen leichter gemacht haben, Content und Businessmodelle zur Verfügung zu stellen. Für den Nutzer an sich, hat sich abgesehen von den verfügbaren Businessmodellen, seit mindestens zehn Jahren aber nicht mehr wirklich viel getan.

Derzeit sieht man gerade bei vielen neuen Seiten hier und da etwas DHTML aufblinken. Dies läuft aber im Grunde der Barrierefreiheit entgegen, die z.B. Nielsen für so wichtig hält. Also eines ist es also schonmal nicht: Eine Weiterentwicklung des User Interface. Mal abgesehen davon, dass immer mehr Web-Entwickler durch Usability Erfahrung und Bildung immer bessere User-Interfaces bauen.

Was es möglicherweise schon eher sein könnte sind die neuen Businessmodelle die durch preiswerter verfügbare Bandbreite nun erst rentabel werden. Aber das würde nur Video- und Musik-Businessmodelle betreffen. Ich habe ab 1999 als leitender Entwickler/ in alle Länder fliegender Requirement Analyst beim internationalen Online-Auktionshaus

eines der damals größten deutschen PHP/MySql-Projekte voran getrieben. Dort gab es u.a. ein Forum, eine Chatmöglichkeit für User die eingeloggt waren, Verkäuferbewertungen und regelmäßige Offline-Usertreffen. Also hatten wir dort schon User generated Content, und Communities. Also ist das was wir neuerdings als Social Commerce begreifen irgendwie nicht wirklich neu.

Was allerdings aus meiner Sicht neu ist, ist die Verknüpfung von Content, die Nutzerzahl, die solche Projekt annimmt und viele gute Ideen, wozu man den Nutzer, den Content und das Web an sich noch so benutzen könnte.

Wenn nun aber viele Businessmodelle neu und die User-Interfaces nur ein bisschen neu sind, was ist es dann? Also bin inzwischen geneigt es für mich als eine Art Epoche (so ähnlich wie die Aufklärung irgendwann mal nach dem Mittelalter kam) zu begreifen, in der viele neue Businessmodelle aufkommen.

Bei der Frage, was nun Web 2.0 (oder ist das schon Web 3.0?) als Epoche noch bringen wird, denke ich persönlich, dass sich gerade zwei Dinge abzeichnen:

  1. Google – Immer mehr Anwendungen laufen im Browser und werden ins Web verlagert z.B. (Google Spreadsheets)
  2. Microsoft – Immer weniger Anwendungen laufen im Browser und werden ins Betriebssystem verlagert z.B. (Windows Vista)

Ich denke, dass sich die Businessmodelle nicht mehr so schnell weiterentwickeln werden, die User-Interfaces dafür aber umso mehr.
Ein besonders schönes Beispiel dafür ist der neue Windows Vista Store von Otto, der zwar nicht ohne Internet auskommt, aber dafür völlig ohne Browser.

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