Logistik: Das faire Paket vs. Zeitfenster-Lieferung vs. Same-Day-Delivery [5 Lesetipps]

Trends in der Logistik im E-Commerce
Foto: Stockmann Group
Aktuell gibt es im Bereich Logistik eine ganze Reihe spannender Entwicklungen: die bundesweite Ausweitung der Amazon-Streiks, UPS drängt mit Paketshops ins B2C-Segment, das Thema Same-Day-Delivery wird immer mehr zur Realität. Google bietet den Service nun auch für Nicht-Mitarbeiter in San Francisco und Umgebung an und beliefert diese für die nächsten sechs Monate kostenlos. In Genuss dieses Services kommen in Deutschland nun auch die Berliner Kunden der Versandapotheke Aponeo, jedoch für 3,95 Euro pro Bestellung.

Die Vielfalt der Services explodiert also gerade förmlich, Liebling der Presse ist dabei die Lieferung am gleichen Tag, die zwar eine sensationelle Serviceleistung darstellt, häufig jedoch für die mangelnde Umweltfreundlichkeit kritisiert wird. Dem gegenüber steht das Modell der Zeitfenster-Lieferung, bei der auf die Kundenperspektive eingegangen wird. Denn was nützt die schnellste Expresslieferung, wenn man unterwegs ist?

Daher setzen Anbieter zunehmend darauf, Kunden bestimmte Zeitfenster anzubieten. Die DHL arbeitet aktuell daran, diese von vier auf zwei Stunden einzugrenzen. In Berlin, Köln und Umgebung können Kunden bereits auswählen, ob sie die Abendzustellung lieber 18-20 Uhr oder 20-22 Uhr erhalten möchten. Anhand dieser Einteilung kann auch aus ökologischer Sicht sinnvoller geplant werden, als bei Expresszustellungen.

Eine dritte Option schlägt nun ein Verkehrsforscher der TU Dresden vor. Warten für das Klima soll die umweltfreundliche Alternative heißen, bei der etwa 3-5 Tage eingeplant werden müssen, da die Ware nicht ausgelastete Lieferfahrzeuge auffüllt oder per Zug und Schiff an ihr Ziel kommt. Die mit Abstand nachhaltigste Variante, online zu bestellen.

Bei all diesen Optionen bleibt dennoch die Frage aus – was wünschen sich Kunden? Möchten sie ihre Bestellung wirklich immer so schnell wie möglich haben oder überwiegt hier das grüne Gewissen?
Eine Vermutung am Rande: Die Paketshops und Zeitfenster-Zustellung wirken aufgrund der größeren Convenience – man erspart sich lästige Post-Besuche – langfristig vermutlich am attraktivsten. Ob dem so ist, wird die Praxis zeigen.

Unsere Lesetipps der Woche:

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5 Reaktionen zu “Logistik: Das faire Paket vs. Zeitfenster-Lieferung vs. Same-Day-Delivery [5 Lesetipps]”

  1. 3 bis 5 Tage sind aus meiner Sicht inakzeptabel. Besonders als Unternehmen will ich nicht auf eine Sendung warten. Das Konzept geht nur dann auf, wenn sich die Tarife zwischen schnell und langsamer Zustellung eklatant unterscheiden und dem Kunden der Kosten/Nutzen ersichtlich wird. Der ökologische Gedanke ist imho obsolet. Erst recht dann, wenn die Logistikunternehmen die Ersparnisse nicht an den Kunden weitergeben. Gruss

  2. Im B2B gelten natürlich andere Maßstäbe, das ist richtig. Jedoch ist es bei Privatkunden nicht unwahrscheinlich, dass eine zusätzliche Öko-Versand-Option in Anspruch genommen wird, solange ein bestimmtes Zeitfenster definiert werden kann.

    Mir persönlich wäre es lieber, wenn die Dienstleister Ersparnisse an ihre Mitarbeiter statt der Kunden weitergäben, das geht sicher nicht nur mir so. Schnelle Lieferungen gehen nicht nur auf Kosten der Umwelt, sondern auch der in der Logistik Beschäftigten.

  3. Natürlich sollte der Umweltaspekt in der Logistik noch viel stärker mit berücksichtigt werden. Und es ist sicher richtig, dass eine taggleiche Lieferung durch einen Kurier nicht so effizient abgewickelt werden kann, wie eine reguläre Paketzustellung (ein Kurier liefert wohl ca. 15-20 Pakete pro Tag, ein Paketdienst (ohne Zeitfenstereinschränkung) schafft über 200). Wenn allerdings eine taggleiche Lieferung die Selbstabholung des Kunden im Privatwagen ersetzt, sehen wir sogar eine signifikant bessere Umweltbilanz. Darum sollte man taggleiche Lieferungen evtl. nicht generell als umweltschädlicher darstellen.

  4. Das ist richtig, natürlich ist die Lieferung am selben Tag nicht per se umweltschädlich. Reell sorgt sie wahrscheinlich dennoch für mehr Lieferverkehr, solange keine anderen Lieferarten dadurch abgelöst werden. Gibt es Zahlen dazu, dass hier tatsächlich Wege gespart werden, bleiben die Menschen zuhause, wenn sie nicht mehr zur Post müssen oder verbinden sie vielleicht noch andere Wege damit?

    Die Rechnung kann man im E-Commerce im Grunde immer aufmachen. Ist es nun besser, wenn jeder mit seinem Privatwagen zum Einkaufszentrum fährt oder wenn man online bestellt und die Pakete werden in einem Zustellungsfahrzeug gesammelt? Plus der Lieferung der Ware ins stationäre Geschäft (und bei Nicht-Verkauf zurück) kommt einiges zusammen.