100 Jahre Bauhaus – Was kann das Digital Business von den Meistern der Moderne lernen?

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Quelle: Bauhaus-Archiv e.V. / Museum für Gestaltung, Berlin

Walter Gropius ist ein deutscher Architekt, Designer und Begründer des Bauhauses. So oder so ähnlich steht es in jedem Lexikon. Aber Gropius ist mehr als eine historische Person, er ist Ikone, Marke, Influencer. Sein Name ist bis heute Synonym für bahnbrechende Architektur und bestes Design. Nehmen wir das Jubiläum 100 Jahre Bauhaus also zum Anlass, um eine wichtige Frage zu stellen: Was kann das Digital Business heute vom Bauhaus und seinen Meistern von damals lernen?

100 Jahre Bauhaus meets Digital Business: Im Team erfolgreich(er)

Der Mythos des Bauhauses, dank Gropius sei etwas Großes sei entstanden, wird in diesem Jubiläumsjahr kräftig durcheinandergewirbelt. Eine neue Biographie arbeitet auf hunderten Seiten nicht nur Gropius‘ charakterliche, sondern auch fachliche Mängel heraus. Es wird klar, dass dieser vor allem brillant darin war, sich und seine Sache zu verkaufen. So etwa brach Gropius einst das Architekturstudium ab, weil er nicht zeichnen konnte und es auch nicht lernte. Ohne seine engen Mitarbeiter, wie beispielsweise den Architekten Adolf Meyer, wären dem Büro Gropius später wohl niemals Baugenehmigungen erteilt worden.

Trotz seiner eigenen Defizite – oder gerade deswegen – betont das von ihm als Direktor unterzeichnete Bauhaus-Manifest von 1919, dass ein gutes Team über das individuelle Genie zu stellen sei: So wollte man etwa am Bauhaus Studierende früh in konkrete Aufträge mit einbinden. Ein Beispiel: Weite Teile der Inneneinrichtung des heute so weltberühmten Hauses am Horn in Weimar sind studentische Werke, wie etwa die Kinderzimmerelemente Alma Siedhoff-Buschers. Auch in seinen Vorlesungen und Ansprachen am Bauhaus betonte Gropius den Gemeinschaftsgeist als Grundlage gestalterischen Erfolgs immer wieder.

Das ist im Digital Business in gewisser Weise ähnlich: Startups, Digitalagenturen und große Softwareunternehmen profitieren von gutem Teamwork und permanenter Weiterbildung. Jede Stellenausschreibung betont flache Hierarchien, Werksstudierende werden nicht nur selbstverständlich eingebunden, sondern für ihre Arbeit auch bezahlt. Dass Frauen und Männer gleichberechtigt am Bauhaus studieren durften, war vor 100 Jahren revolutionär und gilt Kunsthistorikern noch heute als Motor der am Bauhaus entstandenen Innovationen. Und im Digital Business? Hier agieren Frauen oft mindestens genauso gut in einst männlich dominierten Branchen agieren.

100 Jahre Bauhaus meets Digital Business: Agilität ist der Schlüssel

Im Jahr 1925, sechs Jahre nach der Gründung in Weimar, siedelte die Kunstschule nach Dessau über, weil es in Weimar für die Bauhäusler zunehmend ungemütlich wurde. In Dessau gab Gropius 1928 die Leitung an Hannes Meyer ab, einen Schweizer Kollegen. Meyer hatte als Maurer und Steinmetz gearbeitet, bevor er Architekt und Stadtplaner wurde. Sein Werdegang passte gut in das im Bauhaus-Manifest formulierte Ideal, Künstler, Designer und Architekten sollten ein praktisches Handwerk beherrschen, bevor sie sich in Planung und Gestaltung stürzten. Hannes Meyer schrieb in seiner zwei Jahre währenden Zeit als Bauhaus-Direktor dann vor allem die praktische Projektarbeit und die Organisation in Projektteams groß.

Was damals durchaus revolutionär war, setzt sich heute unter dem Stichwort des agilen Managements als iteratives – ein großes Projekt wird in Zwischenschritte unterteilt – und inkrementelles Vorgehen – Retrospektiven rekapitulieren regelmäßig im Team Fortschritte und Verbesserungsvorschläge – immer mehr durch.

Auch versuchte Hannes Meyer damals eine Rückkehr des Bauhauses zu sozialem Design und Wohnungsbau: Die am Bauhaus entworfenen Häuser und Dinge sollten nicht nur einer reichen Oberschicht zugänglich sein, wie es sich unter Gropius mehr und mehr ergeben hatte. Meyer wollte gutes Design und gute Architektur allen Menschen zugänglich machen.

Meyer bezeichnete sich selbst als Kommunist; das würden wohl die wenigsten Akteure im Digital Business von sich sagen. Was aber kann die Branche anlässlich 100 Jahre Bauhaus noch von Meyer lernen? Den Gedanken, dass gutes User Experience Design inklusiv, nicht exklusiv ist.

Dass ein Digitalprojekt für eine große Zielgruppe funktionieren muss, wenn es erfolgreich werden soll: Gerade heute geht es in der Digital Economy mehr denn je um Fragen der Accessibility, der Zugänglichkeit, und um Customer Centricity, um Kundenbezogenheit. Denn die Akteure der digitalen Transformation sind nicht nur einige wenige gut Betuchte, sondern wir alle, und zwar überall auf der Welt.

Am Anfang eines jeden Gestaltungsprozess steht daher die Notwendigkeit, etwas über die späteren Nutzer zu erfahren, Daten zu sammeln und auszuwerten, um so die Zielgruppe zu definieren. Dass Kreativität und Massentauglichkeit dabei keine Antipoden sind, führt uns zum dritten Punkt.

100 Jahre Bauhaus meets Digital Business: Form follows function

Der dritte und letzte Direktor des Bauhauses war der – zumindest aus zeitgenössischer Perspektive – berühmteste Architekt: Ludwig Mies van der Rohe. Er leitete die Kunstschule von 1930 bis zu deren endgültiger Schließung durch die Nationalsozialisten 1933 und floh mit der Kunstschule 1932 von Dessau nach Berlin.

Als er Bauhaus-Direktor wurde, hatte er mit der Weißenhofsiedlung, dem Barcelona-Pavillon, dem Haus Tugendhat oder seinen Möbelentwürfen die Architekturwelt bereits seit Jahrzehnten zum Staunen gebracht. Anders als Gropius war van der Rohe auch ein begnadeter Zeichner, der die verschnörkelste Ornamentik zu Papier bringen konnte, aber nicht zu Papier bringen wollte. Denn »less is more« und »form follows function« sind zwei Gestaltungsprinzipien, die mit van der Rohe in Verbindung gebracht werden – und die Designprozesse bis heute prägen, auch im digitalen User Experience Design. Denn interessanterweise sind Webseiten, Apps und Softwaresysteme mit den Jahren und Nutzerdaten vor allem eines geworden: schlichter und intuitiver zu bedienen.

Dieser Siegeszug des Aufgeräumten ist noch lange nicht beendet. Gerade in den Backend-Bereichen vieler Anwendungen zeigt sich diese Entwicklung zuletzt als Trend: Sie verschwinden. Beziehungsweise sie verschmelzen mit dem Frontend – so ist bei Content Management Systemen etwa das WYSIWYG-Editing (»What you see is what you get«) in aller Munde. Und so muss man immer seltener coden können, um im Digital Business zu arbeiten.

Aber Moment mal: Wie war das vor 100 Jahren beim Bauhaus mit dem Tischlern, Malern, Weben – mit dem Erlernen praktischer Grundlagen, bevor man plant und gestaltet? Ein bisschen Coding-Potential kann, frei nach dem Bauhaus, jedenfalls keinem Digital Native schaden…

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