„Klar ist, dass der Kunde nicht fürs Bezahlen bezahlen will.“ – Handelskraft Interview mit Achim Bönsch von Barzahlen.com

Achim Bönsch Geschäftsführer Bar zahlenNach dem Bar zahlen Artikel von letzter Woche haben wir in dieser Woche das angekündigte Interview mit dem Geschäftsführer Achim Bönsch für unsere Leser. Neben Informationen zum derzeitigen Stand kamen im Gespräch auch Themen wie der Konkurrenzkampf mit BarPay und zukünftige Möglichkeiten auf. Zusätzlich darf man spekulieren, wer zu den erwähnten großen stationären Partnern von Bar zahlen gehören wird.

(Nachdem das Telefon im Hintergrund schon mehrfach klingelte) Ich bekomme ja schon einen ersten Eindruck, aber wie stressig ist es derzeit und wie weit seid ihr mit den Vorbereitungen für den Start?

Wir haben derzeit sehr viele Anfragen. Es ist ein reger Austausch mit dem Einzelhandel, auf technischer Seite wie auch auf Business-Seite. Technisch geht es vor allem darum, wie die Schnittstellen zu den Kassensystemen eingebunden werden und das immer unter der Gewährleistung eines hochverfügbaren Systems. Dabei orientiert sich der Integrationsprozess stark an der Integration einer Gutscheinkarte. Es ist unglaublich spannend, diese Zusammenwirkungen zwischen stationärem Handel und Online-Handel umzusetzen. Aktuell gibt es eine klare Tendenz hin zu Multi-Channel-Konzepten und dort setzen auch wir an. Dementsprechend setzen wir das fort, was durch Konzepte wie Saturn – online einkaufen, in der Filiale abholen oder auch durch den REWE-Abholservice begonnen hat. Dabei gehen wir allerdings noch einen Schritt weiter, denn Multi-Channel hört nicht bei der reinen Warenabholung auf, sondern die Kunden können und dürfen erwarten, dass es auch keine Rolle mehr spielt, wie sie online oder offline bezahlen. Erst das Zusammenspiel von Ware und Bezahlen wird der finale Schritt und somit den Erfolg von Multi-Channel Konzepten sicherstellen.

Nachdem ihr nun kurz vor dem Launch steht, stellt sich die Frage, wie Bar zahlen und die Idee dahinter entstanden sind?

Die große Idee bzw. der ausschlaggebende Punkt war, dass es ein großes Problem im E-Commerce gibt und das ist das Bezahlen. Das sieht man an einem einfachen Fakt: Jeder dritte Kunde bricht den Online-Kaufvorgang bei der Bezahlung, d.h. an der virtuellen Kasse, ab! Die Frage, die sich augenscheinlich aufdrängt: Warum besteht das Problem nur im Onlinehandel und ist im stationären Handel kein Thema? Durch den Vergleich des Online-Marktes mit dem Offline-Markt haben wir festgestellt, dass vor allem die Komplexität und das fehlende Sicherheitsgefühl ein Problem darstellen. Konsumenten zögern, online private Finanzdaten preiszugeben. Zudem gibt es die interessante Konstellation, dass online wie offline Kreditkarten verwendet werden können. Das Gleiche gilt für EC-Karten. Nur die bei weitem beliebteste Bezahlmethode der Deutschen, mit über 82% Verwendung im Einzelhandel, hat es nie in das Internet geschafft. Genau deswegen wollten wir die Komplexität umgehen und dem Kunden das Onlineshopping mit Bargeld ermöglichen. So gleicht der Online-Einkaufsprozess dem gewohnten Einkaufsprozess. Der Kunde muss weder online die Seite des Shops verlassen, noch seine privaten Finanzdaten preisgeben. In einem Satz zusammengefasst: Einfach und sicher bei vertrauten stationären Partnern bezahlen.

Vom Thema Onlineshopping gleich zur nächsten Frage: Wie weit sind die Verhandlungen mit Online- und Offlinepartnern?

Wir befinden uns derzeit in der technischen Umsetzung mit stationären Partnern. Genau deswegen stehen auch gerade die Technikthemen bei uns sehr weit oben auf der Agenda. Auf der Onlineseite haben einige der großen Online-Shops Interesse bekundet und zeigen sich begeistert von unserem System, vor allem da der Online-Shop mit Bar zahlen einen absolut sicheren Geldeingang hat. Zudem ist unser System auch eine Art Vorauskasse, mit den Vorteilen, dass Bar zahlen bis zu zwei Tage schneller ist und dass beim Online-Shop das bekannte Problem der Zuordnung von eingehenden Überweisungen ohne Bestellnummer im Verwendungszweck entfällt. Dazu kommt der Fakt, dass neue Kundengruppen erschlossen werden können.

Und willst du schon Partner nennen?

Dies möchte ich derzeit noch nicht herausgeben. Was aber sicher ist, ist, dass wir auf stationärer Seite mit den größten Handelsketten hier in Deutschland reden und uns derzeit mit einigen Partnern in der technischen Abstimmung befinden.

Außerdem stellt sich die Frage für den Verbraucher und den Onlinehändler, ob und wenn ja, in welcher Höhe Gebühren anfallen werden. Gibt’s da schon Entwicklungen?

Über genaue Gebühren können wir nichts sagen, aber es ist zweifellos unser Ziel, den Service kostenfrei für den Endkunden anzubieten. Klar ist, dass der Kunde nicht fürs Bezahlen bezahlen will und es bei Bar zahlen im Gegensatz zur Nachnahme auch nicht wird.

Die Internetgemeinde fragt sich, wie lange das Konzept sich trägt, da die Entwicklung weg von der Bezahlung mit Bargeld geht. Manche gehen sogar von einem kompletten Ersetzen der materiellen Zahlungsmittel aus. Wie siehst du die Entwicklung?

Als erstes muss man sagen, dass die Barzahlung für uns ein wichtiges Argument ist, aber definitiv nicht das Einzige. Ich habe die Diskussion auch verfolgt und klar ist, dass der Kunde nicht an Bargeld gebunden ist. Natürlich werden Kunden unser System auch über Kartenzahlung oder, sobald verfügbar, über die neue NFC-Technik nutzen können. Außerdem ist das vielerseits heraufbeschworene Sterben des Bargeldes ein Mythos. Bargeld gibt es bereits seit Jahrhunderten und auch in den letzten Jahren sind die Nutzungsraten stabil.

Was aber letztens in einem Gespräch mit einem Händler aufkam und für uns sehr interessant ist, ist die folgende Theorie:

Es wird in 2-5 Jahren so aussehen, dass der Kunde erwarten wird und auch soll, dass in jedem Laden einer Kette das gleiche Angebot zu finden ist. Nun kann aber ein 100 Quadratmeter großer Supermarkt nicht das Angebot eines 400 Quadratmeter großen Marktes abbilden. Also kauft sich der Kunde mit Hilfe seines Smartphones sein nicht angebotenes Produkt im zum Supermarkt gehörigen Onlineshop und bezahlt es an der Kasse gleich mit. Der Onlineshop des Händlers wird umgehend benachrichtigt und der Kunde erhält die fehlende Ware per Post. So können die stationären Händler, egal wie groß die jeweilige Filiale ist, dem Kunden immer das gleiche Angebot zur Verfügung stellen. Aber das ist die Zukunft und wird erst perspektivisch ein weiterer Schritt für Bar zahlen und seine Partner sein.

NFC ist mit eingeplant, wollt ihr aber auch, wie PayNearMe, eine Bar zahlen-Karte einführen?

Das ist derzeit nicht geplant, aber in Verbindung mit einer „Bar zahlen“-Karte und einem flächendeckenden Netz könnten shopübergreifende Gutscheinaktionen und somit flexible Geschenkkarten denkbar sein.

Nun ist mit BarPay ein weiterer Wettbewerber auf dem deutschen bzw. europäischen Markt. Wie seht ihr euch gerüstet und was unterscheidet euch von BarPay?

Es gibt da zwei Themen, zu denen etwas zu sagen ist. Das erste Thema ist sicherlich, dass wir sehen, und ich glaube, das hat Lekkerland auch gesehen, als wir vor geraumer Zeit in Gesprächen und Verhandlungen zusammengesessen haben, dass dieser Markt eine unglaubliche Relevanz hat. Ein Drittel der User bricht den Kaufvorgang im Internet ab und ist somit als Kunde verloren. Das ist der eine Punkt. Zusätzlich hat man jetzt die verstärkte Medienpräsenz und die Leute sehen, warum das ganze Thema so interessant ist. Es macht dementsprechend den gesamten Markt breiter und betont die Nachfrage nach einer Möglichkeit zur Barzahlung im Internet.

Nichtsdestotrotz wird es über kurz oder lang jemanden geben, der sich durchsetzen wird. Meiner Ansicht nach ist das jetzt ein sportlicher Wettkampf, den wir eingehen und ich glaube, der Gewinner wird derjenige sein, der nicht nur starke Einzelhandelspartner sondern auch starke Onlinepartner vorweisen kann, denn der Ursprungstraffic entsteht schließlich online.

Ja, ich hoffe, das Feedback der letzten Wochen freut euch, bedanke mich für die Hintergrundinformationen und wünsche viel Erfolg beim Start!

Danke! Wir sind gespannt auf das, was noch vor uns liegt und wollen zeigen, welche neuen Möglichkeiten sich durch Bar zahlen für den E-Commerce wie auch für stationäre Händler ergeben.

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