Musik aus alter Hardware: Wenn das Diskettenlaufwerk in der Big Band spielt [Netzfund]

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Quelle: Alex Motoc | unsplash

Die Tech-Dinos, die Relikte aus beige-grauer Computervorzeit sterben aus. Sogar den Internet Explorer haben sie jetzt begraben. Die Zukunft gehört anderen. An den Sound vom alten Floppy-Drive oder vom mittlerweile ausgemusterten Flachbettscanner erinnern sich viele von uns höchstens noch mit nostalgischen Gefühlen. Klar, diese Computerbauteile und Geräte sind obsolet, aber Paweł Zadrożniak haucht ihnen ein zweites Leben ein. Er arrangiert sie als Orchester.

Musik mit gutem Sound – das Hardware-Orchester überrascht

Vor mehr als elf Jahren fing Paweł an, alte Computertechnik vor der Schrottpresse zu retten. Der Sound der alten Hardware hatte es ihm angetan. Unzählige Stunden hat der polnische Ingenieur in sein Projekt »Floppotron« investiert. Erst vor kurzem ging er mit seinem vintage Tech-Orchester in die dritte Entwicklungsstufe. Die meisten Werke, die er den Floppotron auf seinem YouTube-Kanal spielen lässt, laufen noch auf älteren Versionen.

Aber auch die schaffen Retro-Vibes. »Californication», »The Logical Song«, »The Kids Aren’t Alright« und viele andere Smash-Hits, die Floppotron schmettert, geben uns dieses nostalgische Gefühl: »Indiana Jones And The Fate Of Atlantis« auf dem wackeligen Windows 95 zocken, im Walkman leiert die Kassette der Lieblingsband. Fühlen wir. Feiern wir. Hörte sich Papas Computerzimmer damals an wie der Maschinenraum vom Raumschiff Enterprise, klingt Floppotron heute einfach episch.

Musik spielt Plug-and-Play trotz veralteter Technik


In Pawels Studio stehen mittlerweile 512 Diskettenlaufwerke, 16 HDD-Festplatten und vier Flachbettscanner. Zahlenfans lieben es! Um einen Ton ausklingen zu lassen, musste er sich was einfallen lassen. Denn die Lautstärke eines Diskettenlaufwerks lässt sich nicht steuern. Es gibt nur 1 oder 0. Aber indem er eine Vielzahl von Laufwerken einsetzt, blendet die Musik durch das sukzessive Abschalten der Floppy-Disk-Drives aus.

Die Scanner erzeugen die hohen Töne. Über die Einstellung der Motoren, die sich vor und zurück bewegen, verändert sich der exakte Ton. Einem Slide auf der E-Gitarre steht der Scanner in fast nichts nach. Das Schlagzeug ersetzen die Festplatten. Die Schreibköpfe kann Paweł so ansteuern, dass sie richtig eskalieren und mit Ihrem Klackern Snare-Drum und Hi-Hat imitieren können. Hätten die Festplatten früher solche Geräusche von sich gegeben, blieb uns nur beten, dass wir ein ordentliches Back-Up haben. Hier ist das voll im Sinne des Dirigenten.

All diese Geräte werden über ein Gateway angesteuert – und das hat einfach einen USB-Anschluss. Einfach an den PC anstöpseln und dann läuft’s. Floppotron kann jedes gängige MIDI-File abspielen, wäre also was für das nächste Geburtstagsständchen eures liebsten Tekkies oder eurer liebsten Tekkine. Nur wenn ihr detailverliebt seid – und das solltet ihr sein, wenn Floppotron Radioheads »Karma Police« zum Besten geben soll – dann braucht‘s noch ein bisschen Finetuning im MIDI selbst. Alles kein Hexenwerk, wenn die Maschine erstmal programmiert ist. Okay, das ist dann vielleicht doch ein Brett. … und woher kommen doch gleich 512 Diskettenlaufwerke? Wir müssen wohl also noch warten, bisFloppotron auf Welttournee geht.

Musik mit Jan Böhmermann: Floppotron ist sein Vorbild

Da ist uns bei der Recherche auch nochmal in den Sinn gekommen: Jan Böhmermann hat doch vor ein paar Jahren in seinem »Neo Magazin Royale« sowas ähnliches gemacht. »Geekchester« hieß es dort. Das »Rundfunktanzorchester« hat da ebenfalls alte Technik gesammelt und Popstars mit ihnen begleitet. Richtig coole Aktion von Böhmi – schade, dass die Ehrenfelder Co-Nerds irgendwann aus der Nummer ausgestiegen sind. Zum Glück bleibt Paweł Zadrożniak am Floppotron dran. Er arbeitet schon an der vierten Version der binärsten Coverband der Welt.

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