Virtual Reality – Use Cases für den E-Commerce

Quelle: Halfpoint - Fotolia
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Virtual Reality (VR) gilt als Topthema des Jahres. Laut Deloitte soll der Umsatz mit VR bis 2020 allein in Deutschland auf eine Milliarde US-Dollar ansteigen, weltweit sollen es sogar 110 Milliarden US-Dollar werden. Was in der Gaming Branche begann, könnte nun auch den Onlinehandel revolutionieren und Kunden vollkommen neue Shopping-Erlebnisse ermöglichen.

Online- und Offlinehandel verschmelzen

Der E-Commerce-Markt boomt bereits seit Jahren, dennoch gibt es eine entscheidende Hürde, die immer noch viele Kunden vom Kauf im Online-Shop abhält: Das Produkt vor dem Kauf weder anprobieren noch anfassen zu können. Virtual Reality soll hier Abhilfe schaffen.

Erste Versuche das Ganze umzusetzen gibt es schon: eBay startete gemeinsam mit dem australischen Retailer Myer seinen ersten VR Department Store, in dem Kunden bereits jetzt virtuell shoppen können. Auch der chinesische Online-Riese Alibaba stellte dieses Jahr ein eigenes VR-Projekt vor – Buy + ermöglicht es Verbrauchern in einer virtuellen Umgebung mit 360-Grad-Ansichten einzukaufen. Mithilfe einer VR-Brille und zwei Controllern ist es möglich Regale und Produkte zu betrachten; Kleidungsstücke werden von digitalen Laufstegmodels vorgeführt und Serviceroboter beraten live zu den neusten Trends. Das amerikanische Kaufhaus Macy’s hat Alibabas Technologie am Singles Day bereits genutzt, um es seinen chinesischen Kunden zu ermöglichen per VR durch das Einkaufszentrum zu schlendern und nach Herzenslust zu shoppen.

In Deutschland hat der Trend ebenfalls Einzug gehalten: Der Berliner Produktfotografie-Anbieter Fast Forward Imaging präsentierte vergangene Woche ein Pilotprojekt zur Digitalisierung des stationären Handels mithilfe der Datenbrille. Ein Weinladen und eine Modeboutique in Berlin, sowie ein Concept Store in Düsseldorf wurden in den virtuellen Raum übertragen. Kunden können einen Rundgang durch die Verkaufsräume machen, durch Regale stöbern und auf Klick kaufen – digitale Features kombiniert mit stationärer Präsenz. Die Projekte des Berliner Unternehmens zeigen, dass VR nicht nur für die Big Player geeignet ist, sondern auch für kleinere Händler den Einstieg in den Online Handel bedeuten kann.

Eines ist sicher – die VR-Technologie bietet weitaus umfassendere Möglichkeiten der Produktinszenierung als der klassische 2D-Online-Shop. Da die Grenzen der Physik im virtuellen Raum nicht existieren, bieten sich Händlern endlose Optionen ihre Produkte verkaufsrelevant zu präsentieren.

Virtual Reality in Marketing und Vertrieb

Auch bezüglich der Digitalisierung von Marketing und Vertrieb könnte Virtual Reality in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen. Richtig präsentiert, ist die emotionale Wirkung von Werbung über VR weitaus größer als über das reine Betrachten eines Bildschirms. Während die Erstellung von gutem VR-Content eine große Herausforderung darstellt, kann sich die Mühe durchaus auszahlen – die Erlebbarkeit von Inhalten macht ein intensives Markenerlebnis möglich und steigert so das Engagement des Kunden. Virtuelle Showrooms sind ein erster Schritt in diese Richtung. Audi zum Beispiel ermöglicht seinen Kunden bereits ihr Wunschfahrzeug in einmaliger Authentizität mithilfe einer VR-Brille in unterschiedlichen Umgebungen zu erleben.

VR könnte sowohl den Onlinehandel, als auch Marketing und Vertrieb in den nächsten Jahren grundlegend verändern, die Möglichkeiten sind schier unendlich. Die Technologie birgt jedoch auch neue und komplexere Herausforderungen bezüglich der technischen Umsetzung sowie der Erstellung von gutem und relevantem Content. Die Technologie steckt noch in den Kinderschuhen und es bleibt abzuwarten, ob sich der Trend dauerhaft durchsetzt oder ob VR im E-Commerce eher eine Nebenrolle einnimmt.

Werden wir in Zukunft wirklich mit einer Brille auf der Nase und zwei Controllern in der Hand von der Couch aus shoppen? Denn das Problem Kleidung nicht im Voraus anprobieren zu können, löst auch die Datenbrille nicht. Wahrscheinlicher ist es, dass die Technik direkt im stationären Geschäft eingesetzt wird, um den Bestand vor Ort durch ein virtuelles Lager zu ergänzen. Doch egal wie sich der Kunde entscheidet; lokal oder online: Die virtuelle Realität trägt dazu bei, dass die Grenzen zwischen dem Online- und Offlinehandel immer mehr verschwimmen.

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