10 Jahre Spotify: Oder wie eine digitale Plattform gelingt [5 Lesetipps]

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Musik war schon immer Teil meines Alltags. In guten und schlechten Zeiten, zu besonderen Anlässen oder vor entscheidenden Situationen. Sie hat die Macht, jeden Moment mit den richtigen Tönen und Melodien zu prägen. Aber technisch ist es erst seit kurzem möglich, den Soundtrack des Lebens immerfort bei sich zu haben – seit Spotify am 7. Oktober 2008 mit einem digitalen und smarten Plattformgedanke online ging.

In diesen zehn Jahren hat vieles geändert. Heute ist Spotify mehr als ein Musikstreaming-Dienst. Werfen wir also einen Blick auf seine Erfolgsgeschichte und erklären, was Unternehmen daraus lernen können, um ihr Digitalbusiness voranzutreiben.

Das Freemium-Modell als Trigger

Von der Stereoanlage über den Discman bis zum iPod. Die Soundtracks meiner Jugend waren immer als Hardware gespeichert und die Zahl der CDs, die ich kaufen konnte, der Arbeitsspeicher des Gerätes – das hatte Beschränkungen.

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Quelle: bitkom

Heute ist das Panorama ein ganz anderes und Spotify hat viel damit zu tun. Laut einer aktuellen Studie des IT-Verbands Bitkom streamt heute jeder zweite Internetnutzer Musik – 2013 taten dies nur neun Prozent. Gleichzeitig beherrscht Spotify den Musikstreaming-Markt mit einem Anteil von 36 Prozent. Entsprechend erfolgreich war der Börsengang im Frühjahr dieses Jahres.

Was macht die Plattform so attraktiv? Nutzer können derzeit und überall über digitale Endgeräte, wie Smartphone oder Tablet Millionen Songs zuhören und personalisierte Playlists erhalten, die perfekt zu ihrem Geschmack passen. Lieblingshits können mühelos gespeichert und mit Freunden geteilt werden. Und zwar kostenlos.

Die größten Nachteile des Freemium-Modells aber sind Werbeunterbrechungen und Einschränkungen beim Überspringen von Songs. Das macht Lust auf ein Upgrade. Diese Taktik hat sich für Spotify ausgezahlt: Inzwischen zählt das schwedische Unternehmen 83 Millionen zahlende Abo-Kunden bei 180 Millionen Nutzern insgesamt – mehr als vergleichbare Dienste von Apple und Amazon. Dieser Erfolg hat die Gesamtausgaben der Verbraucher für Musik wieder nach oben geschraubt.

Musikliebhaberwünsche im Mittelpunkt

Aber ohne exzellente Services würde diese Plattform die Nutzer nicht anlocken. Die digitale Plattform setzt auf zukunftsweisende Algorithmen und die Macht des Smartphones als Datensammler, um den Nutzer und seine Wünsche in den Mittelpunkt der Geschäftsstrategie zu stellen.

In den letzten Monaten hat Spotify zudem einige neue Neuerungen in die App integriert, um die Kundenbeziehung weiter zu stärken:

  • Personalisierung: Abonnenten können individuelle Musikempfehlungen auf ihrer Startseite bekommen sowie kuratierte Playlists wie „Dein Mixtape“, „Dein Sommer Flashback“ oder die beliebte Liste „Weekly Discovery“ abrufen, die auf ihrem Nutzerverhalten basieren.
  • Kundenzentrierung: Musikfans haben nun ein bisschen mehr Kontrolle, denn sie können 15 Playlists in jeder Reihenfolge direkt abspielen und dabei viele Songs überspringen.
  • Convenience: Der Datenverbrauch wurde um bis zu 75 Prozent reduziert, indem ein spezieller Sparmodus entwickelte wurde, der noch mehr Usern die Möglichkeit gibt, Spotify sorgenfrei zu nutzen.
  • Kundenbindung: Nutzer können mit dem Gefällt-mir-Button und dem Gefällt-mir-nicht-Button in der kostenlosen Version direkt Feedback geben, welche Songs und Künstler ihnen gefallen. Daraufhin erhalten sie noch bessere Musikempfehlungen und personalisierte Playlists.

Nicht zuletzt hat Spotify sein Abo-Modell mit neuen Angeboten und Funktionalitäten erweitert. Spotify-Premium-Kunden können künftig auf mehr Geräten als bisher mehr Songs offline hören. Außerdem bietet Spotify ein Familienabo an, in dem bis zu sechs Mitglieder den Dienst parallel nutzen können.

Digitale Plattformen als Geschäftsmodell

Mit diesen unschlagbaren digitalen Services hat Spotify nicht nur die Hörgewohnheiten vieler Menschen verändert, sondern auch die sogenannte Plattformökonomie vorangetrieben. Viele Unternehmen – B2B inklusive – lassen sich von Erfolgsgeschichten wie Spotify, Airbnb und Co. inspirieren und entwickeln ihre Geschäftsmodelle weiter.

Und doch tun sich viele deutsche Unternehmen mit der digitalen Plattformökonomie noch schwer. Nur 12 Prozent der Vorstände oder Geschäftsführer betreiben aktuell selbst eine digitale Plattform, während 60 Prozent immerhin Produkte oder Services auf einer externen Plattform anbieten.

» „Wenn sich auch ein analoges Geschäft wie der Verkauf von Tonträgern erfolgreich digitalisieren lässt, sollten auch deutsche Unternehmen den Mut fassen und alle Möglichkeiten ausloten, solche Plattformen selbst aufzubauen oder wenigstens zu nutzen. Das Geschäft von morgen ist ausschließlich digital“,

erläutert Bitkom-Präsident Achim Berg. «

Aber nicht nur Mut ist nötig. Die richtige Technologie-Auswahl, eine innovative und offene Denkweise und agile Methoden bilden den Win-Mix für eine gelungene digitale Transformation, wie Spotify zeigt.

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