Google-Tochter Doubleklick auf dem absteigenden Ast

Es ist soweit. Nachdem man jetzt viele Jahre lang auf Google herum gehackt hat, den Datenkraken als baldigen Weltherrscher abstempelte und verbal noch und nöcher auf ihn losging, werden jetzt aus Anschuldigungen echte Probleme, die ausnahmsweise nichts mit der Weltwirtschaftskrise zu tun haben.

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Doubleklick, Googles teuer eingekaufte Adoptivtochter für die Sparte Werbedienstleistung, sieht sich mit gewaltigen Problemen konfrontiert. Nun ist in den Vereinigten Staaten neben den europäischen Verlusten (Holtzbrinck, Interactive Media, Springer) auch noch der international wichtigste Kunde, die AOL-Werbegesellschaft „Platform A“, stiften gegangen. Zum Konkurrenten Adtech.

Der F.A.Z.-Netzökonom schrieb heute dazu:

» Die gesamte Werbebranche schaut zurzeit nervös auf die Zusammenarbeit zwischen Google und Doubleclick. Sie befürchtet, dass Google mit Doubleclicks Hilfe seine dominante Position im Suchmaschinenmarketing auch auf die Display-Werbung erweitern möchte. «

Das Cybermobbing ist nun also auch beim aufgeblähten Datenriese angekommen. Und das ganze mutet an wie eine Pause auf dem Schulhof, in der das dicke Kind von seinen Mitschülern rumgeschubst, geschlagen und beklaut wird.

Google ist zu stark. Und alle jammern, während sie googlen wie stark und gefährlich Google ist. Es ist vielleicht nicht die Angst vor Google, die sich nun in die Realwirtschaft verschiebt, es ist möglicherweise das Nicht-daran-teilhaben-wollen an Googles Schritt zum totalen Datenbesitz. Und auch wenn das keine Auswirkung auf diese Tatsache ausüben wird, schmerzlich wird diese Erfahrung mit Doubleklick allemal für Google sein bzw. werden. Der Unterschied zwischen dem gemobbten dicken Kind und dem gemobbten Google ist der, dass man Mitleid mit dem Kind hat. Mit Google aber nicht. Schadenfreude? Das lassen wir mal lieber unkommentiert.

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SinnerSchrader realisiert BIOM herausragend

Ich bin nicht allzu oft angetan von interaktiven Kampagnen, weil in vielen zwar wirklich Ideen stecken, aber wenig Leidenschaft, wenig Passion und oftmals viel zu wenig Know-How. Da ist es kein Wunder, dass ich hoch kontroverse Werbung lieber mag als solche Gehversuche.

Aber was die Interaktiv-Agentur SinnerSchrader mit dem BIOM-Project auf die Beine gestellt hat, ist bemerkenswert und beeindruckend (der agentureigene Blog Fischmarkt berichtete bereits darüber).

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Bildquelle: SinnerSchrader/Fischmarkt

„Creating Radical Relationships“ – das bringt es auf den Punkt und findet in der Inszenierung der Laufschuhreihe (Firma: ECCO) seine Antwort. BIOM Natural Motion ist der Name des Projektes und zeigt nicht nur emotionale und toll gestaltete großformatige Web-Videos (Link oben) in denen Läufer zu Wort kommen (Statements und Erfahrungsberichte mit dem Laufschuh), sondern auch das Produkt in einer 360-Grad-Funktion mit einer großartig gemachten Zoomfunktion. Radikal. Maria Annecke realisierte als Creative Director dieses Projekt.

Die Videos sind wie gesagt ansprechend realisiert worden und wäre nicht diese gefühlte überflüssige Schleichwerbung in den Statements der Läufer lokalisierbar, wäre das ein 100%-Projekt geworden. Dennoch: Chapeau.

Das Menü unterhalb der Videos ist optisch und inhaltlich vielversprechend und enttäuscht an keiner Stelle. Die Agentur selbst äußerte sich folgendermaßen:

» Die Kampagne zur Markteinführung von BIOM setzt auf integrierte Kommunikation und das Medium Internet. Kernstück ist die internationale Markenwebsite, die zum Produktlaunch an den Start geht. Sie wird mit einer Onlinebannerkampagne sowie mit Printwerbung und PR begleitet. «

Während ich bei vielen Kampagnen das große Gähnen bekomme, weil hinter großen und bedeutungsschwangeren Worten meist nicht viel steht, sitze ich hier mit großen Augen hinter dem Rechner und bin froh, dass es auch anders geht. Eine Idee ist ohne ein Kreativteam wenig wert und man merkt an dieser Kampagne, dass Gedankenexperimente über Lobeslieder hinausgehen müssen um Mehrwert zu schaffen, sei es nur auf emotionaler Ebene.

Den Background eines Social-Commerce-Projektes stelle ich mir so vor wie hier. Jetzt noch Funktionen und Features und diese richtig an den Nutzer bringen, dann wäre ich dabei.

Ich bin angetan: viel Idee, viel Leidenschaft und viel Know-How.

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Empfehlungsdienst Plista.de geht online

Der Personalisierungs- und Empfehlungsdienst Plista beendet seine mehrmonatige geschlossene Betaphase und startet nun vollends durch. Zusätzlich zur Firefox-Erweiterung und einer IE-Version bietet das Berliner Startup ein WordPress-Plugin und Facebook Connect. Wie auch auf deutsche-startups.de nachzulesen, teilt das Unternehmen mit, dass „die Integration den Import von Freunden [ermöglicht], um so Aktivitäten der Freunde über alle Domains hinweg folgen zu können.

plista

So werden neben dem Start der plista-Website in den nächsten Wochen, einige Social Features wie ein Live-Feed oder Freundeslisten die Entwicklung des Unternehmens festigen und voranbringen. Dass man sich bereits während der Betaphase innerhalb der noch beinah praxis-jungfräulichen Grenzen des Social Commerce bewegt hat, äußert auch plista-Chief Information Officer Andreas Richter und beweist damit, dass man einen guten Weg gegangen und seiner Dienstleistung gerecht geworden ist:

» Wir konnten im geschlossenen Test umfangreiches Feedback und Wünsche unser Nutzer sammeln und so für den Start noch wichtige Verbesserungen an unserem Service realisieren. Wir freuen uns, dass wir unser Baby nun endlich der Öffentlichkeit vorstellen können. «

Was magst du im Web? Unter diesem Slogan fällt der Arbeitsbereich von plista und erinnert in erster Linie an das individuelle Buchempfehlungssystem von Amazon, so auch der Kommentar von deutsche-startups. Man möchte dieses Prinzip, laut plista-Gründer Dominik Matyka, auf das gesamte Netz ausdehnen und mithilfe des anonymen Informationssammelns die Vorlieben der Webnutzer erschließen. Relevant sind hier vor allem Surf- und Kaufverhalten, außerdem die Bewertung von Artikeln. Verweise auf ähnliche Artikel sind ebenfalls integriert. Das Funktionsprinzip ist so simpel wie auf Amazon, in der Tat. Dieses Prinzip hat allerdings auch Schwachstellen und Denkfehler, auf welche die heutige Ausgabe des Elektrischen Reporters sehr interessant eingeht.

Die Einnahmequelle halte ich bisweilen (ich lasse mich gern eines besseren belehren) für nicht tragfähig: Für Nutzer ist dieses System kostenlos, für teilnehmende Websitebetreiber nicht. Für die Steigerung der Abrufzahlen soll eine Provision an plista gehen. In diesem Zusammenhang können auch teilnehmende Websites ihren Umsatz durch weitere Empfehlungen erhöhen. Abwarten. Ob ein Konzept funktioniert, ist in einer Betaphase leider noch nicht testbar.

Plista befindet sich also in der Betaphase 2. Viel Erfolg.

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Twitter als Suchmaschine

Twitter hat die kritische Masse bereits erreicht und wo auch immer etwas Wichtiges und Großes auf der Welt passiert, es wird getwittert. Punkt.

Twitter hat sich aber bisher noch keinen einzigen Weg erschließen können, um Geld zu verdienen.

Man weiß um das eigene Potential Bescheid, kam dann mit eigentümlichen Ideen, wie Unternehmen für den Dienst bezahlen zu lassen, wenn sie diesen gewerblich nutzen. Also eben eine Form des aufgezwungenen Premium-Accounts, wobei sich die Frage stellt, welche Extras man Twitter-Usern vorgelegt hätte um dieses Modell auch tragfähig zu machen. Einfach nur auf die Knie zu fallen und zu beten, dass hoffentlich allen klar ist, wie wichtig der Kommunikationskanal Twitter in Zukunft noch sein wird, ist aus unternehmerischer Sicht in etwa so vernünftig wie die Typen, die auf privaten Sendern ihr Leben in Deutschland aufgeben um dann anschließend im Ausland zu versagen und wieder zurückzukehren. Mit Mut kann, muss man aber nicht zwangsläufig das große Geld machen.

Die Zukunft von Twitter als Suchmaschine?

twitter - Suchmaschine

Neben dem ganzen Geschwätz sammelt Twitter ebenfalls die Erfahrungen von Twitter-Usern mit Produkten und Services. Und anders als bei Amazon beispielsweise, weil live. Das eröffnet Usern die Möglichkeit über Marken und Produkte zu twittern, während sie diese benutzen. Nicht: Ich twittere; sondern: ich twittere mit Menschen. Es wird nicht nur sinnlos ins Netz geschrien. Und genau da könnte der Microblogging-Dienst Twitter ansetzen: ein Live-Suchmaschinen-Dienst.

Den hat Twitter letzten Sommer übrigens auch erworben: search.twitter.com („See what’s happening – right now“). Das Prinzip hat Wert: Menschen suchen über Twitter News, Marken und Produkte suchen nach Feedback, verwandt mit dem Prinzip des Liveshopping-Feedbacks (oder generell Online-Shops, die ihre User einbinden).

twitter - results

Das Modell für Extradienste wie Premium-Accounts ist für Twitter Unsinn und sollte begraben werden. Man täte gut damit, Twitter als Plattform auszubauen, mehr User und damit mehr Tweets zu sammeln. Mit der Suche nach Informationen ist definitiv leichter Geld zu verdienen, siehe Google.

Twitter also bald als Google-Konkurrent? Solche Vorstellungen sind zu diesem Zeitpunkt erstmal absurd und wenn doch, und man in diesem Kontext über Geld verdienen nachdenkt, dann landet man bei Ads. Reichen diese und würden die Sinn auf Twitter machen?

Diese Frage kann man leicht überspringen, da es für Twitter auch weitere Wege geben könnte, Ads sind bei weitem nicht der einzige Weg um Geld machen zu können.

Marken, Artikel oder Produkte benötigen Werkzeuge bzw. Tools, um die Daten und Informationen, die Twitter bereitstellt, in einen Sinn machenden Kontext zu setzen. Angebote wie Scout Labs könnten dies ebenfalls übernehmen.
scout labs

Sollte Twitter seine Möglichkeiten voll ausschöpfen und das eigene Gebrauchspotential an Markenprodukten herantragen können, um jenes dann monetär zu gestalten, hätte Twitter in Zukunft eine ausgezeichnete Perspektive ein profitables und unabhängiges Unternehmen zu werden.

Und wenn man sich beeilt, dann könnte man ja Facebook kaufen. Für 5 Dollar oder so.

[weitere Infos: hier]

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Produkt der Woche: Timeless Garden

Zuerst hab ich einen digitalen Bilderrahmen gefunden, der wirklich ziemlich toll aussah. Aber dann fiel mir wieder ein, dass digitale Bilderrahmen wirklich der totale Schrott sind. Ich kann mich ja durchaus mit dem digitalen Zeitalter anfreunden, mehr noch, ich mag es. Aber digitale Bilderrahmen bringen all das auf den Punkt, was teilweise so schief läuft in der Welt. Ich möchte sie nicht mit Kriegen auf eine Stufe stellen, aber nah dran ist das schon.

Deswegen habe ich mich für den grünen Daumen entschieden. Oder um es präzise zu sagen: für den Timeless Garden (Designers: Francesco Castiglione Morelli & Tommaso Ceschi). Das ist ein Wecker, der ohne Stromquelle und Batterien läuft. Man pflanzt einfach Gras an (aber bitte nicht das Falsche). Gras, Erde und eine dadurch entstehende chemische Reaktion erzeugen so etwas wie Strom.

Tolle Idee. Und ungefähr eine Million Mal besser als digitale Bilderrahmen.

[via]

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Der Online-Werbemarkt wird es schon richten

Der Bundesverband Digitale Wirtschaft übt sich auf der Computermesse CeBIT in Hannover in weiser Voraussagekraft. Letztes Jahr hat der Online-Werbemarkt kräftig zugelegt (um 25 Prozent auf 3,65 Milliarden Euro) und dieses Jahr soll es laut BVDG noch einmal nach oben gehen (weitere 10 Prozent auf 4 Milliarden Euro).

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[Grafik via Netzökonom]

Bevor ich es vergesse: auch das Suchmaschinenmarketing wird laut BVDG-Schätzung um 10 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro wachsen.

Zeit um sich die Hände zu reiben. Zeit die Fehler des 2000.com-Desasters zu ignorieren, um sie entsprechend neu zu machen und in diesem Zusammenhang vorzubereiten. Wir täten gut damit, den Hype nicht mit großen aufgerissenen Augen an uns zu drücken und lieb zu haben. Denn nein, die Werbung, egal wie schief die Kurve nach oben zeigt, wird nicht alles bezahlen können.

Mit 14,8 Prozent am Gesamtmarkt 2008, ist die Online-Werbung alles andere als unwichtig, aber mehr als Zahntropfen ist einfach nicht drin. Videowerbung: Wachstum 2008 betrug 236 Prozent. Volumen: 30 Millionen Euro. So sieht das nämlich aus.

Und bevor ich es vergesse, die Web-2.0 Expo findet hierzulande nun auch nicht mehr statt: „

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Produkt der Woche: Das Bush-Shirt

Ich würde dieses Produkt der Woche ja am liebsten einfach unkommentiert im Raum stehen lassen, aber ich kann einfach nicht. Wer mir dieses Shirt für 16 Dollar hier kauft, dem werde ich auf ewig in Dankbarkeit verpflichtet sein. Und zu dem Aufdruck auf diesem Shirt würde prima meine Run -DMC-Sonnenbrille passen. Und eine Propellermütze. Die perfekte Kombination.

shirt
Via Printliberation.com

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OTTO und Bunte.de bringen die Talkshow ins Netz

Talkshows bald im Netz? Ich muss zugeben, dass dieser Gedanke schon irgendwie ziemlich gruslig ist. Ich möchte sagen, dass das erfolgreiche Format der Talkshow viel zu unserem kulturellen Verständnis beigetragen hat. Es hat uns klare Vorstellungen davon vermittelt, was Traurigkeit und Fremdscham bedeutet. Vielleicht hat man ja deswegen so gerne zugesehen. Ich kenne niemanden, der zugeben würde, jemals Talkshows gesehen zu haben.

Aber jetzt schleicht sich das Format ins Netz. Beziehungsweise die Akteure von damals, die nachmittags im Fernsehen aufgelaufen sind. Das Versandhaus OTTO und Bunte.de kooperieren und stellen mit „Bunte Life“ eine Sendung auf die Beine, die uns ja schon bekannt ist. Produziert wird diese Mode- und Lifestylesendung von dem ehemaligen Daily Talker Andreas Türk. Dreimal die Woche soll das Magazin oder Web-Show live gestreamt werden (16.30 Uhr – montags, mittwochs und freitags).

Das Besondere an dieser Sendung ist wohl das Mitmach-Konzept. Man lädt ein paar Prominente als Studiogäste ein und lässt diese mit dem Moderator über Mode- und Lifestylethemen reden. Die Zuschauer können sich während der Sendung via Telefon, Skype oder Chatbox auf der Homepage in das Geschehen einklinken, mit den Moderatoren und den Studiogästen interagieren, Kommentare abgeben, Dateien hochladen, die unter Umständen in die Sendung sogar mit einfließen.

Auf meedia.de heißt es:

» Durch die Bunte-Zusammenarbeit mit Otto soll es demnächst möglich sein redaktionelle Inhalte mit Angeboten der E-Commerce-Plattform des Versandhändlers zu verbinden. In der Show und auf der Plattform soll es darüber hinaus noch spezielle Shopping-Tipps geben. «

Die Idee ist an sich wirklich sehr interessant. Wie genau dieses Format im Web bestehen kann, ist überhaupt nicht einschätzbar. Und obwohl es um Mode und Lifestyle geht, fragt man sich welches Zielpublikum damit genau aktiviert werden soll. Aber an sich eine wirklich tolle Idee. Die Umsetzung lassen wir jetzt mal außen vor. Produzent Türk jedenfalls glaubt fest daran, dass

» durch die optimale Abstimmung von Bewegtbild, Interaktivität und redaktioneller Führung der Nutzer an ‚Bunte life‘ gebunden [wird] […]. Die journalistischen Inhalte und die Präsenz von Charlotte Karlinder sind die perfekte Kombination, möglichst viele User zu aktivieren. «

Wollen wir seine Ambitionen mal nicht erschüttern. Nur eins noch am Rande, das mit dem Thema hier nicht direkt was zu tun hat:

Ich warte nur darauf, dass Formate wie dieses nackige Herumgehüpfe auf komischen Sendern, wo man teuer anrufen darf um unlösbare Rätsel zu entknobeln ins Web geht. Eine Ein-Mann-Show mit völlig nervigen „Moderatoren“. Wenn das irgendwann mal ins Netz kommt, dann ziehe ich den Stecker.

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BuyVIP: Kundensupport mit Livechat

Der Shoppingclub BuyVIP ist dem Gedankenexperiment von BuyVIP-Gründer Gerald Heydenreich anscheinend gefolgt. Noch im Januar philosophierte Heydenreich öffentlich über neue Modelle im Online-Handel und scherzte eher unfreiwillig über den Rollentausch von Online- und Reallife-Geschäften, wobei man (auch unfreiwillig) an eine Vermischung dieser denken musste:

» Warum gibt es zum Beispiel nicht einen Laden, in dem man sich all das ansehen kann, was man online kaufen kann. Das wäre doch der nächste logische Schritt, wenn doch sowieso ein Großteil der Käufer nur noch in den Laden geht, um sich eine kostenlose Beratung zu holen, nur um dann online das günstigste Angebot auszuwählen. «

BuyVIP

Und nun? Nun wird der Support liver (was anderes als der Komparativ ist mir nicht eingefallen). Mittels Livechat können Mitglieder der Community ihre Fragen sofort klären lassen. Eine Sache, die man schon von paul-direkt kennt und dem Anbieter Myby nur ans Herz legen könnte. So mancher Ruf könnte damit wieder korrigiert werden. BuyVIP mischt mit diesem Schritt ein neues Gefühl der Beratung und des Supports in das eigene Kerngeschäft und nimmt damit vertraute Züge des Real-Life-Einkaufens an. Praxis und Theorie (Heydenreichs Gedankenexperiment) sind vielleicht doch nicht unfreiwillig.

Auch INTERNET WORLD berichtete von diesem Schritt und schreibt:

» Nach der Angabe von Namen und E-Mail-Adresse steht den Kunden des geschlossenen Shoppingportals ein Servicemitarbeiter zur Verfügung, der sofort per Chat Anfragen zu Produkten oder Auftragsstatus beantwortet. Von dem neuen Service verspricht sich der Betreiber von BuyVIP einen schnelleren Service und damit indirekt eine höhere Kundenbindung. «

Ein wahrhaft weiser Schritt. Und ein logischer dazu.

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Todesstrafe, Freunde und Lokalisten.de

Nachdem Xing erst vor wenigen Tagen für ihr savethesacked.com-Spiel verbal gesteinigt wurde (und im Zuge dieser verbalen Steinigung sich dazu bewegen ließ, das Spiel aus dem Netz zu nehmen), darf sich nun auch die Werbeagentur DDB Berlin die Pfeife der „Werbepannen“ anstecken. Oder sagen wir lieber: Anstecken lassen.

Die Werbeagentur kam ohne beauftragt worden zu sein auf die Idee, man könne ja für die ProSieben.Sat1-Community Lokalisten.de drei Werbe-Comic-Strips zum Thema „It’s good to have friends“ entwerfen. Einer dieser Entwürfe wird jetzt natürlich wieder im Netz zerpflückt. Es fallen die gängigen Termini: „geschmacklos“, „peinlich“, „schockierend“, „krank“, etc.

lokalisten

Alper Iseri versteht die Welt nicht mehr, weil er findet, dass Todesstrafe, Lokalisten.de und „It’s good to have friends“ nicht in ein Werbe-Konzept passen.

Marcus Prosch, Unternehmenssprecher vom Hauptgesellschafter SevenOne Intermedia (ProSieben.Sat.1-Gruppe) ist zutiefst schockiert, distanziert sich sofort von dieser „Werbung“ und mahnt die Agentur auch gleich mal ab.

Und ich frage allen Ernstes: Haben wir Angst vor der Werbung oder haben wir Angst vor den Menschen, die diese Werbung beurteilen und in ihrem „moralischen“ Weltbild einzuordnen versuchen?
Diese Werbung finde ich sehr witzig, Geschmäcker gehen eben auseinander. Diese Werbung ist selbstverständlich auch sehr makaber, das war ja der Sinn an der Sache.

Da baumeln im Hintergrund zwei Strichmännchen am Galgen. Und? Einer wurde vom Henker gerettet, weil man sich kennt: „It’s good to have friends“. Wo ist das Problem? Warum schlagen manche, die das unmöglich finden und unbedingt Konsequenzen sehen wollen, nicht auch eine Anzeige gegen Monty Python vor? „Das Leben des Brian“ oder so. Ganz schlimm. Weil da Leute am Kreuz singen und Pfeifen.

Lasst die Kirche ruhig mal im Dorf, da gehört sie nämlich hin. Was uns täglich an fiktivem Mord und Totschlag im Fernsehen präsentiert wird, ist wesentlich schlimmer. Im Übrigen handelt es sich hier um einen Comic. Er ist makaber, ja, aber als Werbemittel ist das sehr gut geeignet. Ich denke da jetzt mal lediglich an die Zielgruppe. Das Xing-Spiel war genauso fiktiv. Es gab keinerlei identifizierbaren Kontakt zur „echten“ Welt. Die Burger-King-Kampagne hingegen war sehr geschmacklos, weil da „echte“ Menschen gedemütigt wurden.

Sprechen wir lieber nicht von Dingen, die Grenzen überschreiten oder von Pietät. Man ist hier niemanden auf die Füße getreten. Falsche Moral ist auch eine Moral?

Sehe ich anders. Die Werbung ist lustig, die Agentur hat das gut gemacht. Ich bin übrigens entschieden gegen die Todesstrafe und schaue gerne Monty Python. „It’s good to have friends“. Stimmt schon. Ist wirklich gut.

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